© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/09 22. Mai 2009

Zeitschriftenkritik: Pulsar
Kollektiver Wahnsinn
Werner Olles

Pulsar, die seit Mai 1989 zehnmal jährlich mit einer Auflage von 18.000 Exemplaren erscheinende „Zeitschrift für Aktives Bewußtsein – Gesundheit – Therapie – Innere Entwicklung“ wartet in ihrer Jubiläumsausgabe (Mai 2009) mit einer Reihe interessanter Beiträge auf. So beschreibt der an der Fachhochschule für  Wirtschaft Berlin lehrende Volkswirt Bernd Senf den „Wahnsinn des durchdrehenden Kapitalismus“. Der Autor, dessen besonderes Interesse einem tieferen Verständnis lebendiger Prozesse und ihrem Verhältnis zur herrschenden Ökonomie, Technologie, Gesellschaft und Moral gilt, sieht dabei im „Durchdrehen des kapitalistischen Systems“ bzw. seiner Geldströme bei gleichzeitiger Abkoppelung von den realen Grundlagen „eine Art kollektiven Wahnsinn, der in destruktiver Weise auf die Realität zurückwirkt“.

Nicht von ungefähr gewinne man an Tagen von Börsen-Crashs den Eindruck, es handele sich um „Irrenanstalten“. Doch spiegele die Verrücktheit der Börsen nur die Verrücktheiten des kapitalistischen Weltsystems mit seinen globalen Finanzmärkten wider, das derzeit aus allen Fugen zu geraten scheine. Anstatt das Geld kontinuierlich durch den sozialen Organismus einer Wirtschaft strömen zu lassen und in der Realgüteratmosphäre als Tauschmittel den Absatz der produzierten Waren zu ermöglichen und die Existenzgrundlage der Warenproduzenten zu sichern, habe man es immer mehr in den „Kopfbereich“ der internationalen Finanzmärkte strömen lassen, die zunehmend von der Realität abgehoben agierten. Diesen Überflutungen und Fluchtbewegungen des Kapitals, denen sie keinerlei Grenzen und Beschränkungen entgegensetzten, waren die Nationalstaaten schließlich hilflos ausgeliefert.

Der Arzt und Psychotherapeut Rüdiger Dahlke schildert in seinem Beitrag „Die Medizin als Schicksalsmacher“, wie die Arroganz gegenüber der alten Heilkunst, die noch wußte, daß der Arzt pflegt, die Natur aber heilt, eine Lebensgrundlage von Verunsicherung und Bedrohung und ein Feld schuf, „in dem das Leben nicht von Urvertrauen geprägt wird“. So spezialisierte sich die fortschrittsgläubige Medizin bei der Empfängnisverhütung geradezu auf die Verhinderung von Leben. Ist dann doch einmal eine Seele durch das engmaschige Netz von Verhütung geschlüpft, muß sie drei Monate lang mit ihrer gewaltsamen Vertreibung rechnen. Bevor sie endgültig akzeptiert wird, kann sie noch zwei Monate mit Hilfe weiterer Untersuchungen überprüft werden. Befriedigt das Ergebnis Eltern und Ärzte nicht, kann das werdende Leben über die Hälfte der Schwangerschaft hinaus in seiner physischen Existenz zerstört werden. „Das Jüngste Gericht“ findet folglich in den ersten Monaten statt, und hier wird im Zweifelsfall gegen den „Angeklagten“ entschieden.

Daß Vegetarier gesünder und länger leben als der Durchschnitt und zudem die geringste Krankheitsanfälligkeit haben, belegen inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Doch gibt es – Zitate von Pythagoras, Goethe, Tolstoi, G.B. Shaw, Peter Rosegger und Theodor Heuß bezeugen dies eindrucksvoll – durchaus auch im Tier- und Naturschutz wurzelnde ethische Gründe, auf den Genuß von Fleisch zu verzichten.

Anschrift: Bach Verlag. Wutschdorf 89, A-8072 St.Ulrich. Das Jahresabo kostet 38 Euro. Internet: www.pulsar.at

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