© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/09 19. Juni 2009

Blick in die Medien
Reporter-Sturm
Ronald Gläser

Vor zehn Jahren haben es Experten bereits vorausgesagt: Es gibt zu viele Zeitungen in Deutschland (über 300). Der Markt gibt nicht soviel her. Also quetschen die Verlage das letzte aus ihren Blättern heraus, zu Lasten der Qualität. Nun verklagt der DJV den Nordkurier (Neubrandenburg). Dieses Blatt hat neue Geschäftsbedingungen, bezahlt nur noch Niedrigst-Honorare, zieht freie Mitarbeiter über den Tisch. Gestandene Journalisten kann die Zeitung so kaum als Mitarbeiter gewinnen. Hausfrauen, Rentner und Schüler bilden jetzt so eine Art Volkssturm-Reporter-Bataillon beim Nordkurier. Das ist alles im Prinzip nicht neu. Der DJV will einen Musterprozeß gegen Dumpinghonorare. Aus Journalistensicht ist das nachvollziehbar, gut gemeint. Aber: Es ist ein Rückzugsgefecht. Immer mehr deutsche Tageszeitungen verstärken mit ihrer „Sparen, bis es quietscht“-Politik den Abwärts­trend noch, denn sie vergraulen mit ihren minderwertigen Inhalten qualitätsorientierte, zahlungskräftige Leser. Die Medienexperten, die damals vorgerechnet haben, daß es zu viele Tageszeitungen gibt, scheinen recht gehabt zu haben.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen