© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/09 04. September 2009

DVD: Schrei der Eule
Abgründe
Werner Olles

Literaturverfilmungen sind leider oft ziemlich enttäuschend, eine löbliche Ausnahme bilden die filmischen Umsetzungen der psychologisch subtilen Thriller der Autorin Patricia Highsmith („Der talentierte Mr. Ripley“). Als Claude Chabrol 1987 mit „Der Schrei der Eule“ einen der erfolgreichsten Romane Highsmiths verfilmte, lobten die Kritiker die „geschickte Verkürzung und präzise Übertragung“. 2008 nahm sich der junge Videoclip-Regisseur Jamie Thraves des düsteren Stoffes an und schuf mit „The Cry of the Owl“ einen packenden Psychothriller, in dem es um die Obsession eines Mannes geht, die nicht nur ihn ins Verderben führt.

Robert Forrester (Paddy Considine) flieht nach dem Scheitern seiner Ehe aus der Metropole New York in eine ruhige, idyllische Kleinstadt, wo er seinen Frieden suchen und einen persönlichen Neuanfang wagen möchte. Doch anstatt Ruhe zu finden, gerät Robert, getrieben von seiner voyeuristischen Obsession, unaufhörlich in eine tödliche Katastrophe. Immer wieder zieht es ihn auf seinen nächtlichen Beobachtungszügen zu einem einsamen Haus im Wald. Von seinem Versteck aus beobachtet er durch das Küchenfenster eine junge blonde Frau, bis sie ihn eines Tages ertappt. Doch Jenny ruft nicht die Polizei, sondern bittet den Fremden in ihr Haus. Als Robert die Tür durchschreitet, übertritt er eine unsichtbare Grenze mitten hinein in Jennys Leben und in ihren gemeinsamen Untergang, an dem auch seine Ex-Frau, die wieder zu ihm zurück will, und Jennys eifersüchtiger Ex-Freund nicht unbeteiligt sind. Doch bevor Robert das tödliche Komplott durchschaut, zieht sich die Schlinge um seinen Hals bereits zusammen …

„Der Schrei der Eule“ ist eine hochspannende und elektrisierende Geschichte über menschliche Katastrophen, über Wahnsinn, Liebe, Mord und die Abgründe der menschlichen Seele. Langsam, aber stetig wird man als Zuschauer hineingezogen in ein erdrückendes Netz der Angst.

Die fesselnde Atmosphäre der berühmten Romanvorlage erreicht der Film mühelos, wobei besonders die schauspielerischen Leistungen beeindruckend sind. Paddy Considine („Das Bourne-Ultimatum“) verkörpert den sensiblen und seelisch labilen Robert auf eindrucksvolle Weise, und Julia Stiles („Das Omen“) überzeugt in der weiblichen Hauptrolle als aufdringliche Frau, die sich nicht abweisen läßt und schließlich selbst zugrunde geht.

Als Extras bietet die DVD ein „Making Of“, den Originaltrailer und eine Kurzvita von Patricia Highsmith.

DVD: „Der Schrei der Eule“, Ascot Elite, Stuttgart, Lauftzeit: ca. 96 Minuten

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