© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/09 07. August 2009

Leserbriefe

Zum Titelbild „Aufstand der Anständigen“, JF 30/09

Bärte, Befreiungskriege und Barbiere

Mit dem Titelbild haben Sie mir wahrlich ein historisches Schlüsselerlebnis beschert. Denn als ich das Bild mit den Helden der Befreiungskriege eine Weile betrachtete, wurde mir auf einmal schlagartig klar, wieso das 19. Jahrhundert ein voll- und rauschebärtiges Jahrhundert gewesen war. Die sich da sammelten und mutig kämpften (und sicher im Felde wenig Gelegenheit zum Rasieren hatten), wurden für das ganze Land identitätsstiftend und vorbildlich, erst recht, als das französische Joch endlich abgeschüttelt war. Und mit dem Bart ließ sich zum einen dokumentieren, daß man in jenen Tagen mit dabei war, und zum anderen, daß man sich zumindest nachträglich mit dem Freiheitsgedanken solidarisch zeigte.

Aber nicht nur der Beginn der Bartmode als Männlichkeitszeichen, auch das abrupte Ende ist wieder aufs neue ein ebenso scharfer historischer Einschnitt. Das Aus für die stolze Manneszierde kam dann nämlich zu Beginn des Ersten Weltkriegs – aus ganz pragmatischen, banalen Gründen. Da man auf beiden Seiten auf die perfide Idee verfallen war, den Gegner mit Giftgas wie Ungeziefer zu vernichten, mußte der Bart ab, denn anders waren die Gasmasken nicht dicht zu bekommen.

 Eo Scheinder, Berlin

 

 

Zu: „Kein Wahlkampf wie jeder andere“ von Norbert Geis, JF 31-32/09

Von Wahl nicht viel zu erwarten

Diesmal geht Norbert Geis in seiner Einschätzung leider völlig fehl. Während sich Linke-Chef Oskar Lafontaine 1999 aus der Bundesregierung zurückzog, weil er unter anderem die Liberalisierung des Finanzsektors nicht mittragen wollte, hat sich Angela Merkel noch bis zum Platzen der Derivateblase für die Ausweitung der Zulassung strukturierter Finanzprodukte in Deutschland eingesetzt. An der Krise trägt sie also mehr Schuld als Lafontaine.

Als Krisenbewältiger ist von Schwarz-Gelb daher nicht mehr zu erwarten als von Rot-Rot-Grün. Eher im Gegenteil, denn von einem Umdenken und mehr Regulierung hört man bei Union und FDP nichts. Ob Schwarz-gelb gesellschaftspolitisch andere Akzente setzen würde? Ich habe meine Zweifel. Von einer Richtungswahl kann also keine Rede sein.

Jan Brese, Göttingen

 

 

Zu: „Irre Finanzmarktpolitik“ von Wolfgang Philipp, JF 31-32/09, „Toxische Verbriefung“ von Wolfgang Philipp, JF 31-32/09, und „Das verbriefte Nichts“ von Wolfgang Philipp, JF 27/09

Den „Faust“ wieder vorgeholt

Die angeführten Artikel sind meines Erachtens das Glänzendste, was zum Thema Finanzkrise bisher geschrieben wurde. Äußerst kurz, aber prägnant. Und das „verbriefte Nichts“ ließ mich meinen „Faust II“ wieder hervorholen – ein sprachlicher Hochgenuß in dieser krisengedrückten Zeit!

Dr. Cornelius Junghans, Ulm

 

 

Zu: „Ohne Mythen geht es nicht“ von Martin Lichtmesz, JF 30/09

Er dachte deutschnational

Mit Sicherheit kann man Stauffenberg als deutschen Patrioten sehen. Wenn Stauffenberg lebte und wüßte, was sogenannte Demokraten aus dem heiligen Deutschland gemacht haben, würde er bestimmt wieder zur Tat schreiten.

Ob sein Attentat auf Hitler zu einer Beendigung des Krieges geführt hätte, ist sicher sehr zweifelhaft. England war trotz jahrelanger Friedensverhandlungen zu keinem Kriegsende bereit, ob nun mit oder ohne Hitler. Ob die aggressive Sowjet­union in dieser Position 1944 die Kampfhandlungen eingestellt hätte, ringt mir nur ein Schmunzeln ab. Dennoch: Stauffenberg dachte deutschnational, und das ist heute entscheidend.

Alfons Scharfus, Zittau

 

Außerhalb versteht ihn niemand

Hinsichtlich des jährlichen Rummels um Stauffenberg habe ich meine eigenen Gedanken: 1.) England wollte das Attentat nicht, alle Versuche des „Netzwerkes“, mit den Engländern einen Kontakt herzustellen, scheiterten. 2.) Wäre das Attentat geglückt, ist es doch sehr fraglich, ob Stauffenberg eine Mehrheit für die bedingungslose Kapitulation gefunden hätte. Er wollte mit den Kriegsgegnern verhandeln – aber in Jalta waren „Verhandlungen“ ausgeschlossen worden. Warum also einen Rummel um eine Person, die außerhalb Deutschlands niemand versteht?

Juergen Kunz, Buchen

 

 

Zu: „Der Preis der Wiedervereinigung“ von Karl Feldmeyer, JF 30/09

Deutsche mit anderen Aufgaben

Wer wie die Deutschen Kriege nicht erfolgreich für eigene Interessen führen konnte, sollte auch keine wie immer gearteten Feldzüge im Bündnis mit ehemaligen Siegerstaaten führen. Das Volk der Reformatoren, Philosophen, Dichter und Erfinder hat andere Aufgaben, als sich an heutigen Militärmissionen alter Kolonialmächte zu beteiligen. Deutschland wird auch weder am Hindukusch verteidigt, noch wird dort „der Preis der Wiedervereinigung“ bezahlt.

Am Wahltag im September ist unter anderem auch dies den Regierenden deutlich zu machen.

Hermann Schaber, Karlsruhe

 

 

Zu: „Eine schamlose Kampagne“ von Dieter Stein, JF 30/09

Ausgerechnet Persien

Ausgerechnet der iranische Aggressor, dem ein Menschenleben (Tod der Demonstrantin Neda!) nichts wert ist, macht sich zum Anwalt der ermordeten Ägypterin und fordert deshalb UN-Sanktionen gegen Deutschland.

François Bärri, Waldbrunn

 

Gleiche Rechte und Pflichten

Muslime nutzen seit geraumer Zeit jede Gelegenheit, sich als ewige Opfer von Diskriminierung und Verfolgung darzustellen, mit dem Ziel, einen gesellschaftlichen Status in Europa zu erlangen, der sie in die Lage versetzt, das zu tun, was sie doch allzugern tun: dominieren, kommandieren, kontrollieren, zensieren, drangsalieren, verfolgen, verbieten, observieren, richten, bestrafen und alles und jeden ihren persönlichen religiösen Anschauungen zu unterwerfen. Wir sollten Muslimen in Europa genau jene Rechte zugestehen, die Nichtmuslime in muslimischen Ländern „genießen“: Maul halten, kuschen und Steuern zahlen! Vielleicht kämen sie dann endlich zum Nachdenken!?

Roland Stöger, Augsburg

 

 

Zu: „Einfach unter den Nagel gerissen“ von Detlef Kühn, JF 30/09

Was Polen nur ungern hört

Polen hat nach Kriegsende mit Zustimmung der Siegermächte die deutschen Provinzen östlich von Oder und Neiße annektiert und die dortige deutsche Bevölkerung gewaltsam vertrieben. Das riesige Gebiet mit einer weitgehend intakten Infrastruktur reichte den langgehegten polnischen Wünschen und Ansprüchen freilich nicht. Da Deutschland damals völlig wehrlos war, nutzten die Polen die günstige Gelegenheit, die Stadt Stettin mit dem westlich der Oder gelegenen Stettiner Territorium einzukassieren, ebenfalls mit Zustimmung unserer „Befreier“.

Heute stellen sich die Polen als unschuldiges Opfer der Hitler-Aggression dar. Daß sie durch ihre ständigen Provokationen gegen die Deutschen den Zweiten Weltkrieg mitverursacht haben, wollen sie nur ungern hören, obwohl es geschichtlich wahr ist.

Günter Zemella, Schwäbisch Hall

 

 

Zu: „Honduranische Zustände“ von Michael Johnschwager, JF 30/09

„Turcos“ sind keine Türken

Bei der Lektüre der jf ist mir ein wiederkehrender Fehler aufgefallen. Ihre Eindeutschungen aus dem lateinamerikanischen Spanisch sind falsch. In dem besagten Artikel ist von den „turcos“, den „Türken“, die Rede, die man aus geographischer Unkenntnis so nenne. Das stimmt nicht. Die Übersetzung „Türke“ liegt nahe, ist aber sehr naiv. Das lateinamerikanische „turcos“ umfaßt eine andere Bedeutung.

Hierzu der Versuch einer Erklärung: Lateinamerika hat Einwanderungswellen aus der christlichen Levante erlebt. Die Levante befand sich lange im Besitz und Einflußbereich des Osmanischen Reiches, das wiederum von Türken dominiert wurde. Die Einwanderer aus diesen Gebieten hatten schnell den Spitznamen „turco“ weg, ohne Türken zu sein. Auch die Mestizen, denen vom Autor geographische Unkenntnis unterstellt wird, wissen, daß „turco“ nicht Türke meint, also geographisch oder national zu verstehen ist, sondern vielmehr ein historisierender politischer Begriff ist.

Ähnliches trifft auf „chinos“ zu, die nicht alle Chinesen, „morenitos“, die keineswegs kleine Mauren sind oder auf „gringos“, die nicht zwingend aus „Gringolandia“ stammen.

Nahne Bienk, Wiesbaden

 

 

Zu: „Ehrung für den Dienst“ von Dieter Stein, JF 29/09

Berechtigte Frage

Wenn schon auf Wunsch der USA, einer Siegermacht des Zweiten Weltkriegs, Deutschland „am Hindukusch verteidigt wird“ und deutsche Soldaten sich dabei eine blutige Nase oder gar den Tod holen, so hätte eine ehrende Tapferkeitsauszeichnung für die in Afghanistan kämpfenden Soldaten einen Sinn, wenn sich die USA im Gegenzug dafür einsetzen, daß Polen die uns geraubten Ostgebiete an Deutschland zurückgibt.

Übrigens sollte im Afghanistan-Einsatz eine Ehrenauszeichnung ohne Kreuz verliehen werden, denn Deutschland führt ja keinen christlichen Kreuzzug gegen das muslimische Afghanistan. Doch so könnten es jedenfalls viele Afghanen und auch andere Muslime sehen! Insofern ist die Frage von Stein: „Befinden wir uns doch im Krieg?“ berechtigt. Die einfache Antwort lautet: Ja. Über die Berechtigung Deutschlands, an diesem Gemetzel teilzunehmen, muß konsequent gestritten werden!

Rudolf Görz, Hamburg

 

 

Zu: „Frucht der Umerziehung“ von Detlef Kühn, JF 29/09

Treueprämien für Straftaten

Wenn Spitzenpolitiker, sogar solche christlicher Parteien, weiterhin zulassen, daß gefallenen und überlebenden Soldaten der Deutschen Wehrmacht, die ihrem Fahneneid die Treue gehalten und bis zum bitteren Ende ihre Pflicht erfüllt haben, ein niedrigerer Stellenwert eingeräumt wird als eidbrüchigen Deserteuren und Vaterlandsverrätern, die in allen Armeen der Welt geächtet werden, scheint der Zeitpunkt nicht allzu fern, die Anzahl von Straftaten Schwerstkrimineller in Treueprämien umzusetzen.

Gerd-J. Kalkowski, Hildesheim

 

Umerziehungshysterie stoppen

Diese Umerziehungshysterie ist nur zu stoppen, wenn wir alle, die patriotischer Gesinnung sind, an die Öffentlichkeit treten und die jungen Deutschen über die heldenhaften Taten ihrer Großeltern aufklären. Wir müssen den jungen Leuten erzählen, von welchen Achtundsechziger-Linksrevoluzzern wir alle regiert werden. Wenn wir uns nicht wehren, werden die noch den „Morgenthau-Plan“ aktivieren.

Alexander Moser, Herzebrock-Clarholz

 

 

Zu: „Theologie für Tatmenschen“ von Christian Vollradt, JF 29/09

Grenzen des Gehorsams

Ausgerechnet der zitierte, extrem bibelkritische einstige Lutheranerkritiker Ernst Troeltsch erklärte später, daß das bibeltreu-„fundamentalistische“ und ethisch strikt konservative Luthertum der Evangelisch-Lutherischen Freikirche mit der Demokratie bestens vereinbar sei. Und Uwe Siemon-Netto wies 1996 in seinem Buch  „Luther als Wegbereiter Hitlers? Zur Geschichte eines Vorurteils“ nach, daß Luther und später das bibeltreue Luthertum schon im 16. Jahrhundert Grenzen des Gehorsams gegenüber mißbrauchter staatlicher Obrigkeit lehrten, wie auch 1999 wiederum Siemon-Netto und der aus dem Wiener Judentum stammende Peter L. Berger in „Der erfundene Luther – wider das Klischee vom ‘Wegbereiter Hitlers’“.

Roland Sckerl, Durmersheim

 

 

Zu: „Widerspruch aus Berlin“ von Klaus Peter Krause, JF 28/09

Ohne Kohlendioxyd kein Leben

Zum Thema Umweltschutz, CO2-Anstieg, Erwärmung des Klimas, der Atmosphäre etc. sollten in der breiten Medienwelt mal die anderen Experten zu Wort kommen und Gehör finden, die den ganzen Humbug und die Angstmacherei, vor allem durch die Politiker dieses Landes, wissenschaftlich klar widerlegen. Ohne das angebliche Treibhausgas Kohlendioxyd CO2, mit 0,03 bis 0,05 Prozent in der Luft enthalten, gäbe es überhaupt kein Leben auf der Erde. Das haben Naturwissenschaftler schon längst vor über 200 Jahren durch den niederländischen Arzt Jan Ingenhousz nachgewiesen.

Die heutigen Politiker unterbreiten scheinbar dem Volk mit Hilfe geeigneter Wissenschaftler eine gegenteilige Ideologie. Dabei wollen sie vereint im Chor nur an des Bürgers Geld und Steuergelder eintreiben. Das ist deren Treibmittel und Motiv und nicht das verächtlich gemachte Kohlendioxyd.

Gerd Müller, Frankenthal

 

 

Zu: „Zurück in den Garten“ von Silke Lührmann, JF 28/09

Alternative: Dreigliederung

Der Artikel mit der einzigen Alternative eines unvorstellbaren Verzichts (durch einen Öko-Diktator?) hat nichts mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu tun: Sie ist undurchführbar. Abschied vom Wachstum im jetzigen kapitalistischen Wirtschaftssystem ist ebenfalls eine utopische Vorstellung.

Würde man heute den Esoteriker Rudolf Steiner fragen, der über drei Jahrzehnte (vor 1920) das geistige, politische und wirtschaftliche Leben Europas verfolgt hat und 1919 für eine Dreigliederung des sozialen Organismus eintrat, er würde heute zu unseren Verhältnissen womöglich folgendes sagen: Entweder man wird sich bequemen, mit seinem Denken den Anforderungen der Wirklichkeit sich zu fügen, oder man wird vom Unglücke (des Ersten Weltkriegs) nichts gelernt haben, sondern das herbeigeführte durch weiter entstehendes ins Unbegrenzte vermehren. Weiter schlug er als Lösung vor: Die menschliche Gesellschaft braucht die Gliederung in Systeme – in das wirtschaftliche, in das kulturell-geistige und das rechtliche System, kurz: Wirtschaftsleben, Geistesleben, Staat.

Nur aus dieser Einsicht, die wohl kaum ohne eine geistige Weltauffassung realisiert werden kann, wird sich die Menschheit aus sonst immer chaotischeren Verhältnissen herausbewegen können.

Norbert Schenkel, Lauda-Königshofen

 

 

Zum Leserbrief: „Dänen waren keine Besatzer“ von Gerhard Katz, JF 28/09

An den Tatsachen vorbei

Die schleswig-holsteinische Erhebung von 1848 als hinterhältigen Ausbruch nationalistischen deutschen Gedankengutes zu interpretieren, geht an den historischen Tatsachen vorbei. Vorausgegangen war nämlich die staats- und völkerrechtswidrige Annexion des Herzogtums Schleswig an das dänische Königreich – ein Verstoß gegen den Vertrag von Ripen. Dagegen griffen die Schleswig-Holsteiner zu den Waffen, unterstützt von den Preußen. Im Londoner Abkommen von 1852 mußte Dänemark die Annexion rückgängig machen und den alten Rechtszustand wieder als verbindlich anerkennen.

Ende 1863 griff Dänemark erneut zu unerlaubten Mitteln und annektierte wiederum Schleswig. Der Deutsche Bundestag in Frankfurt beschloß daraufhin eine „Bundesintervention“ gegen den unbotmäßigen Herzog von Holstein und Lauenburg und beauftragte damit Preußen und Österreich. Am Ende stand dann der Vertrag zu Wien 1864 und der dänische Verzicht auf alle Ansprüche auf das Herzogtum Schleswig. Zu dieser Entwicklung hat doch wohl in erster Linie die seinerzeitige Politik Dänemarks beigetragen.

Dr. Siegfried Pelz, Wyk auf Föhr

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