© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/09 10. April 2009

Meldungen

Staatshaftung befördert riskante Bankstrategien

Wuppertal. Der Präsident des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW), Paul Welfens, glaubt nicht, daß neue Regulierungsvorschriften ausreichen, um das Finanzsystem zu retten. „Viele Großbanker wollen einfache ökonomische Wahrheiten nicht zur Kenntnis nehmen: Langfristig wird der Realzins – die Differenz von Nominalzins und Inflationsrate – gleich dem Wirtschaftswachstum sein“, schrieb der Makroökonom von der Uni Wuppertal in der Financial Times Deutschland. „Bei vier Prozent Rendite für risikolose Staatseinleihen läuft eine Zielrendite von 25 Prozent auf eine Risikoprämie von 21 Prozent hinaus. Das aber heißt, daß gefährlich hohe Risiken eingegangen werden, die Kasinoqualität haben.“ Die jetzige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sei „mangels ausreichender Kompetenz und Professionalität nicht glaubwürdig und Teil des Problems“. Welfens warnte vor den Folgen der Fusionswelle, denn Großbanken vertrauten wegen ihrer Systemrelevanz darauf, daß sie nicht in Konkurs gehen könnten. Deshalb verfolgten Manager überriskante Strategien: „Wenn es gut geht, wird man Banker of the Year und geht als Held in den Ruhestand; wenn es schiefgeht, kann man die Bank immer noch dem Staat anhängen.“ Deshalb müsse man mittelfristig über Banken-Entflechtungen nachdenken.

 

Banken haben naiv auf Risikomodelle vertraut

KÖLN. Der Wirtschaftsforscher Michael Hüther hat seinen Vergleich von der Finanz- und Wirtschaftskrise als „Waterloo der Ökonomik“ gegen Kritik von Kollegen verteidigt. Er habe nichts gegen mathematische Ansätze in der Ökonomik, aber es gebe „eine Methodengläubigkeit, die verkennt, daß ein ökonomisches System immer wieder erratische Impulse erfährt, weil in ihm Menschen aus ihren Präferenzen und Gefühlslagen heraus handeln“, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) dem Manager-Magazin. „Die Ökonomik ist eine Wissenschaft vom sozialen Handeln des Menschen. Und dieses entzieht sich eben häufig der formalen Darstellbarkeit.“ So hätten sich die Banken „naiv auf Risikomodelle verlassen, die mit begrenzten historischen Datenreihen versucht haben, Dinge abzubilden. Gefehlt hat aber der Mut zu einer qualitativen Bewertung der Modelle.“ Hüther glaubt an eine „Renaissance der klassischen Bankbeziehung, in der Bank und Markt als zwei Wege der Unternehmensfinanzierung nicht gegen-, sondern miteinander arbeiten“.

 

Deutsches Trinkwasser hat eine gute Qualität

Dessau. Das Trinkwasser in Deutschland hat eine gute bis sehr gute Qualität. Die über 2.600 großen zentralen Wasserversorgungsanlagen halten zu mehr als 99 Prozent die strengen gesetzlichen Anforderungen ein. Zu diesem Schluß kommt der aktuelle Bericht des Bundesgesundheitsministeriums und des Umweltbundesamtes (UBA) über die Qualität von „Wasser für den menschlichen Gebrauch“, der die Jahre 2005 bis 2007 betrachtet. Grenzwertüberschreitungen zeigten sich in den Untersuchungen auf coliforme Bakterien. Beim Nitrat bestätige sich der rückläufige Trend von 1,1 Prozent Grenzwertüberschreitungen im Jahr 1999 auf 0,08 Prozent im Jahr 2007, so das UBA.

 

Zahl der Woche

1.050,6 Milliarden Euro nahm die öffentliche Hand in Deutschland 2008 ein – das waren 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die öffentlichen Ausgaben stiegen aber um 3,7 Prozent auf 1.053,3 Milliarden Euro. Das Defizit lag so bei 2,7 Milliarden Euro. 2007 gab es noch ein Plus von 11,1 Milliarden Euro. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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