© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/09 28. August 2009

UMWELT
Milliarden neue Bäume pflanzen
Volker Kempf

So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen, es ist soweit“, lautete in Anspielung auf Martin Luther die Botschaft von Hoimar von Ditfurth in den achtziger Jahren zur Lage der natürlichen Umwelt. Die damals gepflanzten Apfelbäumchen tragen heute Früchte. Aber so wörtlich war das auch nicht gemeint mit der Pflanzaktion. Und von Ditfurth hatte andere Zeithorizonte im Sinn. In Afrika braucht man allerdings nicht weit in die Zukunft zu schweifen, um den Untergang bevorstehen zu sehen. Hier hat sich die Lage der Umwelt in der Tat deutlich zugespitzt: Der Bevölkerungsdruck wächst, Wälder werden gerodet, und der Klimawandel gibt den Steppen den Rest. Mit dem Regen ist die Ernte ausgeblieben, Brunnen versiegen, Vieh wird notgeschlachtet. So sieht die Lage in Kenia aus. Schlimmer noch: Nahrungsmittelhilfslieferungen versanden sprichwörtlich – in einer Bürokratie, in der die Zuständigkeiten unklar sind und die in Afrika leider übliche Korruption herrscht.

In Kenia sollen nun aber tatsächlich Bäumchen gepflanzt werden, 7,6 Milliarden Stück in 20 Jahren. Die auf drei Prozent dezimierte Waldfläche des Landes soll damit auf zehn Prozent erhöht werden. Das Vorhaben soll 20 Milliarden US-Dollar kosten. Das ist doppelt soviel wie der Jahresetat des Landes. Aber der Wald speichert Feuchtigkeit und schützt den Boden vor der Austrocknung. Ohne Wald wird das Wasser knapp. Ohne Wasser hat Kenia keine Zukunft. Es ist eine gute Nachricht, wenn ein Staat nicht nur für den Raubbau oder das Militär, sondern für die Aufforstung große Summen ausgibt. Fehlt nur noch ein Projekt gegen die Korruption – oder wenigstens ein symbolisches Apfelbäumchen, weil gegen sie kein Kraut gewachsen ist.

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