© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/09 16. Januar 2009

Leserbriefe

Zu: "Woher wir kommen" von Karlheinz Weißmann, JF 2/09

Traditionslinien, auf die wir stolz sein können

In den letzten Jahren erscheinen erfreuliche Beiträge zu unserer Geschichte in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten, wie der Autor schon darlegte. Noch erfreulicher ist es, in den deutschen Landschaften und Städten die Darstellungen zur Heimatgeschichte zu lesen. Hier wird unsere Herkunft von den Germanen an konkreten historischen Belegen klar und deutlich zum Ausdruck gebracht. Gerade in Mitteldeutschland, woher ich stamme, lohnen sich Besuche in den Museen für Ur- und Frühgeschichte in Halle und Weimar, um unseren Wurzeln nachzugehen. Interessant sind auch die Knochenfunde in der Lichtensteinhöhle bei Osterode, an denen durch DNS-Tests nachgewiesen werden konnte, daß noch heute, nach fast 3.000 Jahren, Nachkommen der Höhlenbewohner in unmittelbarer Umgebung leben. Als Arminius germanische Stämme gegen die Römer führte, lebten die Cherusker und ihre Nachbarn demnach schon 1.000 Jahre in dieser Gegend. Und es wundert deshalb nicht, daß der erste deutsch zu nennende König, Heinrich I., auch aus dem Harz-Umland kam. Auf solche Traditionslinien können wir wirklich stolz sein.

Dr. Walter Krüger, Berlin

 

 

Zu: "Jahr der Entscheidungen" von Dieter Stein, JF 2/09

Genügend Wählerpotential

Dieter Stein hat in seinem Ausblick die politische Zukunft Deutschlands zutreffend analysiert. Die Erben Honeckers sind hoffähig, sie gelten als gute Demokraten und dürfen sich mit den anderen etablierten Parteien die "Neue Mitte" teilen. Eine konservative Partei hätte es schwer, sich gegen massive Diskriminierung und wahrscheinlich auch sofortige Verfolgung zu wehren. Dennoch sollte der Versuch gewagt werden, Konservative, Nationalliberale, Mittelstand, Bauern und Europa­skeptiker in einer neuen Gruppierung zu sammeln und zur Bundestagswahl anzutreten. Bei inzwischen mehr als 50 Prozent resignierenden Nichtwählern wäre genügend Wählerpotential vorhanden.

Prof. Dr. Peter Carl, Deggendorf

 

 

Zu: "Propaganda statt Wissenschaft" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 2/09

Der Zweck ist Ablenkung

Derartige "Untersuchungen" verfolgen in erster Linie den Zweck, vom totalen Versagen unserer politischen Klasse in der Ausländer- und Bevölkerungspolitik dadurch abzulenken, daß man jedwede Kritik an Multikulti mit dem Stigma des Rechtsextremismus belegt. Denn im Grunde ist es doch egal, was diese "Mitte der Gesellschaft" - früher die "schweigende (bürgerliche) Mehrheit" - meint oder nicht, wenn die Umsetzung in konkretes Handeln ausbleibt.

Und nicht erst der Kölner Anti-Islamisierungs-Kongreß hat gezeigt, daß die große Mehrheit der Abstammungsdeutschen am Erhalt ihrer christlich-abendländisch geprägten Kultur nicht mehr sonderlich interessiert ist; zu viele blicken über den Tellerrand ihrer persönlichen Befindlichkeiten nicht hinaus.

Rechtsextremismus der Mitte? Wo? Zumindest die unterstellten rechtsextremen Einstellungen finden bei den für unsere Demokratie relevanten Wahlen auf Bundes- und Länderebene so gut wie keinen Niederschlag.

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Allein im All" von Robert Backhaus, JF 2/09

Hinausgeworfenes Geld

Ich stimme diesem Artikel insofern zu, daß die Milliarden, die für die Weltraumfahrt und -forschung ausgegeben werden, hinausgeworfenes Geld sind. Es wäre für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen, zum Beispiel der tropischen Regenwälder, sowie den Artenschutz viel wichtiger.

Genauso lächerlich ist das Vorhaben, den Mars für die Menschheit (oder für die Amerikaner?) bewohnbar machen zu wollen, weil in ein paar hundert Millionen Jahren sich die Sonne etwas aufbläht und die Erde deshalb unbewohnbar werden wird. Wenn die Menschheit so weitermacht, ist die Erde in 100 Jahren unbewohnbar, zumindest für uns Menschen.

Reinhold Sauer, Böblingen

 

 

Zu: "Höchste Zeit" von Karl Feldmeyer, JF 2/09

Bismarcks gute Bündnispolitik

Angesichts des Sterbens vieler Menschen auf Erden sollte die Bundeswehr sich als Erhalter unsere Staates und der deutschen Kultur verstehen. Bismarck hat gezeigt, wie man eine gute Bündnispolitik betreibt, die Deutschland wieder in den Sattel setzt.

Friedrich Pieper, St. Andreasberg

 

 

Zu: "Fahne des Bundes" von Karlheinz Weißmann, JF 2/09

Mickriges Interregnum

Apropos deutsche Farbenlehre. Wenn hier in den altbairischen Stammlanden geflaggt wird, dann fast ausschließlich in Weiß-Blau. Schwarz-Rot-Goldgelb wird nur an öffentlichen Gebäuden gezeigt. Und was das Schwarz-Weiß-Rot anbelangt, dann ist diese Farbstellung die preußisch-deutsche des Interregnums von 1871 bis 1918 - verglichen mit der "heilig-römischen" eine Zeitspanne von solcher Mickrigkeit, die in ihrer "kleindeutschen" Schrumpfgestalt das deutsche Territorialgleichgewicht von Nord und Süd in eine ethnische Schieflage gebracht hat. Daraus ist ein Krüppeldasein erwachsen, das ihr die Friedensdiktate von 1919 (St. Germain) und 1955 (Wien) aufnötigten. Das Deutschtum ist so unteilbar wie die Frankophonie der Franzosen.

Benno Griebel, Altomünster

 

 

Zu: "Nicht klagen, handeln" von Claudia Kaminski, JF 2/09

Erbrecht und Ungeborene

Artikel 2 Grundgesetz spricht aus: "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit." Wer ist nun "jeder"? Ist es der Mensch, der erst mit Vollendung der Geburt die Rechtsfähigkeit erlangt und mithin erst dann Träger von Rechten und Pflichten wird (Paragraph 1 BGB)? Oder vielmehr schon derjenige, der bereits gezeugt, aber noch nicht geboren wurde, der nasciturus also?

Die ganz überwiegende Meinung neigt dazu, dieses noch nicht geborene menschliche Leben als eine zu schützende Rechtsperson anzusehen. Diese Rechtsposition wird überdies durch das Erbrecht des BGB, Paragraph 1923, Absatz 2, gestützt, der besagt: "Wer zur Zeit des Erbfalls noch nicht lebte, aber bereits gezeugt war, gilt als vor dem Erbfall geboren." In Paragraph 2101 BGB heißt es sogar: "Ist eine zur Zeit des Erbfalls noch nicht gezeugte Person" - der nondum conceptus - "als Erbe eingesetzt, so ist im Zweifel anzunehmen, daß sie als Nacherbe eingesetzt ist."

Wird also der nasciturus und sogar der nondum conceptus in Form einer Fiktion durch das BGB "für voll angenommen", wenn es um das Erben mit entsprechender materieller Zuwendung geht, wie besonders schützenswert ist dann erst die Rechtsposition des im Wachsen befindlichen Lebens, die durch einen Schwangerschaftsabbruch untergraben wird?

Die derzeitige Gesetzeslage ist eine tiefe Verbeugung vor dem Zeitgeist; das Beratungswesen, das offensichtlich der Beruhigung des Gesetzgebers dient, wird bei einer auf Abbruch unter allen Umständen fixierten Schwangeren nichts, aber auch gar nichts bewirken! In diesem Zusammenhang wirkt die angedrohte Geldstrafensanktion des familienpolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Ärzte im Rahmen ihrer besonderen Beratungspflicht bei der eugenischen Indikation reichlich weltfremd.

Reinhard Reuss, Wehretal

 

 

Zum Leserbrief: "Beide Parteien verbieten" von Herbert Gaiser, JF 2/09

Dringend zu klärende Fragen

Der Leser macht es sich hier schön einfach, unliebsame Parteien einfach den anderen - hier den Linken - in die Schuhe schieben zu wollen. Eine NPD als "NSDAP"-Nachfolgeorganisation zu bezeichnen, ist faktisch falsch, das ergibt sich allein schon aus deren Gründungsgeschichte. Eine echte Nachfolgeorganisation stellte hingegen die Sozialistische Reichspartei (SRP) dar, die folgerichtig verboten wurde. Die NPD ist vielmehr eine diffuse Sammelbewegung für nationale wie völkische Strömungen und grenzt in ihrem Selbstverständnis weder nationalkonservative, nationalrevolutionäre noch (neo-) nationalsozialistische Kräfte aus. Freilich schließt diese Partei auch sozialistische Elemente mit ein - diese sind meiner Meinung nach jedoch eher dem Bestreben nach einem wie auch immer gearteten "Dritten Weg" geschuldet als einer einheitlichen Ideologie. Sollte die NPD hingegen tatsächlich analog zur Kommunistischen Plattform (KPF) innerhalb der Linkspartei eine "nationalbolschewistische Plattform" umschließen, bitte ich um Aufklärung.

Die viel dringender zu klärenden Fragen sollten jedenfalls lauten: 1. War nun die NSDAP selbst eine links- oder rechtsextreme Partei, oder ist eine solche Schubladenkategorisierung für diese gar nicht möglich? 2. Sollte man politisch-ideologisch verwertbare beziehungsweise anzustrebende Elemente wie Antiimperialismus, Antikolonialismus, negatives Wachstum, "Ökologie vor Ökonomie" etc. wirklich den Linken überlassen? 3. Ist diese Links/Rechts-Polarisierung an sich überhaupt noch zeitgemäß?

Ralph Berger, Nürnberg

 

 

Zu: "'Was hat das alles mit mir zu tun?'" von Hans Joachim von Leesen, JF 52/08-1/09

Am besten zu Herzen nehmen

Jeder deutsche Soldat, der jetzt nach Afghanistan gehen will, sollte sich diesen Prozeß zu Herzen nehmen. Auch ihm kann es nämlich passieren, daß er in 30, 50 oder 70 Jahren vor einem deutschen Gericht steht und zum Beispiel wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Führens eines Angriffskrieges angeklagt wird. Verurteilt wird er dann nicht nach dem, was wir heute unter diesen Paragraphen verstehen, sondern danach, was, sagen wir im Jahre 2079, eine dann vielleicht gar moslemische Mehrheit auf der Richterbank so denkt. Dann nützt es dem Soldaten auch nichts, wenn er in Afghanistan nur Mädchen zur Schule begleitet hat. Eine verbrecherische Mittäterschaft zu konstruieren, ist für jeden Juristen ein Kinderspiel.

Dr. Hugo Lanz, München

 

 

Zu: "Drohungen und Beleidigungen" von Peter Freitag, JF 52/08-1/09

Jagd auf Polizeibeamte

Das Attentat auf den Passauer Polizeichef ist in seiner Brutalität kaum zu überbieten. Der Staat hat zu reagieren und alles in Bewegung zu setzen, um die Täter ausfindig zu machen und mit aller Konsequenz zur Verantwortung zu ziehen. Allerdings ist es augenscheinlich, daß es sich hierbei keinesfalls um einen Einzelfall handelt. In der vergangenen Zeit wurde eine regelrechte Jagd auf Polizeibeamte veranstaltet.

Dabei denke ich insbesondere an die Castor-Transporte oder linksradikale Demonstrationen in Köln, Hannover, Berlin, Hamburg und anderen Großstädten. Polizeibeamte wurden mit Knüppeln zusammengeschlagen, mit Steinen und Feuerwerkskörpern beschossen, schwer verletzt und in Lebensgefahr gebracht.

Der brutale menschenverachtende Alt-Schläger und spätere Außenminister der BRD, Joseph Fischer, wurde für seine Brutalitäten gegenüber Polizeibeamten nie zur Verantwortung gezogen. Auch als es offensichtlich und beweisbar war, daß Fischer ein Gewalttäter ist, wurde nicht darüber diskutiert, ein Verbot der Partei Die Grünen anzustreben.

Ekkehard Ahland, Schloß Holte

 

 

Zu: "Das Ende des amerikanischen Zeitalters" von Günther Deschner, JF 52/08-1/09, und "Auf dem Weg in ein monetäres Völkerrecht" von Wilhelm Hankel, JF 52/08-1/09

Fehlerhafte Analyse der Krise

Leider wird auch in der JF viel Wunschdenken gepflegt. Der nationale Geheimdienst der USA prognostiziert eine Schwächung der amerikanischen Weltmachtstellung. Das System an sich - wirtschaftlich und politisch - steht offenbar nicht auf dem Spiel. Optimistisch sind sie ja, die Amerikaner. Vielleicht liegt es daran, daß sie seit Oktober um 800 Milliarden frischgedruckter Dollars reicher sind, das gleiche Volumen an Neugeld wie von 1913 bis Sommer 2008. Auch Hankel träumt - trotz eines eingestandenen 500-Billionen-Defizits - von einer Rettung des (aus Amerika stammenden) Papiergeldsystems durch nationale und internationale Finanzgesetzgebung. Einen John Maynard Keynes als Beleg für die Wertlosigkeit des Goldstandards zu zitieren, hat allerdings die gleiche Aussagekraft, wie einen katholischen Priester zur Begründung der Marienverehrung heranzuziehen.

Keiner deckt die Karten auf; keiner gibt zu, daß wir am Ende sind. Sind sie blind? Oder lügen sie bloß? Schon allein die Feststellung, das System, das jetzt ins Wanken geraten ist, habe sich nach dem Zweiten Weltkrieg konstituiert, zeigt, wie fehlerhaft die Analyse der Krise ist. Tatsächlich wurde es 1913 erfunden und hat von Anfang an den Keim der Selbstzerstörung in sich getragen. Ohne Schadenfreude, und ohne eine Alternative für die Zukunft zu sehen, wage ich eine andere Prognose. Auf dem amerikanischen Papiergeld steht das Motto: Novus Ordo Saeclorum, was gemeinhin als "Neue Weltordnung" verstanden wird. Es könnte aber auch mit "die neue Ordnung des Jahrhunderts" übersetzt werden. Was wäre, wenn dieser Leitspruch hellseherische Qualität enthielte? Dieses Jahrhundert endet exakt im Jahr 2013. Demnach hätte der amerikanische Dollar und die mit ihm verbundene Ordnung eine Agonie von noch höchstens fünf Jahren vor sich. Warten wir es einfach ab. So lange dauert es ja nicht mehr, bis wir wissen, wer nun recht hat.

Martin Scharmacher, Lenzkirch

 

 

Zu: "Der Mozart der Theologie" von Paola Bernardi, JF 52/08-1/09

Pius XII. war nicht umstritten

Bei wem soll denn Pius XII. umstritten gewesen sein? Etwa bei den 800.000 Juden, die durch seine Hilfe gerettet wurden? Es gab wohl kaum eine Persönlichkeit, die das Antichristliche der NS-Ideologie von Anfang an erkannt und verurteilt hat. Diese Fakten waren bis 1963 Allgemeingut; erst als Rolf Hochhuth seine vom Kreml in Auftrag gegebene Hetzkomödie präsentierte, werden diese Lügen über die größte Persönlichkeit der jüngeren Kirchengeschichte von der veröffentlichten Meinung nachgeplappert. Daß dies auch in der JF passiert, ist beschämend und bedarf dringend der Korrektur.

David Lamm, Ulm

 

 

Zu: "'Dahinter steckt etwas anderes'", Interview mit Oguz Ücüncü, JF 51/08

Fungierten als Lohndrücker

Auf Bitten der türkischen Regierung (mit dem Druck der USA im Hintergrund) wurden ab 1961, in größerer Zahl ab 1963, "Gastarbeiter" aus der Türkei (überwiegend aus Anatolien) angeworben. Bis 1973 ("Anwerbestopp") waren es dann circa 730.000, bei insgesamt etwa 35 Millionen Vollzeit-Arbeitsplätzen. Frage: Wieso haben 730.000 Türken, überwiegend Hilfsarbeiter ohne Berufsausbildung und ohne Deutschkenntnisse, Deutschland "aufgebaut"? Deutschland zum "Exportweltmeister" gemacht?

Die Arbeitgeber haben diese Menschen sehr, sehr oft - das muß man leider zugeben! - dazu benutzt, um die Lohnforderungen der deutschen Arbeiter zu drücken und zu unterlaufen. Außerdem wurden diese Menschen (auch Italiener und Griechen - jeder zehnte Grieche hat in Deutschland gearbeitet -, Spanier und Portugiesen gehörten dazu) oft für die Arbeiten eingesetzt, für die sich keine Deutschen mehr fanden. Doch auch ohne die Türken hätte sich Deutschland entwickelt und wäre zum Exportweltmeister aufgestiegen. Also bitte keine Märchen à la Faruk Sen, Institut für Türkeistudien, Essen: "Der Wiederaufbau Deutschlands war die gemeinsame Leistung von Türken und Deutschen."

Wolfram Wiesel, Rösrath

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