© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/09 30. Januar 2009

Meldungen

Gier, Kurzsichtigkeit und zuviel Optimismus

AUGSBURG. Der Augsburger Innovationsökonom Horst Hanusch sieht den eigentlichen Ursprung der Finanz- und Wirtschaftskrise in dem riesigen US-Wirtschaftsaufschwung, der sich dort vor über zwei Jahrzehnten einstellte. "Um das Jahr 2000 scheiterte der Boom an seiner eigenen Hybris und dem grenzenlosen Optimismus aller Beteiligten", erklärte der Generalsekretär der Internationalen Schumpeter-Gesellschaft in der Financial Times Deutschland. Auch die Notenbanken seien mitverantwortlich. "Diese fokussierten ihre Politik in monetaristischer Weise auf Zinsanhebungen, um eine vermeintliche Inflation im Konsumgüterbereich zu bekämpfen. Davor aber hatten sie auf geradezu sträfliche Weise die Vermögensinflation auf den Aktienmärkten vernachlässigt", erläuterte Hanusch. "Diese aber ist in einem schumpeterianischen Kontext ein essentieller Grund für Verwerfungen und krisenhafte Erscheinungen. Die aufgeblähte Blase platzte, und es kam zu einem tiefen Fall der New Economy." Die Zentralbanken senkten panikartig die Zinsen, die zusätzliche Liquidität suchte sich neue Anlagemöglichkeiten im Immobiliensektor. "Hier wiederholte sich das gleiche unregulierte Spiel von Gier, Kurzsichtigkeit und überschäumendem Optimismus. Eine neue, ungeheuer große Blase entstand", so Hanusch.

 

EU: "Neue und aktive Industriepolitik"

BRÜSSEL. Der EU-Handelskommisar Peter Mandelson hat eine neue und aktive Industriepolitik gefordert. "Die kursierende Meinung, die beste Industriepolitik sei keine Industriepolitik, ist selbstgefällig und naiv", erklärte der Labour-Politiker in der Welt. "Als geborener Optimist habe ich Vertrauen in die Rolle des Staates. Eines Staates, der mit den Märkten, nicht gegen sie, arbeitet und uns in die Lage versetzt, soviel wie möglich aus der Globalisierung herauszuholen." Daher sollten Regierungen keine gescheiterten Firmen stützen oder gar übernehmen, sondern Unternehmen und Menschen in die Lage versetzen, in einer sich rasch verändernden globalen Wirtschaft erfolgreich zu sein. "Aktive Industriepolitik heißt, jeden Sektor der Wirtschaft strategisch zu betrachten, aber nicht mit dem Ziel einer von oben nach unten gerichteten Schirmherrschaft über die Unternehmen dieser Sektoren, sondern um einzuschätzen, wie eine horizontale Politik maximalen Nutzen auf allen Sektoren sichern und unsere besonderen Stärken noch weiter festigen kann."

 

Feinstaubbelastung 2008 erneut niedrig

DESSAU. Im vorigen Jahr war die Feinstaubbelastung in Deutschland erneut fast überall gering. Nur an 19 der insgesamt 421 Meßstationen überschritten die Partikelkonzentrationen öfter als an den in der EU zulässigen 35 Tagen den Wert von 50 Mikrogramm/Kubikmeter Luft (µg/m3). "Dafür sorgte vor allem die günstige Wetterlage, bei der windschwache Hochdruckgebiete selten auftraten, Gewitter und Starkregen dafür aber um so häufiger waren", erklärte der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Andreas Troge. "Für eine generelle Entwarnung ist die Belastung an vielen Stellen noch viel zu hoch, trotz der positiven Tendenz. Wir müssen die Belastung weiter senken, um in gesunder Luft leben zu können." Die Luftqualitätsdaten im Internet: www.env-it.de/umweltbundesamt/luftdaten

 

Zahlen der Woche

Nur noch 29 Cent pro  Kilo Milch bekommen deutsche Bauern derzeit von den Molkereien ausbezahlt. Grund hierfür seien die sinkende Binnennachfrage sowie ungünstige Wechselkurse zum US-Dollar. Um kostendeckend wirtschaften zu können, wären jedoch mindestens 43 Cent nötig. (Quelle: Deutscher Bauernverband)

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