© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/09 09. Januar 2009

Declan Ganley. Der britischirische Millionär gründet eine paneuropäische Anti-EU-Partei
Mister "No!"
Michael Paulwitz

Wieder kommt er wie Ziethen aus dem Busch und mischt das EU-Establishment auf: Declan Ganley alias "Mister No", Organisator des Anti-Lissabon-Votums auf der grünen Insel, plant schon den nächsten Coup - EU-weit soll seine "Libertas"-Bewegung (www.libertas.eu) Anfang Juni zur Europawahl antreten.

Ganley zieht schnell und schießt präzise. Als Retourkutsche für die angekündigte Referendums-Wiederholung in seiner Heimat hat das irische Kommunikationsgenie die Gründung seiner paneuropäischen Anti-EU-Partei geschickt terminiert (JF berichtete). Unterschätzen wird man ihn wohl nicht mehr, trotz aller Improvisation wie Kandidatensuche im Internet. Immerhin: Der dänische EU-Rebell Jens-Peter Bonde gilt als sein Mann in Brüssel, der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus (JF 51/08) scheint als prominenter Mitstreiter gesetzt.

Für einen Überraschungserfolg dürfte Ganley auch auf diesem Terrain gut sein. Mit Grenzüberschreitungen kennt der krisenfeste Volkstribun und talentierte Netzwerker sich nämlich aus. 1968 in London als Sohn irischer Eltern geboren, machte er sein Vermögen mit Aluminium, Holz und Breitbandnetzen. Derzeit verdient Ganley sein Geld als Geschäftsführer des US-Unternehmens Rivada, das Feuerwehr, Polizei und Nationalgarde mit krisensicheren und katastrophen­erprobten Kommunikationssystemen ausrüstet.

Ganley hat ein dickes Fell. Das braucht er auch: Auf die Feindschaft der deutschen EU-Streber Hans-Gert Pöttering und Daniel Cohn-Bendit kann er stolz sein. Als Waffenhändler und Kriegsgewinnler, als verkappten britischen Staatsbürger und US-Agenten versuchten seine Gegner ihn bis dato zu diskreditieren. Libertas solle von der CIA finanziert sein, lautet ein weiterer Vorwurf. Als brauche ein geschätzte dreihundert Millionen Euro schwerer Geschäftsmann ausländische Finanziers, um zweihunderttausend Euro aus seinem Privatvermögen als "Anleihe" in sein politisches Projekt zu stecken!

Europa gehört den Bürgern und den Nationen und nicht einer unkontrollierbaren Eurokraten-Clique, lautet Ganleys Schlachtruf - er sieht sich nicht als "Euroskeptiker", er will ein neues, ein anderes, auf demokratische Prinzipien gegründetes Europa (siehe Interview in JF 27/08). Man könnte auch "Euro­pa der Vaterländer" dazu sagen, auch wenn Ganley sich nicht so ausdrückt.

Ganz so aus dem Nichts, wie es den kalt erwischten EU-Eliten scheinen mochte, kommt Ganleys Kampf gegen Lissabon übrigens nicht. Schon 2003 zerpflückte er für ein konservatives US-Institut den EU-Verfassungsvertrag: "Eine Gefahr für die Demokratie und wie sie abgewendet werden kann". Und Libertas gründete er 2006 als gegen diesen Vertrag gerichtete Denkfabrik. Der Weg in die Politik war schnell und konsequent. Allzu fest sollte man in Brüssel ein irisches "Ja" bei der Wiederholung des Plebiszits über das "tote Dokument von Lissabon wohl besser nicht einplanen.

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