© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/08 07. November 2008

Leserbriefe

Zu: "Die Rückkehr des Politischen" von Alain de Benoist, JF 45/08

Der Nationalstaat soll's richten

Bankmanager haben sich in den USA verzockt, hochdotierte Aufsichtsräte des Bundes und der Länder kläglich bei der Kontrolle der Institute versagt. Man wollte zu den Profiteuren der Globalisierung gehören - ohne die Spielregeln der internationalen Finanzmafia und ihre "lukrativen" Phantasieprodukte zu durchschauen.

Sogar die Deutsche Rentenversicherung hat mehrstellige Millionenbeiträge ihrer ahnungslosen Mitglieder bei den Lehman-Pleitebrüdern investiert. Wer kommt in Berlin persönlich für den Schaden auf? Der jahrzehntelang gepriesene und kopierte angloamerikanische Raubtier-Kapitalismus verdient kein Vertrauen mehr.

Nun soll der eben erst totgesagte und beinah demontierte Nationalstaat die Gerupften retten. Die Gemeinschaft aller Bürger darf die Verluste tragen. Auffallend oft ist wieder von Volkswirtschaft oder Nationalökonomie die Rede, vom vergessenen Wert der "Realwirtschaft", vom Schutz der "nationalen Schlüsselindustrien", der Abwehr feindlicher Übernahmen. Für derlei Forderungen wurde man vor ein paar Wochen noch in die rechtsextreme Ecke gestellt. Sind das erste Lernerfolge in der Krise? Oder nur Beschwichtigungsformeln?

Herbert Manfred Rauter, Bad Herrenalb

 

 

Zu: "Die Rückkehr des Politischen" von Alain de Benoist, JF 45/08

Pflicht, sich zu informieren

Die Bankenkrise versetzt viele Menschen in Panik. Schuld daran ist die mangelnde Aufklärung großer Teile der Bevölkerung darüber, wie die Finanzwelt funktioniert. Auch hier gilt: Wissen ist Macht, und Unwissen ist Ohnmacht.

Wer einmal im Leben auf eine verständliche Art und Weise erklärt bekommen hat, wie sich Schwankungen an der Börse auf welche Sparformen auswirken, wird in allen Börsenlagen ruhig schlafen können, weil er gut positioniert ist. Zu diesem Thema gibt es von Verbraucherschutzorganisationen empfohlene Vorträge überall in Deutschland. Jeder hat die Möglichkeit und die Pflicht, sich zu informieren.

Johanna Salviti-Richter

 

Kompetent und informativ

Seit 1994 bin ich Leser Ihrer Zeitung, und ich möchte Sie beglückwünschen zu der Entwicklung, die die JUNGE FREIHEIT seither genommen hat. Mir hat auch imponiert, wie unbeirrt und geradlinig Sie Ihre Ziele verfolgen.

Insbesondere fand ich die Berichte zur Wirtschaft im allgemeinen, zur Finanzkrise im besonderen kompetent, informativ und auf hohem sachlichen und intellektuellen Niveau. Für den "aufgeklärten, aufmerksamen Laien" ist es jedoch oft schwer, Zusammenhänge zu verstehen, nicht wegen der Fachtermini, sondern weil "Wirkmechanismen" auf dem Finanzsektor nicht ausreichend erklärt sind.

Albert Danner, Kuppenheim

 

 

Zu: "Der atemberaubende Untergang der Szent István" von Marcus Schmidt, JF 45/08

Besser Schienen statt Schiffe

Leider wurde der historische Hintergrund in dem Arte-Beitrag über die Torpedierung der Szent István kaum angerissen. So die Frage nach der Existenzberechtigung der k.u.k.-Hochseeflotte überhaupt. Österreich-Ungarn, eine reine Kontinentalmacht mit einem schmalen Küstenstreifen an der Adria ohne irgendwelche überseeischen Besitzungen oder Stützpunkte, glaubte sich statt einer speziell für den Küstenschutz ausreichenden Kriegsmarine Hochsee-Dreadnoughts anschaffen zu müssen. Diese, in der Badewanne Adria eingesperrt, dümpelten jahrelang zwecklos im Kriegshafen Pola.

Das Geld für diese Flotte hätte man besser in den Ausbau der miserabel leistungsschwachen Eisenbahnen stecken sollen, die an die Grenzen zu Rußland und Serbien führten. Die haarsträubenden Verzögerungen beim Aufmarsch 1914, welche die k.u.k.-Armee schon zu Kriegsbeginn entscheidend schwächten, wären vielleicht erspart geblieben. Aber wie sagte schon Grillparzer über die Habsburger: "Das ist der Fluch von unserm edlen Haus: auf halben Wegen und zur halben Tat mit halben Mitteln zauderhaft zu streben."

Hans Daxer, Marquartstein

 

 

Zu: "Uni außer Kontrolle" von Tobias Westphal, JF 44/08

Keinen Verwendungszweck

Die Ausgaben für den AStA und das Studentenparlament sind doch Erdnüsse im Gegensatz zu über 20 Millionen Euro, für die die Universität Köln keinen Verwendungszweck findet. Statt dessen erschließt sie neue Einnahmequellen wie Werbetafeln für Skiurlaub und "Brot für die Welt" auf den Herrentoiletten der Mensa. Es gibt aber immer noch Bücher in der Bibliothek, die sich 100 Studenten teilen müssen. "Der Narr lebt arm, um reich zu sterben", sagte schon der Dichter Barthold H. Brockes.

Adrian Kaida, Mechernich

 

 

Zu: "'Widerstand lohnt sich'", Interview mit Matthias Bullmahn, JF 44/08, und "'Studium statt Hochschulpolitik'", Interview mit Gerald Franz, JF 44/08

Nonkonforme Listen aufstellen

"In der Demokratie muß man die Leute dort abholen, wo sie sind", sagt Bullmahn vom RCDS. Klar, aber mit solchen Gemeinplätzen lockt man erst mal keinen - schon gar nicht aus den "Rückzugsräumen" (in der DDR: "Nischen"), in die sie vom Conventler Gerald Franz verbannt werden.

Dabei ist zumindest an Fachhochschulen nichts leichter, als eigene nonkonforme Listen aufzustellen und ins StuPa gewählt zu werden, wie ich Ende der neunziger Jahre mit einer eigenen Ein-Mann-Liste erfahren konnte. Kommilitonen und auch die Linken reagierten viel positiver als erwartet. Das StuPa hatte sich beispielsweise geschlossen die JF gekauft, um sich aus erster Hand eine Meinung zu bilden.

Solche kleinen Listen könnten sich über eine lockere Internetplattform austauschen, damit sie das nötige Durchhaltevermögen und eine größere Durchsetzungskraft erlangen. Der Eindruck, den sie Interessierten damit ermöglichen, sollte sich vor allem aus den grundsätzlichen und den studentenpolitischen Zielen ergeben, statt aus dem Image von Verbänden. Ein bißchen mehr Konservativ-subversive Aktion kann dabei auch nicht schaden.

Claus-Georg Pleyer, Nürnberg

 

... und der Turnerschaften

Wurden die Aussagen von Gerald Franz unvollständig und unkorrekt wiedergegeben oder hat dieser - sicherlich ungewollt - versäumt zu erwähnen, daß der Coburger Convent seit seiner Gründung am 13. Mai 1951 die Traditionen der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen pflegt?

Werner Schmucker, Münchweiler

 

 

Zu: "Loblied auf die Heimat" von Ekkehard Schultz, JF 44/08

Bewußt die Realität vernebeln

Wenn Ramsauer von der "Verbundenheit mit dem Vaterland" redet und zugleich behauptet, der Zusammenhalt der Menschen in der eigenen Nation werde keineswegs durch die europäische Entwicklung negiert, dann grenzt das schon an Schamlosigkeit. Will uns doch auch die CSU ein Europa oktroyieren, das darauf ausgerichtet ist, unsere nationale Identität zu zerstören. Und wer gar noch behauptet, daß dieses Europa auf der Grundlage abendländisch-christlicher Werte entstehe, der hat entweder die Zeit verschlafen oder er will bewußt die Realität vernebeln.

Edelbert Breu, Lauterhofen

 

 

Zu: "Der Eulenspiegel" von Thorsten Hinz, JF 44/08

Geeignet für das Affentheater

Peter Sodann ist vielen Menschen in Deutschland als Schauspieler bekannt. Ich empfinde ihn als angenehmen Mitmenschen mit seinem Schuß trockenen Humors. Wie ich las, hat Sodann sich für seine Heimatstadt Halle kulturpolitisch sehr eingesetzt. Wäre Sodann als Theater-Fachmann nicht der geeignete Bundespräsident für das Affentheater BRD? Wer kann die derzeitige Politik hierzulande noch ernstnehmen?

Gerhard Michler, Frankfurt/Main

 

 

Zum Schwerpunktthema: "Mythos Haider", JF 44/08

Solche fehlen bei uns

Es ist schade um Jörg Haider, er war eine Symbolfigur für Demokratie, Fairneß und Ehrlichkeit in der österreichischen Politik. Er war Hoffnungsträger für uns biedere, einfache Leute, die auf Rechtsstaatlichkeit hofften. Ich komme gebürtig aus Polen. Dort gibt es sie noch, Leute rechts von der Merkel-CDU und links von diesen Extremisten aus der NPD. Leider fehlen sie bei uns in Deutschland.

Anna Bohlmann, Bremen

 

Nur Devotionen

Als neuer Leser Ihrer Zeitung schätze ich es, daß über unterdrückte Themen der deutschen Gesellschaft und Geschichte qualifiziert, aber auch erfrischend polemisch berichtet wird. Die Reportagen über den Unfalltod von Jörg Haider haben diesen Eindruck jedoch stark erschüttert. Guter Journalismus zeichnet sich durch Distanz aus. Eine kritische Würdigung vor dem Hintergrund des politischen Wirkens und der Umstände seines Todes hätte ich erwartet.

Statt dessen liefern Sie ein verschwiemeltes Gebräu aus peinlicher Hofberichterstattung, obskuren Mythen und völlig abwegigen Verschwörungstheorien.

Das ganz Banale seiner Todesumstände nennen Sie überhaupt nicht. Hier hat ein begabter Politiker im Vollrausch leichtfertig sein Leben weggeworfen und dabei auch den Tod anderer Verkehrsteilnehmer in Kauf genommen. Haider hat verantwortungslos gehandelt - gegenüber seiner Familie, seinem Amt und seinem Land. Seine Vorbildfunktion - dahin.

Seine angebliche Freundschaft zum Sohn des Massenmörders Gadaffi wirft einen weiteren tiefen Schatten auf den Verstorbenen. Nichts davon findet sich in Ihrem Blatt, statt dessen in zwei Ausgaben nur Devotionen! Eine ziemliche Bewährungsprobe für einen frischen Abonnenten.

Dr. Reiner Grabenhorst, Hildesheim

 

 

Zu: "Gefallene deutsche Soldaten" von Dieter Stein, JF 44/08

Ermordet, nicht gestorben

Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen in Deutschland schreiben, wie hier auch die JUNGE FREIHEIT, etwa so: "Beim jüngsten Anschlag eines Selbstmordkommandos starben fünf spielende Kinder." Wie kann man so denken und schreiben? Wenn es heute in ist, einen Selbstmörder Selbsttöter zu nennen, dann könnte man ja schreiben: "Selbsttötungskommando ermordete fünf spielende Kinder", aber doch nicht, daß dort Kinder gestorben oder ums Leben gekommen sind. Sie sind ermordet worden!

Dieter Haker, Bäk

 

 

Zu: "Unterwegs nach Utopia" von Peter Kuntze, JF 44/08

Die Glockenkurve

Ungleichheit der Menschen ergibt sich aus einem einfachen wissenschaftlichen Sachverhalt. Der im Beitrag herausgehobene Satz von der Denunziation der schicksalhaften Ungleichheit der Menschen als soziale Ungerechtigkeit durch die Linke ist mir aus dem Herzen gesprochen.

Ich bin über einen anderen Weg zu der gleichen Erkenntnis gelangt. Das Gesagte kann sehr einfach und dennoch wissenschaftlich fundiert durch die Anwendung der Gauß-Funktion (sogenannte Glockenkurve) quantifiziert werden. Die Begabungen der Menschen werden durch diese Funktion beschrieben: sehr wenig schwach Begabte, viele normal Begabte, aber auch nur sehr wenig Hochbegabte. Dieser einfache Sachverhalt, den im übrigen die Preußen zur Grundlage ihrer Bildungspolitik erhoben hatten, ist allgemein gültig. Zu jedem zur Diskussion stehenden Problem kann eine originelle Lösung nur durch Einbeziehung möglichst vieler Ideenträger ermittelt werden.

Dr. Martin Schweiger, Bad Schmiedeberg

 

 

Zu: "Unter dem Diktat der Ökonomie" von Heino Bosselmann, JF 44/08

Der freie Elternwille

Die Leistungsfähigkeit der Schule wird immer auch an den Kosten gemessen - die bei uns durch das Streben nach der teuren und ineffektiven Gesamtschule immer mehr ansteigen werden und Generationen von Schülern lebensuntüchtig machen. Die richtige Ausbildung für ein Berufsleben ist doch vordringlich!

Das deutsche dreigliedrige und effektive Schulsystem wird heute vor allem durch den "freien Elternwillen" für die fortführende Schulart nach vier Grundschuljahren zerstört. Einzig in Bayern (und teilweise in Baden-Württemberg) führt die Dreigliedrigkeit durch bindende Schulempfehlungen der Grundschullehrer zu einer einigermaßen begabungsgerechten Schulbildung für die notwendige Berufs- und Studienreife.

Wir sollten darauf achten, daß die OECD-Beurteilungen nicht den sozialistischen Kräften Oberwasser geben, die dadurch nur den "Bildungsneid" befriedigen wollen, politische Mehrheiten anstreben und die deutsche Wirtschaft erst richtig zerstören.

Georg k. Schmelzle, Norden

 

 

Zu: "Deutsche aus der Mottenkiste" von Heinz-Joachim Müllenbrock, JF 43/08

Besser: Don't mention the war

Einen Artikel über ein John-le-Carré-Buch zu schreiben, ist so überflüssig wie ein Kropf. Ich möchte mal anregen, etwas zu John Ramsdens Buch "Don't mention the war" zu schreiben. Hier nimmt ein englischer Autor einmal kein Blatt vor den Mund über die Borniertheit und die Haßgefühle seiner (intellektuellen) Landsleute gegenüber den Deutschen. Ein sehr gutes Werk - allerdings nichts für depressive Naturen.

Michael Schuchardt, Oberursel

 

 

Zu: "Mythos der geschlossenen Front" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 43/08

Amtseid auf Landesverfassung

Der Autor zeigt eindringlich auf, wie widersprüchlich, abstrus und unredlich die Denkweise der Gegendemonstration ist. Glauben diese Demokratiefeinde tatsächlich, mit solchen Mitteln die Wahrheit auf Dauer unterdrücken zu können?

Allen Polizeibeamten sei in Erinnerung gebracht, daß sie ihren Amtseid auf die Landesverfassung geleistet haben und nicht auf Politiker, welche ihr Mandat schließlich nur auf Zeit erhalten haben.

Ernst-August Feldmann, Berlin

 

 

Zu: "Bundesregierung denkt nicht an Rückzug" von Paul Rosen, JF 43/08

Sinnlos in einen Krieg gehetzt

Erschreckt und verzweifelt sehe ich, wie ein angeblich demokratischer Rechtsstaat seine wertvollen jungen Söhne in einem mittelasiatischen Land verheizt, sie sinnlos in einen Krieg hetzt, der nicht zu rechtfertigen und nicht zu gewinnen ist, jedoch für unsere Soldaten den Tod absehbar erscheinen läßt. Eine solche Kriegsmission wird von niemandem mehr verstanden und ist schlicht unbegründbar.

Es fragt sich der normale Bürger schon lange, mit welchem Sachverstand höheren Orts agiert wird. Denn Islamisten sitzen in Deutschland und Mitteleuropa, eingenistet als Schläfer und bestens versorgt vom deutschen Steuerzahler - und die Merkel-Regierung behauptet dreist, die Interessen Deutschlands würden am Hindukusch verteidigt.

Prof. Dr. Herbert Kreienbaum, Köln

 

 

Zu: "Auffällige akademische Unauffälligkeit" von Kai-Uwe Uecker, JF 41/08

Krakau ist noch älter

Der Autor behauptet, nur die Universitäten in Prag, Heidelberg, Leipzig und Köln seien im deutschen Kulturraum älter als die 1419 gegründete Rostocker Uni. Älter sind jedoch auch die Universitäten in Krakau (1364), Erfurt (1392) und Würzburg (1402). Hinzufügen könnte man, daß Köln, Erfurt und Würzburg zwischenzeitlich geschlossen und dann wiedereröffnet wurden.

Dr. Sebastian Riethmüller, Zürich

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