© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/09 10. April 2009

UMWELT
Krise? Nein, höhere Vernunft!
Volker Kempf

Alles soll wachsen – die Wirtschaft, die Finanzen, die Geburtenzahlen. Dabei war schon das vielbeschworene Wirtschaftswachstum in Deutschland und noch mehr in den USA schuldenfinanziert. Denn alles hat seinen Preis, wenn man nachhelfen will. Das Wachstum der globalen Finanzwirtschaft quasi aus dem Nichts platzte wie eine Blase. Und wenn die Geburtenrate nicht wächst, dann ist das als eine Krise anzusehen – da sind sich fast alle einig. Dabei ist die Bevölkerungszahl in Deutschland in frühindustriellen Zeiten ähnlich explosionsartig gestiegen wie heute in Afrika. Wenn die Geburtenzahlen deutschlandweit unter dem Bestandserhalt von 2,1 Kindern pro Frau liegen, ist das eine Korrektur einer vorangegangenen Übertreibung. Wie kommt’s? Karl-Otto Hondrich hat in diesem Zusammenhang dargelegt, daß es eine Vernunft gibt, die größer ist als alle Vernunft in unseren Menschengehirnen.

Gegen diese höhere Vernunft anzurennen, wäre unvernünftig. Aber so leicht läßt sich die Natur mit menschlicher „Vernunft“ ohnehin nicht überlisten. Das war der große Irrtum der Fortschrittsgläubigen im 19. Jahrhundert. Nein, was wir brauchen, ist nicht ein neuer Größenwahn, sondern Demut vor der Natur – oder christlicher formuliert: vor Gott. Nur ein Gott kann uns noch retten, meinte Martin Heidegger, also eine höhere Vernunft. Er lobte die Gelassenheit und kritisierte es als gedankenverloren, die menschengesetzte Zweckmäßigkeit mit Hilfe rechnenden Denkens durchsetzen zu wollen. Höhere Vernunft ist es auch, daß selbst in islamischen Ländern mit fortschreitender Industrialisierung die Geburtenrate sinkt. Versuche, gegenzusteuern, bleiben vergeblich. Vernünftig finden das Islamisten nicht, aber auch sie müssen mit der höheren Vernunft leben.

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