© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/09 17. April 2009

80 Jahre James „Hansi“ Last: Der Mann, der aus Noten Gold macht
Garant für Partystimmung
Curd-Torsten Weick

Das hätte sich der junge Kadett aus Bremen wohl nicht träumen lassen, als er im Jahr 1943 die Heeresmusikschule Bückeburg besuchte (Lieblingsinstrument: Kontrabaß): mit 80 noch durch Deutschland touren und auf allen Kanälen als der „Bandleader“ schlechthin gefeiert zu werden, erfolgreicher als all die anderen Großen des Geschäfts. Ob Alfred Hause, der „deutsche Tango-König“, Hugo Strasser, Max Greger oder selbst der legendäre Bert Kaempfert, alle sehen gegen James Last blaß aus.

Über 200 produzierte Tonträger, dutzende nationale und internationale Ehrungen sowie 17 Platin-Schallplatten, 206 Goldene und elf Silberne Schallplatten und sechs Goldene Music-Cassetten sprechen eine deutliche Sprache.

Angefangen hatte alles im Jahr 1946, als Hans Last zusammen mit seinen Brüdern Robert und Werner musizierte. Zwei Jahre darauf folgte das Last/Becker Ensemble, und 1950, 1951 und 1952 wurde Hans von Fachjournalisten im Deutschen Jazzpoll zum besten Bassisten gewählt. 1955 spielte Last im NWDR-Tanzorchester und begann seine Arbeit als Arrangeur. Parallel dazu gründete er das Hans Last Orchester und erhielt im Jahr 1964 seinen ersten Plattenvertrag bei Polydor.

Mit „Non Stop Dancing“ (1964/65) erschien daraufhin die erste Langspielplatte, für die der nun in James umgetaufte Last auch aufgrund seines großen Erfolgs in England für eine Million verkaufter LPs ausgezeichnet wurde.

James Last hatte sich durchgesetzt – ohne TV-Unterstützung. Seine Bildschirmpremiere erfolgte erst im März 1968 in der ZDF-„Starparade“. Für sie schrieb Last auch die Titelmelodie und spielte mit seinen Mannen „Judy in Disguise“, einen Hit der US-Jungs von John Fred and His Playboy Band im Jahr 1968, sowie ein „Humba Humba à gogo Medley“ zum Mitsingen. Beides im typischen „Happy Sound“ – nur noch ohne den markanten Chor im Hintergrund.

Tolle Mischung: „Humba, Humba täterä“ und Beatkultur. Doch wenn es einer schaffte, all die Musikstile zusammenzubringen, die die Deutschen – und nicht nur die Deutschen – liebten, dann war es Hansi Last. Kein Hit, kein Gassenhauer, kein Klassiker, den der Bremer nicht arrangierte. Wie heißt es auf Lasts LP „Polka-Party“ von 1971: „Doch es muß nicht immer Beat oder Slow sein. Wie wär’s mal mit ’ner knackigen Polka? Echte Musikanten kennen keine Grenzen, und als Arrangeur interessiert sich James Last für jedes musikalische Thema.“

Und Themen fand Last zuhauf. Er arbeitete Musik – mehr als zehn Alben im Jahr waren keine Seltenheit – und galt vor allem in den „goldenen Siebzigern“ als der „Mann, der aus Noten Gold macht“. Ob Klassik („Classics up to date“), Operette („Happy Lehár“), Volkslieder („Ännchen von Tharau“), Seemannslieder („Käpt’n James bittet zum Tanz“), ferne Zonen („Rußland – Zwischen Tag und Nacht“), ob Hammond, Trumpet, Sax oder „Piano à gogo“, „Polka-“, „Beach-“ und „Voodoo-Party“ oder die unzähligen „Non Stop Dancing“-Alben – der „Gentleman of music“ war der Tausendsassa mit dem Gefühl für den „Happy Sound“: „Eine Mischung aus Musik und Partystimmung“, erklärt der Plattentext aus den frühen Jahren. „Das war genau das Richtige. Das war es, was zum Tanzen eigentlich noch fehlte. Kurzum: Es war das Tüpfelchen auf dem i. Die Partys bekamen Schwung, sie bekamen den Drive, den sich Party-Enthusiasten immer wünschten“, schwärmt Polydor 1966.

So begann Lasts Siegeszug durch die Partykeller-Kultur und potenzierte sich im Verbund mit der ZDF-„Starparade“, wo Last einen Stammplatz innehatte, um ein Vielfaches. Er arrangierte und komponierte („Happy Heart“, „Happy Music“, „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“, „Biscaya“) und erfand sich auch nach dem Ende der „Starparade“ im Jahr 1982 immer wieder neu. Er stand am geliebten Baß und untermalte „Ruf mich an“ mit den Hip-Hoppern von Fettes Brot (1999), erklomm im selben Jahr mit seinen „Country Roads“ Platz 18 in England und erreichte mit der CD „They Call Me Hansi“ in Deutschland (2004) immerhin Platz 26.

Bleibt die Frage: „Worin liegt das Geheimnis des Erfolgs?“ Darauf antwortete Hansi bereits 1970 in einem Fernsehinterview: „In der Einfachheit, mit einem guten Rhythmus.“ Er habe „eine Tanzmusik geschaffen, die es in Deutschland“ bis dato „nicht gegeben hatte“. „Wir wollten einfach nur unkomplizierte, fröhliche Musik machen.“ Das ist ihm mehr als gelungen.

Foto: Ob Happy Lehár, Polka oder Käpt’n – James Last kennt keine Grenzen: „Wir wollten einfach nur unkomplizierte, fröhliche Musik machen“

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