© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/09 09. Januar 2009

Leserbriefe

Zu: "Grober Eingriff in die Restfamilie" von Klaus Hammacher, JF 2/09

Naturgegebenes Recht

Wenn in der BRD im Namen eines Gesetzes der Begriff "Förderung" auftaucht, kann man mit ziemlicher Sicherheit von einem Zerstörungszweck ausgehen. Und so ist dem Autor auch zuzustimmen, wenn er vom "Kinderförderungsgesetz" erwartet, daß "so nur psychisch kranke Wesen entstehen" können.

Was er jedoch versäumt, ist die Hinterfragung des Begriffs "Bildungsauftrag". Aus welcher Kompetenz heraus werden dabei Mittel oder Ziele definiert? Feiert hier wieder einmal ein totalitärer Etatismus grausame Urständ? Von welchem Auftraggeber soll der Auftrag zu Bildung oder Erziehung durch den Staat denn kommen? Sicher nicht von Vater oder Mutter. Diese haben unabhängig und vor jedem Staat das naturgegebene unveräußerliche Recht und die Pflicht, ihre Kinder zu ernähren, zu pflegen, zu erziehen, für ihre Bildung zu sorgen und dabei Mittel und Ziele zu bestimmen. Sie haben diese Rechte, weil jede Familie eine Gesellschaft im kleinen ist, einerlei, ob ein Staat existiert oder was dieser in seinen Gesetzblättern abdruckt. Selbst wenn diese Rechte delegierbar wären, müßten alle Eltern sie einzeln schriftlich delegieren. Abgeordnete sind dazu nicht befugt.

Auch wenn Wörter wie "kleinkindlicher Bildungsauftrag" oder "schulischer Erziehungsauftrag" millionenfach in den Medien reproduziert wurden, bleiben sie doch frei erfundene Lügen. Auch wenn (meist kinderlose) Rechtspositivisten in Parteizentralen ihre Genossen auf Staatssesseln so gerne mittels Parlament beauftragen, hat der Staat Aufträge dieser Art nicht. Und wenn ein Staat sich solche Befugnisse anmaßt, ähnlich einem absolutistischen Fürsten über Leibeigene, wird er zum Unrechtsstaat.

Uwe Lipowski, Zossen

 

 

Zu: "Allein im All" von Robert Backhaus, JF 2/09

Begeisterung für Astronomie

Die Astronomie oder, wie man heute besser sagt, die Astrophysik hat sich zu einer Spezialwissenschaft entwickelt, ähnlich wie die anderen Teilbereiche der Physik. Diese Entwicklung ist auch in anderen Wissenschaftsdisziplinen zu beobachten. Ein Urologe wird heutzutage kaum die Arbeit eines Neurochirurgen übernehmen können. Ausdifferenzierung der Wissenschaften ist der Preis für den fortschreitenden Erkenntnisgewinn trotz gleichzeitig begrenzter menschlicher Fähigkeiten.

Die richtige Beobachtung, daß bei der Klimadiskussion die "kosmisch-astronomischen" Aspekte von der Politik nicht berücksichtigt werden, spricht wohl eher gegen die Politik als gegen die Astronomie. Was soll man von Politikern halten, die meinen, per Kabinettsbeschluß das Klima zu beeinflussen? Es sind die gleichen Politiker, die dafür gesorgt haben, daß durch diverse Bildungsreformen der Anteil an mathematisch-naturwissenschaftlichem Unterricht in den Schulen immer weiter reduziert wurde.

Die neuesten Entwicklungen der Astrophysik sind nicht mit "Science-fiction" gleichsetzen. Das Gegenteil ist der Fall. Die aktuellen Entdeckungen bei den Exoplaneten oder solcher phantastischen Phänomene wie "dunkler Materie" oder der als Antigravitation wirkenden "dunklen Energie" bieten die Möglichkeit, neue Begeisterung für die Astronomie zu erzeugen.

Das "Jahr der Astronomie" ist eine von der Uno organisierte Kampagne. Über Sinn oder Unsinn derartiger Kampagnen kann man streiten. Der Beitrag von Robert Backhaus geht jedoch über Kritik an einer Uno-Kampagne hinaus und gleitet in eine astronomie-feindliche Polemik ab. Schade!

Detlef Guggenberger, Blankenfelde

 

 

Zu: "Einfühlsam" von Ronald Gläser, JF 52/08-1/09

Entschuldigungen für Gewalt

Es ist schon erstaunlich, widerlich und abstoßend zugleich, wie schnell erhebliche Teile der Medien hierzulande bei der Hand sind, Entschuldigungen für die Gewalttaten des linken Mobs in Griechenland zu finden. Vielleicht steht demnächst ein wegen Totschlags Angeklagter vor Gericht, der seine Gewalttat mit dem Hinweis auf eine kürzlich vorgenommene Mehrwertsteuererhöhung rechtfertigt. Sofern er sich als "politisch links" bezeichnet, dürfte er in Teilen der deutschen politischen und medialen Klasse auf Verständnis stoßen.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: "Pankraz, St. Nikolaus und das ritualisierte Baby", JF 52/08-1/09

Nikolaus ohne Zuchtrute

Zur Belesenheit Pankraz' paßt die Verwechslung eines katholischen Heiligen mit Knecht Ruprecht, der eine Rute trägt, genausowenig wie mit dem umsatzfördernden Kommerz-Weihnachtsmann. St. Nikolaus trägt bischöfliche Insignien: Mitra und Hirtenstab und niemals eine Rute, schon gar keine "Zuchtrute".

Dr. Ottmar Hertkorn, Paderborn

 

 

Zum Leserbrief: "Beide Parteien verbieten" von Herbert Gaiser, JF 52/08-1/09

Wesentliche Unterschiede

Der Leser hält Linkspartei und NPD für wesensverwandt. Dabei ist die Linkspartei Teil des Establishment, so seit 2002 mit der SPD Regierungspartei im Land Berlin. Die NPD hingegen ist eine Oppositionspartei, deren Mitglieder jeden Tag aufs neue erleben, wie ihnen durch etablierte Politiker demokratische Grundrechte vorenthalten werden. Man verwehrt ihnen das Demonstrations- und Versammlungsrecht, schließt sie aus Sportvereinen und Freiwilligen Feuerwehren aus und ruft sogar Geschäfte und Restaurants auf, sie nicht zu bedienen. Wenn dann junge NPD-Mitglieder nach Kritik an der in weiten Teilen einseitig antideutschen Geschichtsdarstellung dem Strafrichter vorgeführt werden, den Bogen überspannen und nationalsozialistische Gewaltverbrechen verharmlosen oder ganz leugnen, ist dies wohl eher jugendlichem Oppositionsverhalten als verbrecherischer Gesinnung geschuldet.

Die maßgeblichen Kader der Linkspartei entstammen der Nomenklatura der SED und von ihr unterhaltenen sozialistischen Vorfeldorganisationen der BRD (DKP, VVN). Strukturen und Parteivermögen wurden ebenfalls übernommen. Es gab kein SED-Verbot. Hingegen wurde die NSDAP 1945 von den Alliierten verboten, ihr Vermögen beschlagnahmt, ihre führenden Funktionäre hingerichtet bzw. inhaftiert. Die NPD wurde im November 1964 von national gesinnten Deutschen gegründet. Ihr erster Vorsitzender war Friedrich Thielen, Betonfabrikant aus Bremen, ehemaliges CDU-Mitglied und in keiner Weise nationalsozialistisch vorbelastet.

Ronald Schroeder, Leubsdorf

 

 

Zum Schwerpunktthema: "Die deutsche Identität", JF 51/08

"Fordern" in allen Variationen

In keinem anderen Land wäre es möglich, eine fürsorgliche Forderung für die Stellung der Muttersprache mit Urteilen wie "blöde Idee", "Verfassungslyrik" oder "latente Ausländerfeindlichkeit" zu diskriminieren. In Deutschland schon. Dabei dürfen Migrantenvetreter, die das Wort "fordern" in allen Variationen kennen, nicht fehlen; was "Gastland" bedeutet und wie man sich darin zu benehmen hat, wissen sie weniger.

In diesen Chor stimmen jene Politiker ein, die am liebsten schon heute den Multikultistaat ausrufen würden. Gnadenhalber darf die angestammte Bevölkerung noch das Geld für ihre Diäten aufbringen.

Dr. Fritz Engelbrecht, Ortenburg

 

Entdeutschung lanciert

Auch ohne ausdrückliche Festlegung in der Verfassung kann die Nationalsprache eines Landes doch nur die des betreffenden Staatsvolkes sein. Wenn aber die Nationalsprache in einer Verfassung festgelegt werden muß, dann doch nur in jenen Ländern, in denen es kein staatstragendes Volk gibt, es sich hier also um Saaten mit einem Völkersammelsurium handelt. Und in diese Richtung lancieren deutsche Politiker, die geschworen haben, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, unser Land. Das ist grundgesetzwidrig und gehört unter Strafe gestellt, denn Entdeutschung ist strafwürdiger als Hochverrat! Die Folgen eines solchen Handelns verdeutlicht uns das Schicksal des indianischen Volkes. Diese konnten die Einwanderer nicht stoppen. Jetzt leben sie in Reservaten.

Friedrich Kurreck, Offenbach

 

Sprache mehr pflegen

Die Sprache hat eine enorme Bedeutung als einigendes Element eines Volkes. In der Sprache sind Wertvorstellung, Ideen, Verständnis von Welt, die gesamte Geschichte und vieles mehr verborgen. Nur stellt sich die Frage, ob Deutsch in die Verfassung aufgenommen werden sollte, in der es sich schon seit Anbeginn befindet: Die deutsche Verfassung ist in deutscher Sprache. Besser wäre es, die Sprache an sich mehr zu pflegen und dem Englischen die Stirn zu bieten. Frankreich könnte da als Vorbild dienen.

Stefan Giebel, Bad Emstal

 

Vereinigung von Feiglingen

Die sogenannten deutschen Eliten stellen sich immer mehr als eine Vereinigung von ignoranten, egoistischen Feiglingen dar, die sich standhaft weigert, die Interessen des deutschen Volkes zu vertreten, wie es eigentlich ihre verfassungsmäßige Aufgabe wäre. Jeder Feigling findet dann natürlich auch eine Rechtfertigung für sein Verhalten.

Hermann der Cherusker, Karl der Große, Friedrich der Große, Marschall Blücher und Otto von Bismarck wären wohl erschüttert über die Geisteshaltung der heutigen gesellschaftlichen Eliten in Deutschland und rotieren in ihren Gräbern. Kein Volk dieser Erde betreibt eine derart intensive, masochistische Selbstzerstörung und Selbstverleugnung wie das deutsche. Es ist für mich eine Schande, wenn ich im Alter ein derart dem deutschen Volke schädliches Verhalten feststellen muß, wie es heute von unseren politischen Entscheidungsträgern gezeigt wird.

Klaus Grünert, Söllichau

 

 

Zu: "Prag im Wechselfieber" von Michael Wiesberg, JF 51/08

Noch nicht beigetreten

Hier habe ich die Anmerkung vermißt, daß auch Deutschland den Lissabon-Vertrag bisher nicht ratifizieren, das heißt völkerrechtlich gültig machen konnte, da das Verfassungsgericht dem Bundespräsidenten dringend nahegelegt hat, das entsprechende Ratifizierungsgesetz erst dann zu unterzeichnen, wenn über die anhängige Klage von Peter Gauweiler entschieden worden ist. Der Bundespräsident ist dieser höchstrichterlichen Empfehlung nachgekommen. Deutschland ist also dem Lissabon-Vertrag noch nicht beigetreten.

Heinz Georg SCHLÖDER, Troisdorf

 

 

Zu: "Vom Leistungskader zum Ministerpräsidenten" von Paul Leonhard, JF 50/08

Keinen blassen Schimmer

Wie der Autor über den Werdegang des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich schreibt, ist haarsträubend. Das ist typisch für Leute, die keinen blassen Schimmer von den Verhältnissen in der DDR haben, sich aber anmaßen, darüber zu urteilen. Wer mit bundesdeutscher Brille auf die DDR schaut, das heißt, sein gewohntes Raster anlegt, muß zwangsläufig zu einem Fehlurteil kommen. Die Verhältnisse in einer kommunistischen Diktatur sind nun mal grundsätzlich anders als in einer parlamentarischen Demokratie.

Die SED versuchte ständig, fleißige und tüchtige Menschen vor allem mit Hoch- und Fachschulbildung oft mit verlockenden Angeboten (siehe Tillich) als Mitglieder zu werben. Wer dazu nicht bereit war, ging meist, "um Ruhe zu haben", in eine der Blockparteien, wohlwissend, daß er damit um seiner Überzeugung willen Nachteile im beruflichen Leben in Kauf nahm. Die SED ließ deutlich spüren, daß ihr eine Absage erteilt wurde.

Weil die Mitglieder der Blockparteien sich in den örtlichen Gremien um die Probleme der Bürger kümmerten und versuchten, ihre Lage unter den gegebenen Verhältnissen zu verbessern, wurden sie im Volksmund auch nicht als "Blockflöten" herabgesetzt. Diese Bezeichnung kam erst auf nach der Revolution, zu deren Gelingen viele von ihnen zusammen mit Parteilosen und verantwortungsbewußten SED-Mitgliedern beigetragen haben.

Dr. Rudolf Decker, Berlin

 

 

Zu: "Kampf gegen das süße Gift" von Ekkehard Schultz, JF 50/08

Bundesdeutsche Realität

Wir dachten immer, daß Hohenschönhausen eine Opfer- und keine Literaturgedenkstätte ist! Unser Preisvorschlag galt einem Mann, der nicht nur elf Monate Stasi-Folterhaft, anschließend Gefängnis und über 25 Jahre Stasiverfolgung und -zersetzung hinter sich hat, der Mielke, Honecker und Co. nicht nur mutig und professionell bekämpft hat, sondern der nach 1989 Mitbegründer eines großen und renommierten Opferverbandes wurde, dessen literarischem und Vereinsmanagement es entscheidend mit zu verdanken ist, daß Hohenschönhausen überhaupt Gedenkstätte wurde und den man auch als Retter der Hohenschönhausener Häftlingsbibliothek bezeichnen muß.

Daß den ersten Hohenschönhausen-Preis kein kampfmutiger ehemaliger politischer Gefangener erhalten hat, ist alles andere als ein guter Beginn, fügt sich aber bestens in das ein, was seit der Wiedervereinigung bundesdeutsche Realität geworden ist. Christel Ambrosius,

Help-Freundeskreis, Berlin

 

 

Zur Meldung: "EU beschließt Strafen gegen Rassismus", JF 50/08

Als Bagatellen abgetan

Rassistische oder fremdenfeindliche Aufrufe zu Haß und Gewalt sollen zukünftig mit mindestens einem Jahr Haft bestraft werden. Hierbei dürfte es interessant sein, ob die angekündigten Strafanordnungen auch für Aktionen von Ausländern gegen Deutsche gelten sollen. Denn während man sich in Deutschland kaum noch kritisch gegenüber Ausländern äußern kann, auch nicht in eindeutig berechtigten Fällen, werden abfällige Äußerungen von Ausländern gegen Deutsche meist als Bagatellen abgetan.

So war in einem Leverkusener Bahnhof wochenlang auf einem Anzeigenkasten der Bahn zu lesen: "Keine Tierversuche mehr, nehmt Deutsche". Erst nach mehreren Hinweisen bei Polizei, Bahn und Bürgermeisteramt wurde die Schmiererei getilgt, Fragen nach Strafverfolgung abgewimmelt. Doch ob das auch so abgetan worden wäre, wenn anstatt "Deutsche" jemand "Ausländer" oder "Türken" geschrieben hätte, kann man entsprechend den obigen Erfahrungen mit Recht bezweifeln.

Otto Ernst, Leverkusen

 

 

Zu: "Allein im All" von Robert Backhaus, JF 2/09

Die übliche Technikfeindlichkeit

Investitionen in die Astronomie sind weder nutzlos noch Fehlinvestitionen. Die bahnbrechenden Ergebnisse der Astronomie müßten auch dem Autor bekannt sein: Nachrichten- und Elektrotechnik wurden revolutioniert, Navigationsgeräte, weitreichende Teleskope, Detektoren, Wetter- und Nachrichten-Satelliten, hitzebeständige Kunststoffe, neue Legierungen oder widerstandsfähige Glaskeramiken sogar für Elektroherde wurden entwickelt. Die Energiegewinnung erhielt wichtige Impulse. Nur Kenntnisse über die Grundlagen der Sonnenenergie und deren Nutzung können uns davor bewahren, in Zukunft zu erfrieren oder zu verhungern. Unsere Energiereserven gehen zu Ende, und neue Energien aus Solartechniken und Kernfusion sind für die Menschheit lebensnotwendig.

Hinter dem Verriß von Astronomie und Wissenschaft steckt die übliche Technikfeindlichkeit. Man benutzt zwar gerne die angenehmen Seiten moderner Technik, hält sie aber dennoch für nutzlos und überflüssig, was jeder Logik entbehrt. Auch Kenntnisse in den Naturwissenschaften gehören zur allgemeinen Bildung. Astronomie ist ein wichtiger Zweig unserer Wissenschaften und hat unser Weltbild wesentlich erweitert.

Dr. Günther Riedel, Heidelberg

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen