© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/09 13. März 2009

Meldungen

Verlage: Das Geschäft mit dem Gedenken

MÜNCHEN. Welchen Einfluß hatte und hat verlegerisches Handeln auf die Zeitgeschichtshistoriographie? Keine unwichtige Frage, wie Olaf Blaschke allein anhand des Hinweises auf den damals astronomischen Werbeetat deutlich macht, der bei Propyläen 1973 für Joachim C. Fests „Hitler“ zur Verfügung stand: 100.000 Mark, soviel wie für Harry Valériens Buch zur Fußball-WM 1974 (Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 1/09). Üppig finanzierte „Reklame“ war hier der Grundstein zum Welterfolg. Sebastian Haffners „Anmerkungen zu Hitler“ (1978) benötigten zwar keine Geldspritze, aber geschrieben wurden sie als verlegerisches Auftragswerk. Bis heute sind es Verleger, Lektoren und Redakteure, die den „Puls der Zeit“ zu fühlen glauben, wenn sie den Buch- und Medienmarkt mit Erzeugnissen zu Deutschlands dunkler Zeit beschicken. Dabei kann es zu „Unachtsamkeiten“ kommen, wie Blaschke die „Panne“ bei Suhrkamp mit den erlogenen KZ-„Erinnerungen“ Binjamin Wilkomirskis (1995) nennt. Etwas zu hurtig hatte Unselds Truppe in das seit 1990 medial kräftig befeuerte Geschäft mit der „Holocaustliteratur“ hineindrängen wollen. Das ganze Ausmaß des verlegerischen Anteils an der bundesdeutschen Erinnerungspolitik vermag Blaschke jedoch gerade für die so wichtige „Zwölfjahresphase“ (1983–1995) und erst recht für die Zeit danach kaum anzudeuten, da zunächst das Gros der Verlagskorrespondenzen auszuwerten wäre, um den „gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext“ des „Gedenkens“ zu erforschen.

 

Medientage: Geraschel der Seiten bald passé

Chemnitz. Während bald von Woche zu Woche eine Zeitschrift oder Zeitung wegen der Auswirkungen derr Wirtschaftskrise „aus dem Markt austritt“, wird die Frage, ob letzlich das Internet klassische Medien wie Print, Radio und Fernsehen vollends verdrängen wird, immer dringlicher. Die vom 3. bis zum 5. April 2009 in Chemnitz stattfindenden „5. Studentischen Medientage“ wollen die „Chancen und Risiken des Web 2.0“ ergründen. Interessierte Studenten und Medienschaffende sind unter dem  Motto „Ich surfe, also bin ich“ aufgerufen, Fragen nach dem Wandel vom Mediennutzer zum Medienmacher oder dem Sinn sozialer Netzwerke im Internet in Fachvorträgen nachzugehen (Informationen unter www.medientage-chemnitz.de).

 

Erste Sätze

Nur zögernd habe ich der Veröffentlichung des vorliegenden Textes zugestimmt.

Günter Rohrmoser: Kulturrevolution und Gewaltmentalität. Der geistige Hintergrund, Freiburg 1970

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