© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/09 07. August 2009

Frisch gepresst

Friedrich Georg Jünger. Wer in dem offenkundig ultimativen, gleichsam programmatisch dem Andenken des Konservatismus-Theoretikers „Panajotis Kondylis in memoriam“ gewidmeten Werk des Dresdner Germanisten Ulrich Fröschle über den gern als „der Bruder“ geringgeschätzten Dichter und Publizisten Friedrich Georg Jünger (1898–1977) im Anhang nach dessen Schriftenverzeichnis sucht, wird summarisch auf die 1998 vom Verfasser vorgelegte Bibliographie verwiesen. Das ist aber schon die einzige Enttäuschung, die Fröschle dem Leser bereitet. Der kompendiös-ehrgeizige, souverän über die Quellen wie über die ideologisch überwiegend „voreingenommene“ Forschungsliteratur gebietende Autor konzentriert sich auf die biographischen Anfänge, auf die „Schulung im Ausnahmezustand“ während des Ersten Weltkrieges, das Einschwenken in die ungeliebte Juristenlaufbahn, das Eintauchen in die unbürgerliche Welt des „Putschismus“ während der chaotischen Gründungsära der Weimarer Republik und, im Zentrum seiner Darstellung, auf die erste, ursprünglich „nationalrevolutionär“ befeuerte Schaffensperiode Jüngers, die, ähnlich wie beim Bruder Ernst, unmittelbar vor der NS-Machtergreifung ausklingt (Friedrich Georg Jünger und der „radikale Geist“. Eine Fallstudie zum literarischen Radikalismus der Zwischenkriegszeit. w.e.b. Universitätsverlag, Dresden 2008, gebunden, 658 Seiten, Abbildungen, 68 Euro).

 

Ostpreußen im Exil. Im Sommer 1945 verdoppelte sich die Bevölkerung der Agrarprovinz Schleswig-Holstein. Das Land zwischen den Meeren war während der Monate des Zusammenbruchs des Deutschen Reiches nicht nur Ziel für die nachhitlersche Reichsregierung, sondern auch für fast zwei Millionen Menschen, die nach Flucht und Vertreibung vornehmlich aus Pommern sowie aus Ost- und Westpreußen hier eine erste Zuflucht und vielfach auch eine zweite Heimat fanden. Im breiten Spektrum der Zusammenschlüsse, in denen die Flüchtlinge in Westdeutschland ihr Schicksal zu meistern, ihre politischen und ökonomischen Interessen zu wahren versuchten, war die 1948, noch im Bewußtsein einer baldigen Rückkehr aus dem Exil ins „Land der dunklen Wälder“ gegründete Ostpreußen-Hilfsgemeinschaft Kiel  (OHG) nur eine von zahllosen Selbsthilfeorganisationen. Und doch läßt sich an ihrer 60jährigen Geschichte, die Hannelore und Fritjof Berg in einer Festschrift (Selbstverlag, Kiel 2008, 206 Seiten, Abbildungen, 20 Euro) Revue passieren lassen, exemplarisch die langsame, aber stetige Marginalisierung der Vertriebenen im politischen Raum ablesen. Zugleich dokumentiert sie vorbildlich, wie es bis heute gelingen kann, die Erinnerung an Geschichte und Kultur des deutschen Ostens wachzuhalten.

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