© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/08 28. November 2008

Frisch gepresst

Dávila&Donoso. Der spanische Diplomat Juan Donoso Cortés (1809-1851) und der kolumbianische Großaphoristiker Nicolás Gómez Dávila (1913-1994) gelten dem feuilletonistischen Zeitgeist als Exponenten erzreaktionärster Katholizität und finsterster Gegenaufklärung. Daß die Schriften beider bei Karolinger, dem Wiener "Dunkelmännerverlag" (Sigrid Löffler), erschienen sind, scheint da gut ins Bild zu passen. Steffen Köhler tritt an, um diese Schablonen im Säurebad seiner vom "wahren" katholischen Glauben inspirierten Kritik rückstandslos aufzulösen. Wer sich heute politisch, kultur- und zivilisationskritisch auf die beiden Granden berufe, könne das tun, dürfe aber nicht beanspruchen, sich bei diesem Widerstand gegen die Moderne im Einklang mit dem katholischen Dogma zu befinden. Vielmehr sei bei Dávila und Donoso eine Nähe zu Luther und Hegel, also zur protestantischen Weltdeutung auszumachen, in deren "Bannkreis" sie "dialektisch" blieben. Von ihren Auslegern und Adepten, Martin Mosebach und Botho Strauß dort, Carl Schmitt, Dietmar Westemeyer und Günter Maschke hier, sei diese Entfernung vom Dogma kaum gesehen worden. Am fernen Horizont gerät sogar der einstige Kardinal Ratzinger ins Visier des beneidenswert glaubensfesten, scharf und treffsicher argumentierenden Köhler - und unter Verdacht, als liberalkatholischer Warmduscher auf den Stuhl Petri gelangt zu sein (Katholische Protestanten. Gómez Dávila und Donoso Cortés. Verlag J. H. Röll, Dettelbach 2008, broschiert, 199 Seiten, 39,80 Euro).            

 

Werner Mölders. Hinter dem, was seit seinem tödlichen Flugzeugunfall am 22. November 1941 mit 28 Jahren über den Jagdflieger Werner Mölders "ins Kraut schoß, war er selbst bald bis zur Unkenntlichkeit verborgen", resümiert der Militärhistoriker Kurt Braatz. Er möchte deshalb in seiner Biographie den bis 1940 außerhalb des kleinen Kreises der Jagdflieger noch unbekannten Luftwaffenoffizier, dessen Ruhm sich nach der Luftschlacht um England bis zur Verklärung steigerte, bis er später in der Traditionsneufindung der Bundeswehr zur NS-Unperson verleumdet wurde, ins rechte Licht zurechtrücken. Anders als Hermann Hagena, dessen Biographie immerhin ein fragwürdiges Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes widerlegen konnte (JF 30/08), konnte Braatz den biographischen Kosmos viel tiefer erforschen, da er Zugang zu Mölders' komplettem Nachlaß bekam. Wertungen demonstrativ meidend, entkräftet auch Braatz' Arbeit mit ihrem hervorragenden Bildmaterial die aktuelle geschichtspolitisch motivierte Verurteilung Mölders' (Werner Mölders. Die Biographie. NeunundzwanzigSechs Verlag, Moosburg 2008, gebunden, 400 Seiten, Abbildungen, 39,80 Euro).

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