© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/09 02. Januar 2009

Auf weitergehende Quellen verwiesen
Polen: JF-Bericht sorgt im Nachbarland für Furore
Christian Rudolf

Das von dieser Zeitung präsentierte Material zum Tode des polnischen Kriegspremiers Władysław Sikorski, über das der Historiker Alfred Schickel verfügt (JF 51/08), ist in Polen auf großes Interesse gestoßen. Alle überregionalen Tageszeitungen, das polskie radio und der Nachrichtenkanal tvn24 griffen die Enthüllungen Schickels auf, der Churchill die Schuld am Tode Sikorskis gibt. Das Institut für Nationales Gedenken (IPN), das den Fall Sikorski untersucht, wollte Kontakt mit Schickel aufnehmen. „Uns liegt an Hinweisen auf konkrete Dokumente und den Ort ihrer Verwahrung“, sagte die Chefin der Ermittlungsabteilung des IPN, Ewa Koj, nach Bekanntwerden des JF-Berichts.

Mittlerweile wird allerdings die Authentizität der schriftlichen Aufzeichnung eines Telefongesprächs zwischen Churchill und Roosevelt vom 29. Juli 1943 bezweifelt. „Das ist Quatsch“, faßte Dziennik die Reaktionen polnischer Historiker zusammen. Der Sikorski-Experte Tadeusz Kisielewski schenkte dem Stenogramm keinen Glauben. Es sei eine Fälschung des „notorischen Verbrechers“ Gregory Douglas, der „für das Nachmachen von Dollarnoten“ in Kanada im Gefängnis war, ohnedies lange bekannt und von dem Historiker John Lukacs hervorragend widerlegt.

Schickel selbst sagte auf Nachfrage der Rzeczpospolita, er habe das Dokument in der kanadischen Militärzeitschrift Military Advisor vom Sommer 1993 gefunden. Aufgrund der dort angeführten Verweise auf weitergehende Quellen hält er die Thesen für glaubhaft.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen