© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/09 13. März 2009

Frisch gepresst

Varusschlacht. Das genaue Datum kann auch der Focus-Wissenschaftsredakteur Christian Pantle nicht nennen, am dem „wir“ unseren 2.000 Jubiläumstag feiern könnten. Daß Arminius’ Sieg über die Legionen des Varus 9 n. Chr. ein freudiger Anlaß ist, darauf könnte aber zumindest der Untertitel „Der germanische Freiheitskrieg“ seines Buches (Die Varusschlacht. Propyläen Verlag, Berlin 2009, broschiert, 320 Seiten, Abbildungen, 16,90 Euro) schließen lassen. Immerhin, und das führt Pantle in seinem lesenswerten Buch aus, schließt er sich dem Teil der Historikerzunft an, die die verheerende Niederlage am Nordrand des Wiehengebirges (und nicht des Teutoburger Waldes, wie der Klappentext immer noch behauptet) als wichtige Zäsur in der römischen Geschichte von großer Tragweite deuten und nicht nur als historische Schlacht mit geringen politischen Auswirkungen, etwa die Aufgabe Roms seiner rechtsrheinischen Provinzen. Pantle reiht das im Reportagestil lebhaft geschilderte Gemetzel in die römische Politik zwischen der Republik und den Germanicus-Feldzügen ein. Gestützt auf die jüngsten Entdeckungen in Kalkriese (JF 2/09) wird die Taktik der Germanen gegen die etwa 20.000 römischen Legionäre beschrieben, denen zwischen bewaldeten Hängen und den unmittelbar angrenzenden Mooren und Sümpfen der norddeutschen Tiefebene die aus vorbereiteten Stellungen in die Flanke fallenden Angreifer den Garaus bereiteten, noch ehe sie ihre gefürchtete Schlachtordnung einnehmen konnten.

 

Oswald Metzger. „Viele sehen ihren Lebenssinn darin, Kohlehydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu lassen. Die wachsen dann verdickt und verdummt auf“, urteilte Oswald Metzger 2007 im Stern über Sozialhilfeempfänger. Wer von solcher Polemik nicht genug kriegen kann und wer wissen will, warum sich der Autor voriges Jahr zweimal vergeblich als CDU-Direktkandidat beworben hat, dem sei das zweite Buch des Ex-Grünen empfohlen: „Die verlogene Gesellschaft“ (Rowohlt Verlag, Berlin 2009, broschiert, 224 Seiten, 16,90 Euro). Der „Status des Berufsbeamten“ sei „das Paradebeispiel für Vollkaskomentalität in Deutschland“, die Pflegeversicherung sieht Metzger als verzichtbares „Erbenschutzprogramm“ an, denn „wo steht eigentlich geschrieben, daß das Vermögen, das Menschen in ihrer aktiven Zeit erwerben, nicht in erster Linie dazu dienen sollte, sie möglichst menschenwürdig bis zu ihrem Tod pflegen zu können?“ so Metzger. „Wir Deutschen“, beklagt der abgebrochene Jura-Student, seien „ein Volk von ökonomischen Analphabeten“ – die aktuelle Weltfinanzkrise ist Metzger allerdings nur elf dürre Seiten wert.

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