© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/09 14. August 2009

UMWELT
Ausverkauf der Tierwürde
Volker Kempf

Was ist ein „Nicht-Visum-Antrag“? Das ist ein Antrag, kein Visum erhalten zu wollen. Entsprechende Formulare bietet die Albert-Schweitzer-Stiftung unter www.albert-schweitzer-stiftung.de für deutsche Antragsteller zum Herunterladen an. Empfänger­adresse ist die ägyptische Botschaft in Berlin. Der Begleittext besagt, daß der Antragsteller erst dann wieder bereit sei, nach Ägypten zu reisen, wenn sich die Zustände dort ändern. Gemeint ist allerdings nicht der Skandal um die von einem Einzeltäter in Deutschland ermordete Ägypterin und die hierauf aufbauende Hetzkampagne von Islamisten gegen Deutsche. Nein, unabhängig davon geht es um unsere tierischen Mitgeschöpfe, zu denen auch Schweine gehören. Diese Tiere genießen in Ägypten nämlich nicht die internationalen Standards der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), sondern werden grausam getötet, wie ein Video belegt. Das soll sich ändern; erst dann erklärt sich der Antragsteller bereit, wieder Ägypten zu besuchen.

Empörung gibt es seitens der besagten Stiftung auch über die Wiederaufnahme von Rindertransporten von Deutschland in das 3.000 Kilometer entfernte Libyen. Schreiben solle man aber nicht nach Libyen, sondern dringend an Agrarstaatssekretär Gerd Müller (CSU), der diese Art von Wirtschaftsbeziehung begrüße, obwohl er selbst noch vor einem Jahr Tiertransporte mit Tierquälerei in Verbindung gebracht habe. Der traurige Höhepunkt des tagelangen Transports werde für viele der Tiere der betäubungslos erfolgte Schächtschnitt und das Ausbluten bei Bewußtsein sein. Tiere dem preiszugeben, ist für Mitweltethiker der Ausverkauf der Tierwürde und damit auch des Restbestands christlich-abendländischer Werte.

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