© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/09 26. Juni 2009

Meldungen

Alternde Polizisten bei Gymnastik gegen Rechts

HILTEN. Der „Kampf gegen Rechts“ nährt in der Regel nur jene, die dieses Phantom erfunden haben. Aber gelegentlich hinterläßt er auch Spuren außerhalb solcher sektiererischen Milieus. Dies ist jedenfalls dem Erfahrungsbericht des Bereitschaftspolizisten Markus Thomas zu entnehmen, der sich während seines Einsatzes bei einem Dresdner „Gedenkmarsch der Rechten“ im Februar 2009 zu dem irgendwie unsäglich peinlichen, doch inzwischen „typisch deutschen“ Credo durchringt: „Am Ende des Marsches schäme ich mich zum ersten Mal ein Deutscher zu sein.“ (Deutsche Polizei, 4/09) Daß die polizeiliche Führungsebene sich durch ihr Fußvolk ideologisch nicht naßmachen läßt, dokumentiert im gleichen Heft des Gewerkschaftsblatts ein Hymnus auf den Berliner Polizeidirektor Michael Knape, der in Lichtenberg, Marzahn und Köpenick den „Rechten ständig auf den Füßen steht“. Eine drohende NPD-Machtergreifung dürfte also gerade noch verhindert werden, zumal der „rastlose“ Tausendsassa Knape als Honorarprofessor an der Fachhochschule für Wirtschaft und Recht und als Kommentator des „Berliner Polizei- und Ordnungsrechts“ nicht allein auf „Razzien gegen die rechte Szene“ setzt. Daß diese Tändeleien auf Knapes Berliner Spielwiesen mit den eigentlichen gesellschaftspolitischen Problemen der Polizeiarbeit nichts zu tun haben, führen Wolfgang Kokoska und Antonia Vera in ihrer Studie zur „Demographischen Entwicklung“ in den „deutschen Polizeien“ vor. Die „unausweichlich, demographisch bedingte Erhöhung des Durchschnittsalters der Belegschaft“ könne signifikante Defizite in Sachen „Recht und Ordnung“ zeitigen. Die „Managementkompetenzen der Führungskräfte“ sehen sie daher eher in der „Motivierung der älteren Mitarbeiter“ gefordert als bei der Polizeigymnastik „gegen Rechts“.

 

Erste Sätze

Alle Gliederung des geschichtlichen Werdens hat etwas Gewaltsames; auch die am deutlichsten abgehobenen Perioden der Weltgeschichte beginnen nicht mit einem Gongschlag wie die Akte einer Theateraufführung.

Richard Müller-Freienfels: Bildungs- und Erziehungsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, Leipzig 1933

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