© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/09 04. September 2009

Fünf Jahre „Blaue Narzisse“: Der Erfolg eines Schüler- und Studentenprojekts
Selbstbewußt und konservativ
Nils Wegner

Weil in Chemnitz alle Schülerzeitungen nur dämliche Lehrerzitate abdruckten, gründeten wir eine eigene mit etwas mehr Niveau. Jetzt – fünf Jahre später – können wir auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken“, freut sich Felix Menzel, seines Zeichens Autor, Student der Medienwissenschaften und Mitbegründer der Blauen Narzisse (BN). Deren erste Ausgabe erschien vor fünf Jahren mit einer kleinen Auflage von 300 Exemplaren und einem Umfang von 40 Seiten als „erste Chemnitz-weite Schülerzeitung“.

Im Fadenkreuz des „Kampfes gegen Rechts“

Der ursprünglich zehnköpfige Autorenstamm hatte sich von Anfang an auf kulturelle sowie schul- und jugendbezogene Themen spezialisiert. „Wir wollen fördern, daß junge Schüler ihrer Kreativität freien Lauf lassen“, formuliert Menzel sein Credo. Damit gelang es auf Anhieb, eine interessierte Leserschaft zu finden – trotz der Steine, die dem anfangs noch dezidiert unpolitischen jungen Projekt ab seinem ersten Lebenszeichen in den Weg gelegt wurden.

Ganz auf eine junge Leserschaft zugeschnitten, beschäftigten sich die bis zum Sommer 2006 erschienenen sechs Ausgaben unter dem thematischen Leitgestirn „Kultur – Schule – Stadt vs. Natur“ unter anderem mit alternativen Bildungssystemen, dem Wandervogel oder einem möglichen Wiederaufleben traditioneller Werte unter Jugendlichen. Sie waren garniert mit zahllosen Fotografien, Gedichten, Zeichnungen und Rezensionen. Dabei finanzierte sich die BN allein durch Werbeanzeigen und private Aufwendungen der Redakteure.

Unter den Schülern der Gymnasien in Chemnitz und Umgebung stieß das junge Projekt auf reges Interesse; aus einem Leserbrief des damaligen Schülers Martin Schurmann: „Nach näherem Hinsehen entdeckte ich ein hinterfragendes, gesellschaftskritisches und künstlerisches Magazin.“ So war es zumindest an jenen Schulen, die einen Verkauf zuließen – schon ganz zu Beginn wurde der BN die Mitgliedschaft dreier Gründungsautoren in der pennalen Burschenschaft Theodor Körner zum Nachteil ausgelegt, wobei man im Sinne des allgegenwärtigen „Kampfes gegen Rechts“ unterschlug, daß die Gesamtheit der Redaktion lediglich ein Zusammenschluß journalistisch interessierter Jugendlicher war.

Doch sie wurden nicht nur mit Vertriebsverboten konfrontiert. „Man hat auf Plakaten, Flyern und sogar einer eigens dafür geschaffenen Internetseite namens ‘Braune Narzisse’ mit aller nur erdenklichen Infamie versucht, Schüler von der Mitarbeit an der BN abzuhalten – wie zum Beispiel mit der völlig haltlosen Unterstellung, wir bekämen Geld von NPD und Republikanern!“ erinnert sich Menzel kopfschüttelnd. Der durch diese Maßnahmen bedingte Rückgang an verkauften Exemplaren führte Mitte 2006 zu einer vorübergehenden Einstellung der Printausgabe.

Dem ausgeübten Druck zum Trotz wuchs jedoch die BN durch die „Neuen Medien“ stetig weiter. So konnte das im März 2006 geschaltete Jugendportal www.blauenarzisse.de innerhalb von drei Jahren zu einem vielbeachteten Internet-angebot mit heute bis zu 1.500 Lesern am Tag ausgebaut werden.

Bald gewann man auch die ersten prominenten Interviewpartner wie beispielsweise Henryk M. Broder, die neben einer Vielzahl anspruchsvoller Artikel dem Projekt erhebliche Aufmerksamkeit einbrachten. Ebenso ging diese Entwicklung einher mit der Mauser von einer unpolitisch-ästhetischen Schülerzeitung hin zu einem kreativen, konservativen Nachwuchsjournalismusprojekt.
„Was du bist, das habe den Mut, ganz zu sein“

Derzeit verfügt die BN über einen 60köpfigen Stab an regelmäßigen und gelegentlichen Autoren im Alter von 15 bis 25 Jahren, darunter nicht wenige Mädchen – die Schülerin Laura Küchler bekräftigt dies in ihrem Artikel „Die konservative Frau“ wie folgt: „Konservatismus ist keine frauenfeindliche Männerdomäne, sondern ein Ort, wo auch weibliches Engagement gefragt ist.“ Durch das Wachstum ermöglicht, erscheinen seit Dezember 2007 wieder Druckausgaben. Sie widmen sich Themen wie Gender Mainstreaming aus dem Blickwinkel eines selbstbewußten, jugendlichen Konservatismus ganz im Sinne des Schlageter-Zitats, das 2004 die erste Ausgabe beschloß: „Sei, was Du willst auf der Welt, aber was Du bist, das habe den Mut, ganz zu sein“.

Zur Feier des fünfjährigen Bestehens findet Mitte September in Chemnitz ein BN-Treffen mit Verteilaktionen, Journalismusseminaren und einer abendlichen Festveranstaltung statt.

Anmeldung zur Festveranstaltung und weitere Informationen unter 0178 / 60 59 639 oder blauenarzisse@gmx.de

BN-Jubiläumsausgabe und BN-Gründer Felix Menzel (l): Der Kreativität freien Lauf lassen  

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