© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/09 05. Juni 2009

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Paradoxe Entwicklungen: Mehrsprachiges Europa

FRANKFURT/M. Die griechische Kultur entwickelte sich in einer Randzone östlicher Imperien, die sich in vielfacher Hinsicht beeinflußten. Die eigentlichen Elemente der griechischen „Weltkultur“, so der Zürcher Altphilologe Walter Burkert, seien die autochthonen Schöpfungen „Theater, Rhetorik und Philosophie“ gewesen (Das Gymnasium, 2/09). Sie setzten sich über Alexander des Großen Eroberungsraum hinaus durch, auch bis nach Karthago und Rom. Ihre prägende Kraft hätten sie im römischen Reich bewahren können. Dessen Osthäflte blieb griechisch, sprachlich und kulturell. Die selbstbewußte griechische Bildungswelt habe Fremdsprachen einfach ignoriert. Erst die „Kulturrevolution“ des Christentums schuf Wandel. Nun wurden die Volkssprachen zu Schriftsprachen, um „die Heilige Schrift allen Menschen zugänglich zu machen“. In der westlichen Reichshälfte erklang die „Frohe Botschaft“ nur in lateinischer Sprache. Mit dem paradoxen Ergebnis, daß sich daraus seit dem 9. Jahrhundert die Mehrsprachigkeit Europas entfaltete, denn von den Anfängen der „Lateinschule“ bis zu den Curricula des Humboldtschen Neuhumanismus wurde das „Fremdsprachen-Lernen“ – ganz anders als je bei den insoweit „ungebildeten“ Griechen – zu einem „Hauptinhalt höherer Bildung“.

 

Erste Sätze

Es ist nicht die Aufgabe der Universität, zu den Fragen der Tagespolitik Stellung zu nehmen, und es ist ebensowenig Sache des akademischen Unterrichts, die Studierenden über schwebende politische Tagesfragen zu belehren.

Karl Diehl: Über Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus, Jena 1911

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