© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/09 02. Januar 2009

Zeitschriftenkritik: Civitas
Kontrapunkte
Werner Olles

Die vom Civitas-Institut herausgegebene und dreimal jährlich erscheinende Zeitschrift Civitas befaßt sich in ihrer aktuellen Ausgabe (4/2008) im Schwerpunkt mit dem Thema Ehe und Familie. „Auf breiter Front“ habe der „totalitäre Liberalismus“ einen Angriff auf die Grundlagen des Naturrechts und damit auf die Natur des Menschen gestartet, schreibt Rafael Hüntelmann in seinem Editorial. In seinem Ziel, der Zerstörung von Ehe und Familie, die das Fundament jeder Gesellschaft bilden, unterscheide er sich somit nicht vom Kommunismus.

Die Grundzüge dieser verhängnisvollen Entwicklung schildert die Gynäkologin Gabriele Marx in ihrem Beitrag „Die Pille – Vom Aufgang bis zum Untergang“. Die Medizinerin, öffentlich bekannt durch einen Auftritt in der Fernsehsendung „Menschen bei Maischberger“, beschäftigt sich nicht nur mit den ethisch und demographisch verhängnisvollen Folgen der Verhütungspille, sondern beschreibt auch den Widerstand von Papst Paul VI., der mit seiner Enzyklika „Humanae vitae“ seinerzeit einen deutlichen Kontrapunkt setzte.

Doch relativierten die Deutsche Bischofskonferenz mit ihrer „Königsteiner Erklärung“ und die österreichischen Bischöfe mit der „Maria Troster Erklärung“, in denen sie den Gebrauch der Pille der Gewissensentscheidung der Gläubigen überließen, die Mahnungen Roms. Eindrücklich schildert die Autorin, wie der Beruf des Frauenheilkundlers und Geburtshelfers spätestens seit der sexuellen Revolution der 68er zum Verhüter, Abtreiber und künstlichen Befruchter degenerierte und durch schamlose Sexualaufklärung bereits im Kindergarten, öffentliche Pornographie in allen Medien und eine „moderne“ Jugendkultur die allgemeine Sexualisierung vorangetrieben wurde und schließlich zum Glaubensabfall führte.

Den massiven Angriff auf Ehe und Familie durch die totalitäre Gender-Ideologie, deren Ziel die Abschaffung des natürlichen Geschlechts ist, beschreibt Inge M. Thürkauf. Gender Mainstreaming zeichne sich als letzte übriggebliebene Ideologie des 20. Jahrhunderts durch besondere Aggressivität und Menschenverachtung aus, da der Angriff direkt gegen die Natur des Menschen geführt werde. Ihr liegt eine Weltanschauung zugrunde, die in der Konstruktion eines „neuen Menschen“ gipfelt. Die Gender-Ideologen sind sich dabei bewußt, daß sie „jegliche bisher geltende Normen einreißen“ und alles, was seit Anbeginn der Menschheit als „natürlich“ und „normal“ gegolten hat, durch Unordnung und Perversion ersetzen. Die Umerziehung zum „neuen Menschen“, der „reif werden soll für die Neue Weltordnung, für die Neue Welteinheitsreligion“, muß daher „schon bei Kleinstkindern, spätestens aber im Kindergarten beginnen“.

Ein dritter Beitrag beschäftigt sich mit den naturrechtlichen Grundlagen der Familie aus dem bereits 1957 erschienenen und inzwischen leider längst vergessenen Buch „Amour, Famille, Christianisme“ von Roger de Saint Chamas.

Anschrift: Civitas-Institut. Postfach 1541, 63133 Heusenstamm. Das Einzelheft kostet 9 Euro, das Jahreasabonnement 25 Euro. Internet: www.civitas-institut.de

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