© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/09 30. Januar 2009

Meldungen

Politische Philosophie. Wer wissen will, was man sich unter Macht, Herrschaft, Demokratie, Konservatismus, Sozialismus, Gemeinwohl, Terrorismus, Klasse, Rasse oder Recht vorstellen soll, vor allem wie mit diesen wandlungsfähigen Begriffen Politik und Geschichte "diskursiv" vorbereitet und schließlich auch "gemacht" wurde, orientiert sich zumeist in den "Staatslexika" katholischer oder evangelischer Prägung, in Joachim Ritters zwölf Bänden des "Historischen Wörterbuchs der Philosophie" oder den ausladenden "Geschichtlichen Grundbegriffen" von Brunner/Conze/Koselleck. In jedem Fall vertraut sich der Wißbegierige hier vornehmlich Philosophen, Historikern und Juristen an. Die deutsche Politikwissenschaft hat es hingegen lexigraphisch nicht sehr weit gebracht und bietet nur schmale Drei-Minus-Werke. Diesem Übelstand haben jetzt Stefan Gosepath, Wilfried Hinsch und Beate Rössler abgeholfen mit dem von ihnen herausgegebenen, stark politologisch geprägten, zweibändigen "Handbuch der politischen Philosophie und Sozialphilosophie" (Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2008, gebunden, 1569 Seiten, 158 Euro). Anders als bei Ritter oder Brunner finden sich hier nicht nur Einträge zu Begriffen, sondern auch zu Personen, so daß die Großmogule politischen Denkens von Aristoteles bis Hobbes, von Platon bis Carl Schmitt berücksichtigt sind. Was aber auf diesem Höhenkamm Modegrößen unserer Tage wie Michael Walzer, Erich Fromm oder Martha C. Nussbaum zu suchen haben, erschließt sich dem Benutzer auch deshalb nicht, weil unklar bleibt, warum in dieser Preisklasse wiederum eine Judith Butler fehlt.

 

Lehrerhilfen. Glaubt man dem Brandbrief der 68 Berliner Schulleiter, kann auch die verheißungsvolle "Überlebens"-Anleitung der Hamburger Studienrätin Karin Brose und ihres Autorenkollegen Wolfgang Pfaffe kaum mehr hilfreich sein, auch wenn Brose, die durch die Einführung einheitlicher Schulkleidung an ihrer Schule von sich reden machte, ohne Larmoyanz den Weg aus dem Jammertal zu weisen versucht. Das Buch beklagt fehlende "elemantare Bildungsvoraussetzungen" vieler Schüler, schwierige "Heterogenität" in den Klassen - eine Verbrämung für die multikulturellen Belastungen - und zunehmende bürokratische Anforderungen. Auch politisch unsinnige "Rahmenbedingungen"  wie die elterliche Wahlfreiheit der Eltern von weiterführenden Schulen gegen die Lehrer-Empfehlung etc. werden hinterfragt. Überraschend sind neben kundigen Hilfestellungen aber selbstkritische Reflexionen über den Berufsstand, die sich von modischen Beschimpfungen selbsternannter "Lehrerhasser" angenehm abheben (Survival für Lehrer. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, gebunden, 160 Seiten, 16,90 Euro).

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