© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/09 27. März 2009

Meldungen

Sowjetbesatzung und ethnische Mobilisierung

BERLIN. Infolge der Finanzkrise sind die vielgerühmten „baltischen Tiger“ derzeit nur noch als Bettvorleger verwendbar. So tief unten hätten westdeutsche und angelsächsische Geschichtspolitiker das nationale Selbstbewußtsein vor allem der Litauer und Letten immer schon gern gehabt. Darum war stets die aus „autochthonem Antisemitismus“ erwachsene „Komplizenschaft“ mit den Deutschen beim Völkermord an den osteuropäischen Juden eines ihrer Dauerthemen, um die gedenkpolitische „Zurückgebliebenheit“ in Riga und Wilna anzuprangern. Auf dieser Spur bewegt sich auch der jüngste Aufsatz von Björn M. Felder über „Sowjetische Besatzung und ethnische Mobilisierung im Baltikum 1940 bis 1941“ (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 1/09). Felder versucht nachzuweisen, daß ein wesentliches Motiv für die baltische Judenfeindschaft, der hohe Anteil von Juden im 1940 installierten stalinistischen Repressionsapparat, an den Tatsachen vorbeigehe. In Lettland sei der Anteil von Juden in kommunistischen Parteiorganisationen und im „Apparat“ zwar „signifikant höher als ihr Bevölkerungsanteil“ gewesen, während die Mehrheit der 93.000 Juden des Landes sich politisch passiv verhalten habe. Den lettischen Eindruck, in einem kommunistischen „Judenstaat“ zu leben, habe dies nicht erschüttert, was der NS-Propaganda dann im Sommer 1941 große Glaubwürdigkeit verlieh.

 

Varusschlacht: Münzen, Mythen und Thusnelda

BERLIN. Der zweitausendste Jahrestag dürfte – geht man nach den Schilderungen der römischen Chronisten Cassius Dio, Tacitus etc. – eigentlich erst im September oder Oktober anstehen, an dem die germanischen Stämme unter Arminius’ Führung „den röm‘schen Adler nieder in den Sand“ warfen. Dennoch startet die Freie Universität Berlin schon am 20. April eine Vortragsreihe über „Geschichte –Archäologie –Legenden: 2.000 Jahre Varusschlacht“, die der Veranstalter unbeeindruckt im Teutoburger Wald verortet. Zwölf Wissenschaftler, darunter Alexander Demandt oder Siegmar von Schnurbein, beleuchten den Hermann-Mythos, neueste Ergebnisse archäologischer Grabungen in Kalkriese im nördlichen Wiehengebirge oder auch – die Frauenforschung verlangt ihren Tribut – „was Thusnelda sagte“ (Dagmar Baltrusch zu „Macht und Einfluß germanischer Frauen“). 

 

Erste Sätze

Von jeher ist die deutsche Romantik in einer besonderen Lage.

Erich Auerbach: Literatursprache und Publikum in der lateinischen Spätantike und im Mittelalter, Bern 1958

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