© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/09 28. August 2009

Frisch gepresst

Afghanistan-Krieg. Weder Kanzlerin Merkel noch Herausforderer Steinmeier wagen im Wahlkampf exakte Prognosen über einen Rückzug deutscher Soldaten aus Afghanistan abzugeben. Wahrscheinlich weiß sowohl der derzeitige Außenminister als auch seine Chefin, daß es eine „Exit-Strategie“ derzeit gar noch nicht gibt. Der „Einsatz“ habe das Ziel, „selbsttragende Sicherheit“ am Hindukusch zu schaffen, was nach Aufbauhilfe und Polizeiaktion klingt und wohl auch klingen soll. Stefan Kornelius, Leiter des Außenpolitik-Ressorts der Süddeutschen Zeitung, hat sich „Deutschlands Selbstbetrug in Afghanistan“ in einer bemerkenswerten Schrift gewidmet (Der unerklärte Krieg. Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2009, broschiert, 101 Seiten, 10 Euro). „Längst hat sich die Unentschlossenheit der Verantwortlichen zu einem Knäuel von politischen Halbwahrheiten und militärischem Unfug verdichtet“, resümiert der Journalist. Akribisch zieht er Bilanz dieses Krieges, in dem deutsche Soldaten jetzt länger kämpfen, als der Zweite Weltkrieg dauerte. Polizeiausbildung, „Befriedung“, Infrastrukturmaßnahmen, Demokratieaufbau oder Drogenanbau: In keinem Feld konnten entscheidende Fortschritte gemacht werden. Selbst die 2001 verjagten Taliban konnten ihre militärische Schlagkraft wiedererlangen. Immerhin hat Deutschland über sieben Jahre den eigentlichen Zweck des Afghanistan-Abenteuers – der Beweis der Vasallentreue zu den USA – brav erfüllt. Dieses letzte politische Fazit bleibt bei Kornelius leider unausgesprochen.

Staufer. In Italien, wo insbesondere der deutsche Kaiser Friedrich II. (1194–1250) die meiste Zeit seines Lebens verbrachte, nennt man die Dynastie der Staufer „Suevi“, was auf den schwäbischen Ursprung dieses Kaiserhauses anspielt. Der frühere Direktor des Generallandesarchivs in Karlruhe, Hansmartin Schwarzmaier, hat in anschaulichem Umfang die Lebenswelt der Staufer wiedergegeben, die nach den Ottonen (919–1024) und Saliern (1024–1125) das mittelalterliche Heilige Römische Reich beherrschten. Innerhalb weniger Generationen wurde aus dem regionalen Geschlecht – als solches eignet sich „Die Welt der Staufer“ (Wegstationen einer regionalen schwäbischen Königsdynastie. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2009, broschiert, 237 Seiten, Abbildungen, 14,90 Euro) trefflich als Band 1 einer „Schwäbischen Geschichte“ – eine Dynastie europäischen Formats. Natürlich spielen Friedrich I. Barbarossa als lang regierender (1155–1190) Sehnsuchtskaiser der Deutschen und sein Enkel Friedrich II., der mit Italienisch als Muttersprache von seinem Lieblingssitz im apulischen Castel del Monte aus residierte, die Hauptrolle in Schwarzmaiers kenntnisreicher Revue.

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