© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/09 10. Juli 2009

Meldungen

Große Banken Gefahr für Marktwirtschaft

NEW YORK. Der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat vor den Folgen einer Konzentration im Finanzsektor gewarnt. Durch die milliardenschweren staatlichen Rettungsaktionen werde ein Bankensystem entstehen, „das weniger wettbewerbsintensiv ist und bei dem die Banken, die schon vorher zu groß waren, um sie bankrottgehen zu lassen, sogar noch größer sein werden“, schrieb der Professor von der Columbia University in der Financial Times Deutschland. Wenn Großbanken „scheitern, kümmert sich die Regierung um ihre finanzielle Sanierung und sorgt für die Einlagensicherung“. Bei einer Sanierung gingen normalerweise die Aktionäre leer aus, und die Anleiheninhaber würden zu neuen Aktionären. Die Obama-Regierung argumentiere, daß dann die Märkte in Panik verfallen würden. Doch ihr derzeitiger Aktienwert stelle „bloß eine Wette auf eine staatliche Rettungsaktion“ dar, erläuterte Stiglitz. Es gebe keine Marktdisziplin: „Die Großbanken wissen, daß sie ungestraft zocken können – und weil die Notenbank Federal Reserve Darlehen fast zinsfrei gewährt, steht ihnen dafür jede Menge Kapital zur Verfügung.“ Banken, die zu groß sind, um sie scheitern zu lassen (too big to fail), müßten daher zerschlagen oder ihre Tätigkeit zumindest streng beschränkt werden, so Stiglitz.

 

Verlagerung von Real- zu Finanzinvestitionen

WIEN. Der Ökonom Stephan Schulmeister sieht in der vollständigen Entfesselung der Finanzmärkte den Hauptgrund der Weltwirtschaftskrise. „In den 1980er Jahren wurden immer mehr Finanzderivate geschaffen, zunehmende Spekulation destabilisierte Wechselkurse, Rohstoffpreise, Zinssätze und Aktienkurse, die Unsicherheit für realwirtschaftliche Aktivitäten stieg“, erklärte der Ökonom vom Wiener Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in der Frankfurter Rundschau. Die Industriekonzerne verlagerten ihr Gewinnstreben von Real- zu Finanzinvestitionen. In den 1990er Jahren sei der Satz „Lassen Sie Ihr Geld arbeiten“ zur Generallosung geworden. „Nach dem Aktiencrash 2000/2003 setzte der finale Boom von Immobilienpreisen, Aktienkursen und Rohstoffpreisen ein“, erläuterte Schulmeister. „Die Schub­umkehr seit 2007 führte zu der neuen Weltwirtschaftskrise und damit in die neue Talsohle.“

 

UBA fordert Grenzwert für PCF-Chemikalien

DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hat Grenzwerte für per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) angemahnt. „Diese Fremdstoffe gehören eindeutig nicht in die Umwelt und schon gar nicht ins Blut von Menschen“, erklärte UBA-Vize Thomas Holzmann. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit sei die Einhaltung eines lebenslang gesundheitlich duldbaren Trinkwasserleitwertes von 0,3 Mikrogramm PFC pro Liter Wasser zu empfehlen, als Vorsorgewert maximal 0,1 Mikrogramm. Wegen ihrer wasser-, schmutz- oder fettabweisenden Eigenschaften kommen PFC in Textilien, Kochgeschirr, Papier und anderen Verbraucher­produkten zum Einsatz. „Weniger ist manchmal mehr, und unbehandelte Haushaltsprodukte und -textilien sind für viele Zwecke völlig ausreichend“, so Holzmann. Das UBA-Papier „Perfluorierte Verbindungen“ steht im Internet: www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3812.pdf

 

Zahl der Woche

54,4 Milliarden Euro an umweltbezogenen Steuern flossen 2008 in die öffentlichen Kassen. Das waren 9,7 Prozent der Steuereinnahmen von insgesamt 561 Milliarden Euro. Die größten Posten waren 39,3 Milliarden Euro Energiesteuer, 8,8 Milliarden Euro Kfz-Steuer und 6,3 Milliarden Euro Stromsteuer. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen