© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/08 14. November 2008

RBB-Reportage: Wenn die Angst mitfährt - Unterwegs in Berlins Bussen und Bahnen
Forderungen nach Begleitschutz durch die Polizei
Christian Dorn

Kopfschüttelnd verfolgte das deutsche Publikum Anfang der achtziger Jahre Fernsehberichte über die Gefahren in der New Yorker U-Bahn. Eindrücklich noch in Erinnerung ist ein Beitrag des sonntäglichen "Weltspiegels", der die unbewaffnete, in roten Uniformen patrouillierende Bürgerwehr der "Guardian Angels" vorstellte.

Doch - um es mit den Worten von Barack Hussein "Yes, we can" Obama zu sagen - change has come: In dem seit Bürgermeister Rudolph Giuliani gesäuberten Manhattan ist die Gewalt markant zurückgegangen, während sie in deutschen Städten, vor allem in Berlin, mittlerweile zum Alltag gehört. Seit neuestem befindet sich über den Sitzen der Berliner Nahverkehrsbusse ein Bildschirm, über den die Busfahrer das Geschehen hinter ihrem Rücken überwachen können.

Letzten Meldungen zufolge verlangen immer mehr von ihnen nach einer abgetrennten Fahrerkabine. Andere fordern Begleitschutz durch die Polizei oder private Wachschutz-Mitarbeiter. Auch überlegte der rot-rote Senat bereits, den Polizisten auf dem Weg von und zur Dienststelle das Tragen der Uniform vorzuschreiben. Ob das in der vergangenen Woche gefällte Urteil vom Berliner Landgericht, das zwei U-Bahn-Schläger für mehrere Jahre ins Gefängnis schickt, eine abschreckende Wirkung hat, bleibt vorderhand offen.

Der bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) arbeitende Busfahrer Ricardo Martinez wurde bereits mehrfach überfallen. In einer Reportage des RBB erzählt er davon, was er erlebt hat und wie er damit umzugehen versucht. Daß ausgerechnet die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) - so geschehen in der ARD-Sendung "Hart aber fair" - unlängst die Problemlösung darin sah, in Gefahrensituationen einfach den Waggon zu wechseln, demonstriert indes, daß der nachhaltige politische Handlungswillen ganz offensichtlich kaum vorhanden ist.

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