© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/09 10. April 2009

Meldungen

Ideengeschichte nach gewohnten Rezepturen

MÜNCHEN. Ein großes Medienecho begleitete 2007 die Geburt der Zeitschrift für Ideengeschichte. Mit dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach, der Wolfenbütteler Herzog-August-Bibliothek und der Klassik Stiftung Weimar stehen die ersten Adressen auf dem Herausgeberschild. Die Prominenz von Jan Philipp Reemtsma und Wolf Lepenies ergänzt Kurt Flaschs und Dieter Henrichs Kompetenz im Beirat. Der hochmögende Verlag C. H. Beck wirft die Hefte, für die fabulöse 24 Redaktionsmitglieder verantwortlich zeichnen, viermal jährlich unters Volk. Gezündet hat das alles nicht. Das Gros der Beiträge hat den Spannungsgehalt einer Lochkarte. Heft 1 dieses Jahres bricht den Bann der Langeweile nicht. Thematisch halbwegs beachtlich ist allein Wolfgang Eckarts Essay „Nervös in den Untergang“ über den „medizinisch-kulturellen Diskurs um 1900“. Zugleich offenbart der Beitrag des Medizinhistorikers exemplarisch, wie stark intellektuelles juste milieu die Zeitschrift dominiert. So handelt Eckart die „Nervosität“ im üblichen Rahmen des wilhelminischen Kulturpessimismus ab. Und am Ende, mit nur „graduellen Unterschieden“ zu den Neurastheniedebatten der Friedenszeit, steht für ihn natürlich der Erste Weltkrieg mit seinen „Kriegsneurotikern“ und Militärpsychiatern, die ihre Patienten „für das Morden gefügig“ machten. Als hätte man’s nicht geahnt!

 

KGB-Gefängnis wieder zu besichtigen

Potsdam. Nach mehr als vierjähriger Schließung aufgrund von Sanierungsarbeiten können seit dem 29. März die Räume des ehemaligen KGB-Gefängnisses in der Potsdamer Leistikowstraße wieder besichtigt werden. Bis 1955 wurden in dem früheren Pfarr- und christlichem Vereinshaus Deutsche interniert, die verdächtigt wurden, im Werwolf aktiv gewesen zu sein oder Spionagedienste geleistet zu haben. Viele Insassen wurden nach gewalttätigen Verhören zu langjährigen Haftstrafen verurteilt oder in sowjetische Gulags deportiert. Vom Ende der fünfziger bis zur Mitte der achtziger Jahre diente das Objekt als Gefängnis für sowjetische Soldaten, denen Kollaboration, Fahnenflucht oder enger Kontakt zur deutschen Bevölkerung vorgeworfen wurde. Im benachbarten ehemaligen Kaiserin-Auguste-Victoria-Internat, wo die Verurteilungen durch Sowjetische Militärtribunale stattfanden, befand sich die KGB-Kommandozentrale für Deutschland.

 

Erste Sätze

Geh vom Häuslichen aus und verbreite dich, so du kannst, über die ganze Welt.

Kurd von Bülow: Geologie für jedermann, Stuttgart 1954l

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