© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/09 17. April 2009

„Die können im Kongo ums Feuer tanzen“
Saarland: Mit flotten Sprüchen ist ein langjähriger Weggefährte Oskar Lafontains in den Ruf gekommen, er sei ein „Rechtspopulist“
Hans Christians

Bisher war davon auszugehen, daß vor allem die saarländische Landtagswahl am 30. August überregionale Bedeutung haben würde. Ein rot-rotes Bündnis aus SPD und Linkspartei liegt nach Umfragen im Bereich des Möglichen und könnte nur an Widerständen gegen den Linkspartei-Chef und ehemaligen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine scheitern.

Der Populist, der zehn Jahre nach seinem Rücktritt als Vorsitzender der Sozialdemokraten erneut nach der Macht in seiner Heimat greift, hat es nun geschafft, daß auch die Wahl zum Präsidenten des Regionalverbands Saarbrücken zum handfesten Politikum gerät. Während CDU und SPD mit dem Staatssekretär Rainer Grün und dem Landtagsabgeordneten Peter Gillo weithin unbekannte Personen nominiert haben, zauberte Lafontaine einen alten Bekannten aus dem Hut, dem er sich seit gemeinsamen Tagen der Alleinregierung an der Saar verbunden fühlt.

Kein anderer als der langjährige Rastatter Oberbürgermeister Klaus-Eckhard Walker soll den Chefsessel im Saarbrücker Schloß erobern, der vergleichbar mit dem Amt des Landrats ist. Walker, ein 56 Jahre alter Jurist, befindet sich ähnlich wie Lafontaine auf einem Kreuzzug gegen seine ehemalige Partei. Als Stadtoberhaupt von Rastatt geriet er in die Schlagzeilen, weil er Einwanderungskindern muttersprachlichen Unterricht verweigerte und dies mit mangelnder Integrationsbereitschaft begründete. Bei einer Gemeinderatssitzung hatte er gesagt, die Asylbewerber, die in der staatlichen Gemeinschaftsunterkunft leben, sollten sich den Gepflogenheiten ihres Gastlandes anpassen oder „in den Kongo zurückgehen, wo sie ums Feuer tanzen können, bis sie schwarz werden, was sie aber schon sind“. Daraufhin geriet Walker parteiintern unter Druck und wurde letztlich abgewählt.

Daß Lafontaine seinen alten Weggefährten nun ins Rennen schickt, kommt nicht von ungefähr. Die Linkspartei geriert sich an der Saar betont heimatverbunden und bodenständig. Starke Worte wie die von Walker kommen in den Arbeitersiedlungen der Landeshauptstadt an. Schon 2005 erreichte die Linke bei der Bundestagswahl im Stadtverband Saarbrücken mehr als 20 Prozent, Walkers Einzug in die Stichwahl scheint durchaus möglich. Walker hat zudem den Vorteil, daß er im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern bereits bekannt wie ein bunter Hund ist. Seine Nominierung hat beträchtlichen Wirbel entfacht. „Lafontaine schreckt vor gar nichts mehr zurück. Er besorgt sich sogar Leihstimmen bei der NPD“, giftete CDU-Generalsekretär Stephan Toscani. Und Sebastian Greiber, Chef der saarländischen Jungliberalen, bezeichnet Walker als „ausgemachten Rechtspopulisten“. Da wundert es nicht, daß regionale Kommentatoren davon sprechen, Lafontaine mache „mal wieder den Haider“. Ähnlich erfolgreich könnte er durchaus werden.

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