© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/09 06. März 2009

Meldungen

„Generelle Insolvenz des Finanzsystems“

CAMBRIDGE. Der konservative schottische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson schließt einen Kollaps des Weltfinanzsystems nicht mehr aus. Die US-Notenbank Fed „hat ihre Bilanzsumme in spektakulärer Weise ausgeweitet, von weniger als einer Billion Dollar auf mehr als zwei Billionen Dollar. Sie kauft immer mehr schlechte oder toxische Wertpapiere von den Banken auf und nimmt sie in ihre Bilanz“, warnte der Harvard- und frühere Oxford-Professor in der FAZ. Dennoch schrumpfe die Kreditvergabe, die Banken horteten das Geld. „Nach einigen Schätzungen übersteigen die Verluste inzwischen das gesamte Eigenkapital aller Banken. Das heißt, es gibt eine generelle Insolvenz des Finanzsystems“, so Ferguson. Die von den Rettungspaketen verursachten „Billionen-Dollar-Defizite über einige Jahre werden den Schuldenberg auf eine Höhe wachsen lassen, die man seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Wir erleben momentan die finanziellen Symptome eines Weltkriegs – ohne den Krieg. Wer jetzt in Regierungsanleihen investiert, tut dies in einer gefährlichen Zeit.“ Mit der Krise werde aber wahrscheinlich „die Ära der großen Kredithebel und der exzessiven Schulden“ enden. US-Präsident Barack Obama hat vorige Woche seinen ersten Budgetplan vorgelegt, der ein Defizit von 1,75 Billionen Dollar aufweist.

 

HRE: „Feuerwehreinsatz in höchster Not“

BERLIN. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält die Pläne der Bundesregierung zur Sanierung der Milliarden-Verluste ausweisenden Hypo Real Estate (HRE) für alternativlos. „Der Staat übernimmt Anteile an einem faktisch insolventen Unternehmen“, erklärte DIW-Finanzmarktexpertin Dorothea Schäfer, um den Zusammenbruch einer systemrelevanten Bank zu verhindern. „Das staatliche Engagement entspricht einem Feuerwehreinsatz in höchster Not.“ Es sei absurd, die geplanten Maßnahmen als ordnungspolitischen Tabubruch zu bezeichnen. Der US-Großinvestor J.C. Flowers habe nach seinem Einstieg den Niedergang nicht aufhalten können. Die Anteile an der HRE sind heute praktisch wertlos: „Das ist das normale Risiko, mit dem jeder Unternehmer leben muß.“ Ein Insolvenzantrag würde den Aktionären ihr Eigenkapital und ihre Rechte ohnehin nehmen. Dieser Weg sei aber wegen internationaler Absprachen und negativen Auswirkungen auf den Interbankenmarkt nicht gangbar.

 

Papier-Briketts dürfen nicht verfeuert werden

DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hat davor gewarnt, Papierbriketts in privaten Öfen, Kaminen und Heizkesseln zu verfeuern. Die etwa im Internet-Handel angebotenen Papier-Brikettpressen würden keineswegs – wie die Werbung behauptet – „bares Geld sparen“, sondern ein Bußgeld bringen. Die Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1.BImSchV) erlaube nur die Verbrennung von naturbelassenem Scheitholz, Holzbriketts und Pellets sowie Braun- und Steinkohle. Zudem sei keine Anlage darauf ausgelegt, Papierbriketts zu verbrennen: „Es sind weder hohe Emissionen noch andere Probleme – etwa die Verschmutzung der Anlage – auszuschließen. Altpapier gehört also nicht in die Heizung, sondern in die Altpapiertonne.“

 

Zahl der Woche

27,15 Milliarden Euro (24,14 Milliarden Pfund) Verlust vermeldete die Royal Bank of Scotland (RBS) für 2008 – das war das bislang größte Minus in der britischen Geschichte. Der US-Autobauer General Motors (GM) verlor hingegen „nur“ 24 Milliarden Euro (30,9 Milliarden Dollar).

(Quelle: RBS/GM)

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