© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/09 12. Juni 2009

New-Ulm: Auch im Norden der USA wird der Chreruskerfürst Arminius gefeiert
Herman the German
Tim König

In New-Ulm im US-Bundesstaat Minnesota werden deutsche Traditionen hochgehalten. Hier, circa 90 Meilen südwestlich von Minneapolis gelegen, stehen Oktoberfest, Fasching und Weihnachtstraditionen hoch im Kurs. Daß sich in diesem Jahr eine ganz besondere Feier in den Reigen der Festlichkeiten einreiht, liegt in der Geschichte dieser 14.000 Seelen zählenden Kleinstadt begründet.

Inmitten New-Ulms, das sich selbst als die Stadt mit „Charme und Tradition“ bezeichnet, befindet sich ein imposantes Denkmal, das von der Geschichte deutscher Einwanderer in die USA zeugt. Fest verankert steht auf einer Anhöhe über der Stadt das nach dem Cheruskerfürsten Arminius benannte „Hermann Heights Monument“, von den Einheimischen liebevoll als „Herman the German“ bezeichnet.

Dieser hatte vor zweitausend Jahren in der „Schlacht im Teutoburger Wald“ drei römische Legionen unter Publius Quinctilius Varus vernichtend geschlagen. Somit ist es – deutscher Tradition gemäß – in New-Ulm nur eine Selbstverständlichkeit, daß dieses Ereignis vom 18. bis 20. September 2009 gebührend gewürdigt wird.

Erstmals 1857 urkundlich erwähnt, siedelten sich in New-Ulm vorwiegend deutsche Einwanderer aus dem Württembergischen an. Diese ersten Siedler hatten es nicht immer leicht. Häufig schlugen ihnen Unmut und Mißgunst entgegen, was den Zusammenhalt untereinander jedoch nur stärkte. Stolz waren sie auf ihr eigenes Land, ihre geschäftlichen Erfolge und auf die Freiheit, die sie hier genießen konnten. Im Cheruskerfürsten Arminius vereinigte sich symbolisch der innewohnende Freiheitsdrang mit dem Bedürfnis, das eigene kulturelle Erbe und die deutsche Sprache zu bewahren.

Es war dann ein gewisser Julius Berndt, seines Zeichens Architekt, Vermesser und Ingenieur, der sich die Errichtung des Denkmals zur Aufgabe machte. Nach den Vorlagen des bereits im deutschen Detmold errichteten und 1875 eröffneten Hermann-Denkmals entwarf er die Pläne, die er gemeinsam mit dem Bildhauer Alfonso Pelzer umsetzte.

Die 1888 begonnenen Bauarbeiten wurden nach neun Jahren vollendet. Samt Sockel mißt das Denkmal ganze 31 Meter und ist damit um einiges kleiner als das 53 Meter hohe Original in Detmold. Gouverneur David Marston Clough wählte bei seiner Rede zur feierlichen Eröffnung im Jahr 1897 die symbolträchtigen Worte: „Es ist unsere Pflicht, unseren Kindern und Kindeskindern die Geschichte all der Helden, unabhängig von Zeit und Raum, zu erzählen, die ihr Leben für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gegeben haben.“

Im Jahr 1973 wurde Herman the German in das National Register of Historical Places (US-Verzeichnis historischer Stätten) aufgenommen und ist bis heute das einzige Denkmal in Minnesota, das es auf diese Liste geschaft hat. Des weiteren darf es sich damit rühmen, die drittgrößte Kupferstatue im ganzen Bundesstaat zu sein.

Nach einem ganzen Jahrhundert stolzen Posierens, in dem Hermann neben den harten Wintern in Minnesota auch schießwütige Vandalen und einen Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 Stundenkilometern, bei dem er einen seiner Helmflügel verlor, über sich ergehen lassen mußte, gönnte man ihm im Jahr 2003 eine kleine Ruhepause. Nach erfolgreicher Restauration kehrte er 2004 auf seinen Sockel zurück und richtet seitdem wieder stolz den Blick und das Schwert gen Osten, in Richtung Rom.

So wird in New Ulm zweitausend Jahre nach der Varusschlacht dem Cheruskerfürsten Arminius gehuldigt – in einer dreitägigen Gedenkfeier mit eigenem Bier, abgefüllt in Dosen samt Siegeslogo, auf Ansteck-Buttons, Bierkrügen, Postkarten, T-Shirts, Pullovern, Spielkarten und diversen weiteren Souvenirs. Die Feierlichkeiten umfassen ein feierliches Abendessen mit Bürgermeister Joel T. Albrecht, einen Gedenklauf, die Nachstellung der Schlacht mit römischen Legionen und Zeltlager sowie eine deutsche Auto-Show. Abgerundet wird das Fest am Sonntag, den 20. September mit einer typisch amerikanischen Straßenparade, zu der bereits über 100 Gruppen ihre Teilnahme zugesagt haben. Sie alle werden es spüren, was man sich in New Ulm bereits seit über einem Jahrhundert sagt: „Herman walks among us“ – Hermann marschiert mit uns.      

Informationen zur „Hermann Monument Society“ und zur „Battle of Teutoburg Forest – 2000th Anniversary Celebration“ unter www.hermannmonument.com

Foto: Hermann Heights Monument in New-Ulm: Dem Erbe verpflichtet

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