© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/09 13. März 2009

Frisch gepresst

Mafia. Er schreibt über „ein Land im Kriegszustand“. Welches Land? Den „Süden“. Den Süden Italiens. Das Land voller Veteranen und Witwen. Witwen, die früher erleben mußten, wie „die Deutschen vor ihrem Rückzug Dörfer und Häuser durchkämmt und die Bewohner abgeschlachtet hatten“ und deren Söhne heute von den „Killern der Bidognetti“ dahingemetzelt werden. Doch was Roberto Saviano, Autor des 2006 erschienenen Erfolgs-Tatsachenromans „Gomorrha“, der die Aktivitäten der italienischen Mafia anklagt, in seinem aktuellen Büchlein in den Fokus stellt, ist der Teil Italiens, aus dem nicht nur die meisten Soldaten der vielen Friedens- und Kriegsmissionen stammen, sondern auch die Hälfte der „italienischen Gefallenen“. Viel Ungemach für die Frauen der Soldaten, die in Bosnien waren, in Mosambik, im Kosovo, Somalia, im Irak oder Libanon. Und noch mehr Leid für die Witwen der Soldaten, „von denen nur ihr Körper heimkehrt, verbrannt, verstümmelt, zerstückelt.“ Eine von ihnen ist Hauptperson Maria (Das Gegenteil von Tod. Hanser Verlag, München 2009, gebunden, 71 Seiten, 10 Euro).

 

Mitteleuropa. Als „Handbuch zur Geschichte“ fällt das umfangreiche Werk Günter Lehmanns sicherlich durch gewisse Außergewöhnlichkeiten auf. Dazu zählt neben der in den gängigen Handbüchern allenfalls im Anhang präsentierten Chronologie vor allem die geographische Beschränkung auf Mitteleuropa – zwischen Finnland, Schwarzem Meer, Adria und Ostsee verortet, also das klassische Ostmitteleuropa. Auch wenn die Autoren bekunden, ihre mit exzellentem Kartenmaterial bereicherte Fleißarbeit ohne eine erkenntnissatte Voreingenommenheit des „Geschichtsprofessors“ verfaßt zu haben, gelingt es selbst in Form der Chronologie, verläßlich und völlig unideologisch die Geschichte dieses Raumes wiederzugeben (Mitteleu­ropa. Historisches Geschehen nach Zeittafel von 1 bis 2000. Mecklenburger Buchverlag, Neubrandenburg 2009, gebunden, 1.296 Seiten, 98 Euro).

 

Deutschland. Es ist ein Bild von unserem Land, das sich fernab üblicher Klischees bewegt. „Deutschland. Das Buch“ (Erleben, was es bedeutet. Thiele Verlag, München und Wien 2009, gebunden, 276 Seiten, Abbildungen, 20 Euro) lautet der Titel des Fotobandes von Gordon Lueckel und Johannes Thiele. Gespickt mit Momentaufnahmen, die nicht nur die übliche Abfolge geschichtlicher und landschaftlicher Eindrücke wiedergeben. Das umfangreiche Werk drückt vielmehr Lebensgefühl und Lebenswirklichkeit der Deutschen aus, eingebettet in den Kontext historischer Ereignisse, in dem auch der deutsche Alltag nicht zu kurz kommt. Familie Mustermann ist ebenso dabei wie der Kniefall Willy Brandts und der Terror des deutschen Herbstes.

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