© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/08 07. November 2008

Meldungen

1929: Wirtschaftskrise und Wahlentscheidung

NEUMÜNSTER. Zur Begleitmusik der chronischen "Finanzkrise" unserer Tage gehört der notorische Hinweis darauf, daß sich Parallelen zur Weltwirtschaftskrise von 1929 schon deshalb verböten, weil speziell die deutschen politischen Verhältnisse so unvergleichlich stabiler seien als zu Zeiten der Weimarer Republik. Die jüngste Analyse des Wahlverhaltens der Deutschen bis 1933 scheint diesen Optimismus zu stützen, da es auch damals eher lockere Interdependenzen zwischen Politik und Wirtschaft gab. Denn in seiner regionalen, auf Schleswig-Holstein bezogenen Studie streicht Frank Omland heraus, daß sich das bürgerliche Lager schon nach der Reichstagswahl von 1924 zugunsten von wirtschaftlichen Interessenparteien und der NSDAP aufzulösen begann (Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, 133/2008). Auch setzt Omland den Einfluß des ökonomischen Niedergangs auf die Wahl­entscheidung gerade der Landbevölkerung eher niedrig an. Eher seien hier tief verwurzelte "antimoderne, antiparlamentarische und antidemokratische" Dispositionen ausschlaggebend gewesen. Zudem habe von steigenden Erwerbslosenzahlen die KPD, nicht aber die NSDAP profitiert. Adolf Hitlers "Volkspartei des Protests" (Jürgen W. Falter) durfte hingegen bei der nach 1929 weniger betroffenen "Mantelbevölkerung" (Hausfrauen, Rentner, mithelfende Familienangehörige) auf Zuspruch rechnen.

 

Gerhard-Ritter-Preis wird doch wieder vergeben

FREIBURG. Im Frühjahr zog die Badische Zeitung die Finanzierung des mit 2.500 Euro dotierten Gerhard-Ritter-Preises für Nachwuchshistoriker zugunsten eines eigenen, regional ausgerichteten Preises zurück. Verleger Christian Hodeige begründete dies damit, der zum weiteren Verschwörerkreis des 20. Juli 1944 gehörende Historiker offenbare ein mangelhaftes Demokratieverständnis, das nicht "zur Grundhaltung" seines Blattes passe (JF 15/08). Wolfgang Jäger, ehemaliger Rektor der Freiburger Universität, wurde für die Zustimmung zu Hodeiges Plänen von Historikern aus ganz Deutschland harsch kritisiert. Wie der neue Rektor Hans-Jochen Schiewer zur Eröffnung des akademischen Jahres nun mitteilte, werde die Universität von 2009 an weiterhin am Gerhard-Ritter-Preis festhalten, der neue Stifter des Preisgeldes in Höhe von 2.500 Euro möchte unbekannt bleiben. Der Historikerpreis der Badischen Zeitung bleibe davon aber unbeeinflußt, teilte Chefredakteur Thomas Hauser der JF mit.

 

Erste Sätze

Die Zeit ist groß.

Arthur Moeller van den Bruck: Die Zeitgenossen. Die Geister. Die Menschen, Minden, 1906

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen