© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/08 14. November 2008

Meldungen

"Krise der modernen Volkswirtschaftslehre"

Tübingen. Der VWL-Professor und Währungsexperte Joachim Starbatty sieht in der Finanzkrise nicht nur eine Krise des derzeit dominanten Wirtschafts- und Lebensstils, sondern auch der modernen Volkswirtschaftslehre. "Wer von den Nobelpreisträgern der Wirtschaftswissenschaft, wer von den im Fernsehen präsenten Großwissenschaftlern, wer von den Wirtschaftsweisen hat rechtzeitig seine warnende Stimme erhoben?" fragte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft in der FAZ. Die Ökonomen nähmen immer weniger wahr, was um sie herum vorgehe. "Was nicht in gerade modischen, mathematisch gefaßten Modellen behandelt wird, existiert nicht mehr. Was keine Chancen hat, in amerikanischen Journals publiziert zu werden, wird beiseitegeschoben", meinte Starbatty. Mit der Orientierung am shareholder value-Prinzip würden Entscheidungen immer unter dem Aspekt des Börsenkurses getroffen. Daher fühlten sich die Manager gedrängt, "kurzfristig ertragreiche, auf lange Sicht aber riskante Investitionen solchen vorzuziehen, die den Bestand des Unternehmens nachhaltig sichern, deren Erträge aber erst ihren Nachfolgern zugute kämen". Das Prinzip Haftung müsse daher auch auf der Managementebene installiert werden: "Wer nicht für die Konsequenzen seines Tuns einstehen muß, wird leichtfertig."

 

DBV: Preissenkungen Gefahr für Milchbauern

BERLIN. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, hat an den Einzelhandel appelliert, "die Milchbauern nicht an die Wand zu drücken". Er kritisierte insbesondere die massiven Preissenkungen für Milch und Milchprodukte. "Wir müssen den Lebensmitteleinzelhandel zur Räson rufen, der die Zersplitterung der Milchbauern und der Molkereien nahtlos mit seinem Turbokapitalismus ausnützt", erklärte der DBV-Chef im ZDF. "Was die gewissenlosen Banker mit dem Turbokapitalismus in der Gesamtwirtschaft angerichtet haben, das richtet der Lebensmitteleinzelhandel an Schaden gegenüber den Milchbauern und Molkereien an." Der DBV habe daher erneut das Bundeskartellamt aufgefordert, die Verfahrensweise der Handelsketten zu überprüfen. Sonnleitner wandte sich gegen eine Begrenzung der Milchmenge allein durch die deutschen Erzeuger. In Europa insgesamt müsse der Markt in Ordnung gebracht werden. Ein Alleingang würde nur bedeuten, "daß wir überflutet würden mit Milchprodukten aus anderen Ländern".

 

Konjunkturpaket zum Teil umweltschädlich

BERLIN. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hält wesentliche Teile des vom Bundeskabinett beschlossenen Konjunkturpakets für umweltpolitisch kontraproduktiv. Mit der geplanten Steuerbefreiung für alle neuen Pkw fördere die Bundesregierung "Spritfresser und kündigt zugleich eine CO2-basierte Kfz-Steuer für 2011 an, mit der genau diese Fahrzeuge dann stärker zur Kasse gebeten werden sollen". Dies sei ein Irrweg. "Zusätzliches Geld darf nur für Energiesparprogramme und für Investitionen in erneuerbare Energien ausgegeben werden", forderte BUND-Chef Hubert Weiger. Er verlangte statt dessen zwei Milliarden Euro jährlich für Investitionen in den Schienengüterverkehr und in Regionalbahnen.

 

Zahl der Woche

Um rund 1,4 Milliarden Liter ist der Kraftstoffverbrauch der Privathaushalte für Pkw-Fahrten zwischen 1995 und 2006 gesunken. Das ist ein Rückgang um 3,7 Prozent. Der Verbrauch von Ottokraftstoffen ging um 14,5 Prozent zurück, der Verbrauch von Diesel nahm aber um 70 Prozent zu.

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

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