© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/08 12. Dezember 2008

Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär'
Im neuen "Eigentümlich frei" träumt ein Wirtschaftsjournalist von der Gründung einer "Partei der Vernunft"
Thorsten Thaler

Das Titelbild der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Eigentümlich frei (Dezember 2008/Januar 2009) zieren großflächig die Fotos von Wolfgang Clement, Oswald Metzger, Paul Kirchhof und Friedrich Merz, darunter prangt die Schlagzeile: "Brauchen wir eine neue Partei?" Das macht neugierig.

Indes, das Heftinnere hält nicht annähernd, was die Ankündigung verspricht. Bedenkenswert ist allein ein Beitrag über die norwegische Fortschrittspartei (Fremskrittspartiet, FRP). 1973 als bürgerlich-liberale Bewegung zur Senkung von Steuern und Reduzierung staatlicher Eingriffe gegründet und vier Jahre später umgetauft, ist sie seit 1997 die zweitstärkste politische Kraft Norwegens. Vielleicht, so die Botschaft des Beitrags, lohnte sich für potentielle deutsche Parteigründer mal ein Blick nordwärts.

Zu diesem Kreis rechnet sich auch der Wirtschaftsjournalist Oliver Janich, der eine "Partei der Vernunft" ins virtuelle Leben gerufen hat. Sein Programm: Schluß mit dem Blödsinn rund um die Klimaerwärmung und den Lügen um CO2-Ausstoß, Einführung einer Einheitssteuer von 25 Prozent und Abschaffung des Kündigungsschutzes. Nun ja, bitte schön. Verwirklichen will er sein Parteiprojekt, dessen Potential Janich bescheiden auf 30 Prozent schätzt, am liebsten mit einem "Dreamteam" aus Friedrich Merz, Paul Kirchhof, Oswald Metzger und Wolfgang Clement.

Zu dumm nur, daß die vier Herren offenbar etwas zögerlich sind: "Wir haben alle angefragt und noch nicht einmal eine Absage erhalten, sondern gar keine Antwort", wundert sich Janich im Gespräch mit Eigentümlich frei. Das muß man sich mal vorstellen: Da kriegen die Post von Oliver Janich, und keiner von denen antwortet. Wie gemein! Oder auch: Wie naiv muß man eigentlich sein?

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