© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/09 01. Mai 2009

Frisch gepresst

Pädagogik. Für das Ende der defensiven Pädagogik plädiert Ralf Hickethier in seinem Bändchen mit dem Titel „Pädagogisch inkorrekt“. Der ehemalige Dozent an der Pädagogischen Hochschule in Leipzig beklagt in seiner Sammlung von Vorträgen und Aufsätzen eine Infantilisierung, bei der Schulkinder wie Kleinkinder auf ihrer egozentrischen Entwicklungsstufe behandelt werden. Eine der Forderungen Hickethiers: das „moralisch korrekte Mißverständnis“ aufzulösen, nach welchem Kinder im Mittelpunkt von Familie und Schule stehen. Eltern und Erzieher dürften sich bildlich gesprochen nicht länger zum „Mond“ machen, sondern müßten die „Sonne“ sein. Stünden die Kinder schon vor der Pubertät im Mittelpunkt, seien sie in Wahrheit „rettungslos überfordert“. In einer Reihe mit Autoren wie Christa Meves oder Michael Winterhoff verlangt der freischaffende Psychologe von den Eltern, Position zu beziehen und nicht vor jugendlichen Machtallüren zu kuschen. Auch praktische Vorschläge für den Schulalltag unterbreitet Hickethier. Er plädiert für eine Ganztagsschule bis 16 Uhr und eine Anwesenheit der Lehrer an nur vier Tagen in der Woche sowie einem „Studientag“, an dem sich die Pädagogen zu Hause auf ihren Unterricht vorbereiten sollen (Pädagogisch inkorrekt. Erziehungsnotstand in Deutschland. Ursachen und Lösungen. KuK-Verlag oder www.RalfHickethier.de, Leipzig 2009, broschiert, 76 Seiten, 7,90 Euro).

 

Verschwörungen. Der Autor Andreas von Rétyi ist immer dann zur Stelle, wenn übliche Recherchen an die Grenzen des sicheren Terrains zugänglicher Fakten stoßen und sich die Abgründe des Reichs der Mutmaßungen auftun. Sein aktuelles Buch widmet sich aber diesmal nicht extraterrestischen Lebensformen oder den Bilderbergern, auch die Illuminaten, der Skull&Bones-Orden oder geheimdienstliche US-Verschwörer-zirkel sind nicht im Fokus von Rétyis’ – oder vielleicht doch? Ohne Roß und Reiter nennen zu können, referiert der 1963 geborene Journalist einige Todesfälle, meist „Selbstmorde“ oder „tragische Unfälle“, bei denen zumindest das Mitwirken Dritter nicht unwahrscheinlich oder wie im Fall des Alexander Litwinienko sogar augenfällig ist. Während beim Tod des KGB-Agenten wohl eher russische Übelmänner am Werk waren, sind von Rétyis’ Schurken in aller Regel Vertreter diverser US-„Organisationen“, bei denen Tod und Terror zum Standardrepertoire zu gehören scheinen. Da einige Opfer auch Mitwisser großer Verschwörungen sind (9/11), nutzt von Rétyi die Gelegenheit gern, auf „sich schließende Kreise“ seiner ganz eigenen Welt hinzuweisen (Denn sie wußten zuviel ... Mysteriöse Todesfälle und ihre wahren Hintergründe. Kopp Verlag, Rottenburg 2008, gebunden, 255 Seiten, 19,95 Euro).

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