© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/09 17. Juli 2009

Atomkraft
Realsatire um Krümmel
von Franz Alt

Man muß kein Gegner der Kernenergie sein, um nach der neuen Panne im AKW Krümmel ein ungutes Gefühl zu verspüren. Ein paar Wochen zuvor hatte der Betreiber Vattenfall an die „lieben Nachbarinnen und Nachbarn“ geschrieben und erklärt, daß der Reaktor „sicherheitstechnisch auf dem neuesten Stand“ sei. Nach dieser Realsatire um die gefährlichste Technik der Menschheit hört man in der Region nur noch den Satz: „Denen glauben wir kein Wort mehr.“ Auf seine ältesten Reaktoren könnte Deutschland schon heute verzichten. Auch 2009 exportieren wir mehr Strom als wir importieren. Und der Anteil der Erneuerbaren Energien wächst weit schneller als erwartet. Bis 2020 können wir bereits 50 Prozent unseres Stroms erneuerbar gewinnen.

Die konservativen Atomfreunde sollten nicht die Lehre der Bundestagswahl 2002 vergessen. Damals fehlten Kandidat Stoiber nur wenige tausend Stimmen zum Sieg – wegen seiner mangelnden Sensibilität in der Atom- und Umweltfrage. Die entscheidende Frage für den Ausgang der Wahl 2009 könnte wieder heißen: Wann werden die Atomfreunde endlich lernfähig oder wie viele Störfälle brauchen sie noch?

 

Dr. Franz Alt ist Fernsehjournalist („Report“, „Grenzenlos“) und Buchautor („Die Sonne schickt uns keine Rechnung“). Internet: www.sonnenseite.com .