© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/09 08. Mai 2009

Meldungen

Ein schlechtes Geschäft für den Steuerzahler

MÜNCHEN. Das Ifo-Institut hat die Bundesregierung davor gewarnt, Privatbanken faule Wertpapiere nach US-Vorbild abzukaufen. Der Plan von US-Finanzminister Timothy Geithner, dazu mit Privatinvestoren eine Partnerschaft einzugehen, sei ein schlechtes Geschäft für den Steuerzahler: „Gewinne werden hälftig an beide Eigentümer ausgezahlt, Verluste zehren die Einlagen auf“, erläuterte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn in der Wirtschaftswoche. Überstiegen aber die Verluste die Einlagen, „muß der Staat als Kreditgeber im entsprechenden Umfang auf die Rückzahlung seiner Kredite verzichten“, warnte der scheidende Präsident des Weltverbandes der Finanzwissenschaftler (IIPF). „Der private Investor kann also einen riesigen Gewinn erwarten. Und der Staat einen riesigen Verlust. Kein Wunder, daß dieser Plan den Markt mobilisiert“, meinte Sinn. Fair wäre es, wenn der Staat (der das Geld der Steuerzahler riskiert) im Austausch Aktien erhielte und zum Miteigentümer der Banken würde: „Dann bestünde wenigstens die Aussicht auf Dividenden oder spätere Verkaufserlöse bei der Veräußerung dieser Aktien.“

 

Krise: „Herdenverhalten und Fehlbewertungen“

Edinburgh. Der britische Ökonom John Kay hat das Versagen der Wirtschaftswissenschaften eingestanden. Zum überwiegenden Teil hätten die Ökonomen es versäumt, „auf fundamentale Schwächen der Finanzmärkte hinzuweisen, und sie haben die Krise nicht vorhergesehen“, schrieb der schottische Regierungsberater in der Financial Times Deutschland. „Jetzt streiten sie sich über die angemessene Politik und über den wahrscheinlichen weiteren Wirtschaftsverlauf.“ Wie die Physiker hätten sie nach „einer Weltformel, einer Theorie von allem gesucht“. Daß Menschen rational auf Anreize reagierten und daß Marktpreise Informationen über die Welt enthalten, seien Annahmen, aber keine universellen Wahrheiten: „Vieles, was Gewinnmöglichkeiten eröffnet und Instabilität in der Weltwirtschaft auslöst, ergibt sich daraus, daß diese Annahmen nicht zutreffen. Herdenverhalten, Fehlbewertungen von Assets und grob unvollständige Informationen haben uns dahin geführt, wo wir heute sind“, meinte Kay.

 

Kompromiß als „großer Erfolg“ für die Natur

KIEL. Nordeuropas größtes Feriendorf soll jetzt doch gebaut werden. Nachdem die Schleswiger Verwaltungsrichter das 500-Millionen-Projekt „Port Olpenitz“ gestoppt hatten (JF 17/09), scheint ein von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) vermittelter Kompromiß nun darauf hinauszulaufen, daß zwischen Ostsee und Schleimündung eine „abgespeckte“ Version entsteht. Voraussetzung für das gute Resultat der „kleinen Kieler Runde“ war die Ausschaltung des bis dahin federführenden Kappelner Bürgermeisters Roman Feodoria (CDU), dessen Umweltignoranz den Konflikt mit den Naturschutzverbänden provoziert hatte. Der schleswig-holsteinische Landesnaturschutzverband und seine regionalen Ableger feiern den Kompromiß als „großen Erfolg“. Vom zwar immer noch gigantischen „Hafendorf“, in das sich ein aufgelassener Marinestützpunkt verwandeln soll, seien keine schädlichen Auswirkungen auf das so empfindliche wie wertvolle Ökosystem im Bereich der Schleimündung mehr zu erwarten.

 

Zahl der Woche

Mit 1,95 Billionen Dollar hatte China Ende 2008 die größten Währungsreserven der Welt. Japan lag mit 1,03 Billionen auf Rang 2, gefolgt von der Eurozone mit 534 Milliarden Dollar und Rußland mit 427 Milliarden Dollar. Indien besaß 256 Milliarden Dollar, Südkorea 201 Milliarden Dollar. (Quelle: IWF)

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