© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/09 06. Februar 2009

Meldungen

Hybride Identitäten und dynamische Jungtürken

BERLIN. In dem Maße, wie die Schwierigkeiten der Integration auch von den "migrationsfreundlichen" Medien nicht mehr zu ignorieren sind, bemühen sich Sozialwissenschaftler, gegen "übergeneralisierte Vorstellungen" über Migranten ("Vorurteile") Front zu machen. Ihnen gibt jetzt auch die Bundeszentrale für politische Bildung eine Plattform, um ein positives Bild von den "Lebenswelten von Migrantinnen und Migranten" zu vermitteln (Aus Politik und Zeitgeschichte, 5/09). Naika Foroutan und Isabel Schäfer empfehlen dabei "Mischlinge", die sie "Träger hybrider Identitäten" taufen, als "Brückenmenschen" und "Mediatoren auf internationaler Ebene", um den "Annäherungsprozeß" zwischen Europa und muslimischen Herkunftsländern zu befördern. Das Reservoir für die Formung des neuen Menschentypus sei unerschöpflich, gebe es doch bereits zwanzig Millionen "euro-arabische Ehen". Aber auch unter "nicht-hybriden" Muslimen gehen wir integrationspolitisch goldenen Zeiten entgegen, wie der in Würzburg Empirische Bildungsforschung treibende Heinz Reinders meint. Medialen "Vexierbildern" zum Trotz wiesen seine Statistiken "das Bild einer integrationsbereiten jungen Migrantengeneration" aus, in deren Reihen vor allem Jugendliche türkischer Herkunft eine "besondere Dynamik" bei der "Akkulturation" an den Tag legten.

 

Eigennütziges Benehmen als Überlebenshindernis

HEIDELBERG. Der Ameisenforscher Edward O. Wilson und der gleichfalls als Evolutionsbiologe bekannte David Sloan Wilson behaupten seit langem den starken Einfluß von Gruppenselektion auf die genetische und kulturelle Evolution des Menschen. Das Darwin-Jahr lud dazu ein, ihre Forschungen im Spektrum der Wissenschaft (1/09) "populärwissenschaftlich" zu präsentieren. Die nicht miteinander verwandten Wilsons behaupten, daß "Egalität" in prähistorischen Zeiten der "Wildbeu­tergesellschaft" einen Überlebensvorteil verschaffte. "Eigennütziges Benehmen" sei dagegen sanktioniert worden, so daß sich nur die Gruppen behaupten konnten, die einen "ausgeprägten Gemeinsinn" entwickelten. Die "Anpassung zum Wohl der Gruppe" habe in der Evolution des Menschen schon früh eingesetzt. Wenn wir heute noch "Selbstsucht, Ausbeutung, Betrug und Ausnutzung" als Bedrohung empfänden, so agieren wir "wie ein aufmerksames Immunsystem" - das aber in den letzten Jahren im Kreis von Bankern und Finanzjongleuren offensichtlich vollständig zusammengebrochen war.

 

Erste Sätze

Die Weltwirtschaft ist zerrüttet. Paul Fleischer:

Moskau in Deutschland, Berlin 1931

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