© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/08 05. Dezember 2008

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: ,,Politik braucht neue Impulse", JF 48/08

Zwischen Skylla und Charybdis

Jegliche Partei rechts der CDU/CSU bewegt sich zwischen Skylla und Charybdis. Das betrifft nicht nur die Gratwanderung zwischen dem kämpferischen reaktionären Lager und den harmoniebedürftigen Bürgerlichen, sondern auch die Rekrutierung des eigenen Personals. Zunächst wird jede erfolgreich gegründete Rechtspartei erleben, daß ihr Heerscharen von Desperados und anderswo Gescheiterten beitreten wollen. Und weil man die veröffentlichte Meinung nicht mit, sondern gegen sich hat, wird das Bild der Partei verfälscht wahrgenommen, was zu einem nach rechtsaußen verschobenen Durchschnitt der Mitgliedschaftsbewerber führt. Bei den Republikanern war es ein typisches Problem auf Partei-Infoständen, daß alte und neue Nationalsozialisten herantraten und mit leuchtenden Augen von einer "endlich wieder richtigen Partei" faselten, während die begehrte bürgerlich-konservative Klientel scheu Abstand hielt. Schließlich noch muß jeder demokratische Rechte damit leben, daß man ihn einen Nazi schimpft, und er sollte es trotz aller Ausgrenzung schaffen, sich nicht radikalisieren zu lassen. In unserer Spaßgesellschaft ist dies ein Handicap, das die Schnittmenge für geeignetes Personal klein hält.

Reinhard Rupsch, ehemaliger REPUBLIKANER und stellvertretender Landesvorsitzender von NRW, Münster

 

 

Zu: "Auf Ypsilantis Spuren" von Hans Christians, JF 49/08

Künftig ein verstecktes Messer

Wie immer das von Ypsilanti angezettelte Desaster für die Demokratie im allgemeinen und die SPD im besonderen ausgehen wird, eines ist sicher: Kein Politiker wird zukünftig - auch nicht in anderen Parteien als der SPD - so offen handeln wie die vier SPD-Mitglieder in Hessen. Man wird schweigen und anonym seine Meinung per Kreuz an der richtigen oder falschen Stelle (je nach Sichtweise) machen und Kandidaten in ein verstecktes Messer laufen lassen.

Warum sollen Politiker, die auch ein berechtigtes Interesse an der Erhaltung ihres meist sehr gut bezahlten Arbeitsplatzes haben, anders handeln als Millionen Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft und staatlichen Behörden, die mehrheitlich immer, zumindest nach außen hin, die gleiche richtige Meinung haben wie ihr jeweiliger Vorgesetzter?

Jens Wulf, Hilden

 

 

Zum Schwerpunktthema: ,,Politik braucht neue Impulse", JF 48/08

Erst solide Basis aufbauen

Professor Weber hat mit seinen Ausführungen sicherlich recht. Einen Punkt hat er allerdings vergessen: den fehlenden politischen Realitätssinn fast aller Rechtsparteien. Man hat leider stets den Eindruck, eine politische Laienspielschar wolle auf den großen Bühnen auftreten. Statt erstmal eine feste Grundlage aufzubauen, wird gleich nach den Sternen gegriffen. Sicherlich ist es nicht gerade aufregend, jahrelang Zeit und Arbeit zu investieren, um eine solide Basis aufzubauen - aber ohne diese geht es halt nicht. Nur mit Protestwählern läßt sich auf Dauer keine Partei halten.

Zudem sind auch deren politische Themen fast durchweg nicht geeignet, eine breite Masse anzusprechen. Dem einfachen Bürger ist es ziemlich egal, ob irgendwo in Pusemuckel eine weitere Moschee gebaut wird. Ihn interessieren Themen, die ihn direkt betreffen, wie z. B. die aussterbenden Innenstädte, der Kindergarten im Viertel, der gestrichen wird etc. Mit solchen bürgernahen Themen muß eine Rechtspartei versuchen, die Bürger auf ihre Seite zu ziehen. Erst dann kann man versuchen, auch mal "populistische" Themen zu bringen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen, ohne daß die Gutmenschen mit der Nazi-Keule kommen können.

Dietz Kippschull, Wülfrath

 

Rechten Sender gründen

Das entscheidende Hindernis zur Etablierung einer neuen Rechtspartei sind zweifellos die Medien, insbesondere das Fernsehen. Die öffentlich-rechtlichen Sender handeln zwar nicht im Auftrag, aber im Konsens mit den herrschenden Parteien. Der Zugang einer neuen Rechtspartei zum Fernsehen, um sich darstellen zu können, ist daher kaum vorstellbar. Heute hätte auch ein Gerhard Löwenthal im Fernsehen keine Chance mehr.

Man müßte erst einen Sender finden oder einen neuen Sender gründen - eventuell auf regionaler Ebene. Dies wäre auch insofern von Bedeutung, als viele als "Nachrichten" deklarierte Sendungen tatsächlich vorgefaßte Meinungen verbreiten. Ich denke, daß viele Bürger begeistert wären, einen Sender zu finden, der sie mit realitätsgerechten Nachrichten versorgt und der Meinungsvielfalt Geltung verschafft.

Dr. Edgar Umlauf, Garching

 

Argumenten Gehör verschaffen

Auf der Suche nach einer politischen Wochenzeitung bin ich nun seit kurzer Zeit Leser Ihrer Zeitung und bin mit der Wahl sehr zufrieden. Es mangelt nicht an guten Journalisten im Land, aber an klarem bürgerlich-konservativem, medienwirksamem Bekenntnis.

Sehr interessant und bemerkenswert auch in dieser Ausgabe wieder ein Interview: Weber hat es richtig ausgedrückt, und es sollte uns eine Ermutigung sein, aus der bescheidenen Verschwiegenheit herauszutreten und selbstbewußter den demokratischen konservativen Argumenten Gehör zu verschaffen.

Sicher ist es notwendig, die Kräfte zu sammeln. Ob es eine neue Partei sein muß, ist noch nicht klar. Schließlich wollen wir ja keine italienischen Verhältnisse.

Dr. Frank Bode, St. Ingbert

 

Die Union will's nicht wahrhaben

Inzwischen sucht auch die CSU ihren Platz in der "Mitte" und rauft sich dort mit den Freien Wählern um ein paar Prozent Stimmen. Über die Gründe der inzwischen größten bayerischen Partei - nämlich der Nichtwähler - für ihre Wahlabstinenz denkt man nicht nach. Die CSU will ebensowenig wie die übrige Union wahrhaben, daß sie Konservative, Nationalliberale, Mittelstand, Freiberufler und erhebliche Teile der Bauernschaft an das Lager der schweigenden und resignierenden Nichtwähler verloren hat. Auch viele überzeugte Christen, die den Schutz des menschlichen Lebens ernst nehmen, gehören dazu.

Prof. Dr. Peter Carl, Deggendorf

 

Rechtes Potential vorhanden

Wenn in Österreich rechtsdemokratische Parteien zusammen über 25 Prozent der Stimmen bekommen, dann ist dieses Wählerpotential in jedem anderen Land Europas auch vorhanden. Dies zeigen auch die kurzzeitigen Erfolge von Schill-Partei und Republikanern. Freilich kann man sich sicher sein, daß eine solche Partei bei Erfolg als rechtsextrem diffamiert würde.

Was in der BRD noch fehlt, ist eine rechte Partei, die Seriösität und innere Geschlossenheit verkörpert und halbwegs vernünftiges Personal anzubieten hat. Außerdem muß trotz medialer linker Übermacht versucht werden, publizistisch eine etwas stärkere Stimme zu bekommen. Die JUNGE FREIHEIT könnte dazu in der Tat ein Anfang sein; auch der beachtliche antifeministische Volkswiderstand gegen die Diffamierung Eva Hermans kann hier als absolut wegweisend angesehen werden. Immerhin änderte die Bild damals dank wahrer bürgerlicher Zivilcourage ihre Linie.

Langsam, aber sicher sehe ich bereits den Stein ins Rollen kommen, die Genossen da oben merken es nur noch nicht. Um dieses Ziel zu erreichen, würde auch etwas weniger Defätismus und Gejammer den Konservativen sicherlich guttun. Nur Mut, der Wind beginnt sich bereits zu drehen!

Lion Edler, Mahlow

 

Gemeinsam antreten

Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es bei ernstgemeinten Versuchen aller rechten Demokraten nicht möglich sein sollte, gemeinsam und unter einem Namen zumindest zur Bundestagswahl und zur Europawahl anzutreten. Wenn die Appelle von führenden konservativen Köpfen ernst gemeint sind, fehlt doch nur noch ein "Runder Tisch", ein wenig guter Wille und die Erkenntnis, daß jeder für sich unbedeutend bleibt. Ich fordere alle in Frage kommenden Parteien und Vereinigungen dazu auf, über den eigenen Tellerrand zu schauen und die Voraussetzungen für einen starken Gegenpol zu den Linken zu schaffen.

Janek Gola, Groß-Zimmern

 

Es wird sie nicht geben

Es wird in absehbarer Zeit keine bedeutende Rechtspartei in Deutschland geben. Das hat drei Hauptgründe: 1. Unser politisches System ist zu kaputt, um wirkliche Opposition zuzulassen; 2. Fremdbestimmung in allen Belangen; 3. Zerstrittenheit im rechten Lager.

Mutig in heutiger Zeit ist der, der sich für die Freiheit und das Recht eines jeden einsetzt, auch wenn er anderer Meinung ist. Das fehlt bei uns gänzlich.

Joachim Walter, Trier

 

 

Zu: "Schiefe Argumente" von Heino Bosselmann, JF 48/08

Europäische Bildung unerreicht

Im Rahmen eines Schüleraustausches hat mein Enkel die elfte Klasse in Alabama besucht. Danach hat er (ohne diese Klasse zu wiederholen und mit etwas Nachhilfe meinerseits in Mathematik) die zwölfte und die dreizehnte Klasse wieder daheim in München absolviert. Somit hat er sich sowohl den US-amerikanischen High-School-Abschluß (und damit Collegereife) als auch das deutsche Abitur (und damit Universitätsreife) erworben.

Sein Urteil: Die High School ("hohe Schule"!) ist nicht viel mehr als eine gute Hauptschule bei uns - und man geht nicht fehl in der Annahme, daß auch Colleges sich mit deutschen Hochschulen kaum vergleichen lassen. In puncto Unterricht und Bildung kommt Amerika an Europa mit Sicherheit nicht heran; einzig in der Forschung haben die Amerikaner die Nase vorn - und das ist wohl vor allem auf deren reiche Alimentierung durch Stiftungen zurückzuführen.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zur Meldung: "Gefallenenfriedhof in Halbe wird umgestaltet", JF 48/08

Ein nationales Irrenhaus

Eine Randnotiz mit Tiefenwirkung! Nun wird auch schon der historische Gefallenenfriedhof Halbe auf Vermutungen hin durch eine linke "Expertenkommission" umgestaltet. Ideologischer Wahnsinn pur! Man glaubt sich in einem nationalen Irrenhaus! Hierüber sollte genau berichtet werden mit Benennung der Akteure und Drahtzieher. Der "Lehrpfad" wird wie üblich von diesen Gruppierungen zur einseitigen Darstellung ihrer Ideologie genutzt. Dafür ist ein Friedhof und seine Zuwegung nicht der richtige Ort. Was will sich unsere Gesellschaft noch bieten lassen?

Uwe Rieckhoff, Upgant-Schott

 

 

Zu: "Disteln für Deutschland" von Karlheinz Weißmann, JF 48/08

So aktuell wie nie

Erfrischend der Hintergrund zum 20. Todestag von Joachim Fernau. Man sollte noch darauf hinweisen, daß "Halleluja. Die Geschichte der USA" schon seit dem ersten Irak-Krieg, die ganze Bush-Ära und heute so aktuell ist wie nie. Man sollte das Buch immer griffbereit haben und den "jungen Bildungshungrigen" zusammen mit dem Aufsatz schenken.

Georg K. Schmelzle, Norden

 

 

Zur Ausgabe JF 48/08

Das Gesicht verloren

Da die gesamte Ausgabe in allen ihren Artikeln einen gewissen Grundtenor der Selbstaufgabe und Selbstverleumdung des deutschen Volkes (ob in der Sprache, dem Bildungssystem, der Ausländerpolitik oder der Politik allgemein) enthält, erlauben Sie mir, quasi zusammenfassend, folgenden Aphorismus: "Die Deutschen haben sich ihr Ariertum so gründlich abgeschminkt, daß sie dabei das Gesicht verloren haben."

Peter Leibner, München

 

 

Zur Meldung: "Birthler kritisiert DDR-Verklärung", JF 47/08

Alles schon vergessen?

Leider haben sich die Politiker der DDR nicht so verhalten, daß jeder nun ein Loblied auf dieses untergegangene Land singen kann. Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl - haben das einige Leute schon alles vergessen? Stasi-Bespitzelung und langjährige Gefängnisstrafen für Regimekritiker, von denen es nicht gerade wenige gab. Nun trauern die Kommunisten (heute: Die Linke) dem Staat nach, den sie mit ihrer diktatorischen Politik vollkommen heruntergewirtschaftet hatten.

Wolfgang Rabe, Berlin

 

 

Zu: "Mythos Staat" von Jens Jessen, JF 47/08

Brakteaten-Geldwirtschaft

Weder die "Weisen" noch die Professoren der Volkswirtschaftslehre noch der Autor haben eine Alternative aufzuweisen, um den zyklischen Wirtschaftsdepressionen und den Finanzkrisen abzuhelfen. Dabei hat Irving Fisher, USA, 1934 die Technik der Umlaufverstetigung des gesetzlichen Zahlungsmittels Geld umfassend beschrieben, fußend auf den Vorarbeiten von Silvio Gesell - der als Kaufmann praktischer dachte als die gelehrten Köpfe. Der Richtigkeit seiner Vorstellungen stimmte sogar Keynes zu, gab dann aber als erste Hilfsmaßnahme die staatliche Konjunkturspritze frei.

Warum dieser einfache Gedanke, die Hortbarkeit des Geldes mit Verlust zu bedrohen (Liquiditätspräferenz), nicht in die Hirne der Volkswirtschaftslehrer Eingang finden konnte, ist total unverständlich. Gab es doch ein historisches Vorbild in der Brakteaten-Geldwirtschaft des Hochmittelalters, die 300 Jahre lang einen funktionierenden Wohlstand für alle daran Beteiligten hervorbrachte, die unschätzbare Kunstwerke, Dome und Bürgerhäuser entstehen ließ. Das war eine wirkliche soziale Marktwirtschaft, nicht dieses Rudiment einer Hoffnung, das heute nur noch für Gedenkfeiern gut ist.

Dr. Gerhardus Lang, Bad Boll

 

 

Zu: "Wenig Widerstand der deutschen Kronen" von Ulrich Kappenstein, JF 47/08

Kein Recht dazu gehabt

Die Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann stieß auf den Zorn von Friedrich Ebert. Dieser schrie Scheidemann an: "Du hast kein Recht, die Republik auszurufen! Was aus Deutschland wird, ob Republik oder was sonst, das entscheidet eine Konstituante." Ebert war nicht für die Abschaffung der Monarchie.

Karl-Heinz Grieger, Bielefeld

 

 

Zu: "Pankraz, Friedrich Rückert und die Kindertotenlieder", JF 48/08

Unpassende Widersprüche

In seinen Überlegungen schließt sich Pankraz dem Spendenaufruf der Kirchen an, um die "Kindersterblichkeit in der sogenannten Dritten Welt deutlich zu senken". So weit, so gut. Nach Pankraz soll dies allerdings nur sinnvoll sein, wenn neben einer derartigen Aktion ein "effektiver Ausbau der Geburtenkontrolle in der Dritten Welt, etwa nach chinesischem Vorbild" trete. Wer so etwas fördert, weckt Zweifel an seiner Informiertheit und Seriosität.

Denn nach UN-Jargon umfaßt "Geburtenkontrolle" auch Schwangerschaftsverhütung mit Pharmaka, die die Einnistung befruchteter Eizellen verhindern, also frühabtreibend wirken, und sogar gezielte Abtreibungen.

Die von Pankraz empfohlene chinesische Spielart der Geburtenkontrolle, die Ein-Kind-Politik, geht sogar noch weiter, indem sie die Zeugung von Zweitkindern durch repressive Steuern, Androhung von Schulausschluß und sogar Zwangsabtreibungen zu verhindern sucht.

Was Pankraz uns hier zum Totensonntag an Widersprüchen aufgetischt hat, paßt so gar nicht zur kinderfreundlichen Haltung der JUNGEN FREIHEIT.

Dr. Werner Esser, Köln

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