© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/09 24. Juli / 31. Juli 2009

UMWELT
Ökologische Kandidatenfragen
Volker Kempf

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bietet zur Bundestagswahl im Internet (www.bund.net) einen Direktkandidatencheck an. Erfaßt werden ausschließlich Bewerber der sechs Bundestagsparteien. Aufschlußreich ist, daß diese in der Energiepolitik häufig eine andere Richtung verfolgen als ihre Partei: „70 Prozent der Direktkandidaten lehnen längere Laufzeiten für Atomkraftwerke ab; darunter auch Kandidaten der Union und der FDP“, konstatiert der BUND. „53 Prozent der Befragten sprechen sich gegen den Neubau von Kohlekraftwerken aus, darunter auffällig viele FDP-Kandidaten. Nahezu drei Viertel aller Kandidaten sind für den Verzicht auf Gentechnik in der Landwirtschaft.“ Allerdings seien mit 42 bzw. 40 Prozent die Kandidaten der Grünen und der SPD am offensten, während die Unionskandidaten sich wenig auskunftsfreudig zeigten. Bei ihnen stellten sich demnach nur 15 Prozent dem BUND-Test.

Das relativiert die zuvor genannten Zahlen, läßt aber dem Souverän genug Möglichkeiten, sich bei seiner Wahlentscheidung die Direktkandidaten herauszusuchen, die am meisten auf „Umwelt-Linie“ sind. So dürfte zumindest der BUND kalkulieren. Doch nur wenige Internetnutzer werden sich wohl auf die BUND-Seite verirren – und bessere Alternativen gibt es auch. Denn bemerkenswert ist, daß der BUND selbst denjenigen Kleinparteien kein Forum bietet, die wie die Tierschutzpartei oder die ÖDP an ihrer Seite zu kämpfen meinen. Die Übereinstimmung zwischen der Programmatik aller Parteien und der individuellen Wahlabsicht kann dank Bundeszentrale für politische Bildung unter www.wahl-o-mat.de getestet werden – aber auch erst seit eine Kleinpartei dies auf dem Rechtsweg erzwang.

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