© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/09 09. Januar 2009

Meldungen

Reif für die Insel: Rügen für Fortgeschrittene

BREMEN. Der beste Rügen-Führer aller Zeiten ist handtellergroß, vollgestopft mit Informationen, mit präzisen, ausklappbaren Karten und - im Buchhandel nicht mehr zu beziehen. Es ist der "Rügen-Grieben" von 1935. Zugegeben, er ist aufgrund der Zeitläufte nur noch eingeschränkt benutzbar, aber topographisch stimmt einfach alles. Jede Sehenswürdigkeit, jede Naturschönheit der Insel ist berücksichtigt, und der Leser bleibt unbehelligt von der Geschwätzigkeit, die die seit 1990 schier unüberschaubare Literatur für Rügen-Urlauber so ungenießbar macht. Für Nils Aschenbeck keine leichte Aufgabe, auf schmalem Raum ein Höchstmaß an Grieben-Genauigkeit mit einer "modernen", bunt bebilderten Insel-Präsentation zu verbinden. Das ist dem gelernten Architekturhistoriker vor allem dort gelungen, wo er die markanten Bauten vorstellt, die Bädervillen, den "Cirkus" von Putbus, das KdF-Monster Prora, Schinkels Leuchtturm von Arkona, einige Schlösser, die sich in Nobelhotels verwandelten wie Spycker (Rügen - eine Insel neu entdecken. Touren zu Kunst und Kultur, zu Architektur und Geschichte, Aschenbeck Verlag, Bremen 2008, 64 Seiten, durchgehend bebildert, 9,80 Euro).

 

Märkische Tristesse: Rendezvous mit Ruinen

BREMEN. Das nordöstliche Brandenburg, die Uckermark, ist im öffentlichen Bewußtsein allenfalls als eine Art Mezzogiorno bekannt, als "Gegend", die sich entvölkert. Nur Botho Strauß und ein Handvoll betuchter Berliner sind nach 1990 dorthin aufs Land gezogen, weil es da jetzt so schön einsam ist. Daß die Uckermark aber immer noch eine reiche Kulturlandschaft ist, dokumentieren Daisy Gräfin von Arnim und der einst mit einer profunden kleinen Architekturgeschichte Ostpreußens auf den Plan getretene Nils Aschenbeck. Ihnen haben es "Die Gutshäuser und Schlösser in der Uckermark" (Aschenbeck Verlag, Bremen 2008, 64 Seiten, durchgehend bebildert, eine Karte, 9,80 Euro) angetan, für die es 1989 eher fünf Minuten nach als vor Zwölf geschlagen hatte. Denn für die SED-Barbaren zählten die "Zwingburgen" der "Feudalherrschaft" nicht zum "Kulturerbe" des Arbeiter- und Bauernstaates. Wo man auf Tagesreisen in diesen Teil der DDR auch hinkam - nichts als Verfall, Verkommenheit, Tristesse, jeder Besuch ein "Abschied von Preußen". Wie die Autoren anhand einiger drastischer Beispiele belegen, ist ein Rendezvous mit Ruinen zwar auch heute im Uckermärkischen vielerorts möglich. Doch überwiegt der Gesamteindruck von geglücktem Wiederaufbau, darunter manche denkmalpflegerische Spitzenleistung wie das ökologisch bewirtschaftete Gut Wilmersdorf am Rande der Schorfheide oder das Gutshaus Schwaneberg bei Schmölln.

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