© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/09 14. August 2009

Meldungen

„Es gab eine Art Hochstapler-Ökonomie“

AMSTERDAM. Der Wirtschafts­ethiker Peter Koslowski gibt der Politik eine entscheidende Mitschuld an der Finanzkrise. Diese förderte „die Erwartung eines immerwährenden Wirtschaftswachstums, sie beteuert steigende Konsummöglichkeiten – und sie nährt den irrigen Glauben, das alles sei ohne Produktivitätsfortschritte durch leichtere Kreditvergabe zu erreichen“, erklärte der Amsterdamer Philosophieprofessor in der Wirtschaftswoche. „Am Anfang der Krise stand die Idee von New Yorker Bankhäusern wie Goldman Sachs, Kredite wie Aktien zu verbriefen und zu handeln“, so Koslowski, doch „den Wert einer verbrieften Schuld kann ich nicht verfolgen, genausowenig wie ich Informationen über den Schuldner erhalte. Es findet genau genommen auch keinerlei Wertschöpfung statt. Das ist, als würden Sie ein Auto tausendmal verkaufen.“ Man habe die Illusion des perfekten Marktes beschworen, in dem es allen bessergehe, wenn die Manager den Aktienwert maximierten: „Seit den neunziger Jahren gab es eine Art Hochstapler-Ökonomie – und die Banken waren nur die schlimmsten Hochstapler. Als 2002 die erste Blase platzte, hätte man denken müssen: Okay, das war’s, jetzt kehren alle um. Dann aber kam der geniale US-Notenbankchef Alan Greenspan, vermied die Rezession und pustete statt dessen die nächste Blase auf“, meinte Koslowski.

 

Kein Einheitsmilchpreis für ganz Europa

WIEN. Der Bioprodukte-Unternehmer Werner Lampert hat Spekulanten für die Preisrallye auf dem Milchmarkt (JF 23/09) verantwortlich gemacht. In Tirol zahle man nur noch 22 Cent für einen Liter Milch. Dafür könne man keine Qualität herstellen: „Jeder Bauer gibt von seinem eigenen Geld, das er ohnehin nicht mehr hat, verschuldet sich dafür, daß er überhaupt Milch liefern darf“, erklärte der Chef des Csardahofs in Pama im Burgenland in der Wiener Presse. „Die Preisbildung verläuft ziemlich abstrakt. Wir haben vor eineinhalb Jahren noch erlebt, daß die Bauern 50 Cent bekommen haben. Damals wurde auch kein Konsument gefragt, sondern irgendwer in Chicago hat mit Milchpulver spekuliert. Als er das Milchpulver nicht wegbekommen hat und die Lager voll waren, ist der Preis zusammengebrochen“, so Lampert. Es könne keinen Einheitsmilchpreis für ganz Europa geben, denn es würden unterschiedliche Qualitäten hergestellt: „Milch in Holland, Dänemark, Norddeutschland wird unter ganz anderen Bedingungen produziert als in den Alpen.“

 

„100-Seen-Programm“ gegen Privatisierung

POTSDAM. Der Naturschutzbund (Nabu) will mit einem „100-Seen-Programm“ den Verkauf wichtiger Gewässer in Brandenburg an Privateigentümer verhindern. „Unsere Gewässer sind Allgemeingut und sollen den öffentlichen Interessen dienen, nicht den Privatinteressen von Investoren“, erklärte Nabu-Landeschef Tom Kirschey. Derzeit besitze der Nabu bzw. seine Untergliederungen bereits 21 Seen in Brandenburg. Sie wurden im Rahmen des „Nationalen Naturerbes“ übertragen oder mit Hilfe von Spendengeldern und Stiftungen bei Ausschreibungen der Treuhandnachfolgerin BVVG gekauft, so Kirschey. Weitere Informationen unter www.brandenburg.nabu.de

 

Zahl der Woche

Auf rund 4,4 Milliarden steigt voraussichtlich in diesem Jahr die Zahl der Mobilfunk-Nutzer. Damit nutzen dann etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung ein Mobiltelefon. 2008 waren es noch 3,9 Milliarden. Den größten Zuwachs wird es in Indien (+32 Prozent), Brasilien und China geben.

(Quelle: www.eito.com)

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