© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/08 14. November 2008

Blick in die Medien
Erdrutschsieg
Ronald Gläser

Es ist ja in Ordnung, wenn sich Amerikas Linke freuen, daß jetzt Barack H. Obama neuer US-Präsident wird. Aber müssen deswegen Deutschlands staatliche Rundfunkanstalten so tun, als wäre Jesus auferstanden? Die US-Wahl war bei Lichte betrachtet zwar ein klares Votum, aber nicht der Erdrutschsieg, den ARD und ZDF daraus gemacht haben. 52 Prozent für Obama. Bush hatte 2004 50,7 Prozent. Damals haben uns die gleichen Moderatoren noch trotzig zu erklären versucht, das Ergebnis sei so knapp, daß es unentschieden sei. Eigentlich müßte John Kerry Präsident sein! Soviel Unterschied machen 1,3 Prozent! In Wirklichkeit ist stets der Wunsch Vater des Gedanken. Ein echter Erdrutschsieg war 1984 Reagan gegen Mondale (58:40). Überall, so das ZDF, jubelten die Menschen wegen Obama. Auch im Ausland. In Rußland, so berichtete ein Auslandskorrespondent im ZDF-Frühstücksfernsehen zwei Tage nach der Wahl, habe es zwar Umfragen gegeben, die besagen, die Mehrheit habe sich McCain gewünscht. "Aber das glaube ich nicht", meinte der Reporter. Beim ZDF glaubt man eben das, was man glauben will.

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