© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/08 07. November 2008

Meldungen

Bankeigentümer sollten für die Risiken haften

MÜNCHEN. Der Münchner Ökonom Hans-Werner Sinn rechnet mit weiterem Abschreibungsbedarf bei deutschen Banken. "Wem die Amerikaner ihre problematischen Papiere verkauft haben, weiß man natürlich nicht im Detail", erklärte der Präsident des Ifo-Instituts in der Stuttgarter Zeitung. Da aber Deutschland der zweitgrößte Finanzier des Weltkapitalmarktes nach China ist, vermute er, "daß wir ziemlich mit drinhängen". Die im Investmentbanking angestrebte Eigenkapitalrendite von 15 bis 25 Prozent könne man nur erzielen, "wenn man extrem ins Risiko geht", warnte der Präsident des Finanzwissenschaftlerverbandes IIPF. "Wir müssen Banken zwingen, ihre Geschäfte mit wesentlich mehr Eigenkapital zu unterlegen, dann werden die Renditen zwar etwas niedriger sein, dafür aber werden weniger riskante Geschäfte gemacht", so Sinn. "Wir brauchen strengere Regeln, die sicherstellen, daß die Eigentümer der Banken für die Risiken haften. Dann werden sie von vornherein ihre Manager auf solidere Geschäftsmodelle verpflichten." Doch dies wurde verhindert: "Die angelsächsischen Banken hatten so starke Lobbys, daß es nicht möglich war, sie politisch zu regulieren."

 

"Geld nur für rentable Investitionsprojekte"

GENF. Der UN-Ökonom Heiner Flassbeck hat angesichts der Finanzkrise vor Illusionen bei der privaten Altersvorsorge gewarnt. "Geldvermögen läßt sich nicht in die Zukunft transportieren. Wir können sparen, so viel wir wollen, um für den Ruhestand vorzusorgen, das Geld bleibt immer in der Gegenwart", erklärte der Chefvolkswirt der Welthandels- und Entwicklungskonferenz (Unctad) im Rheinischen Merkur. Das Wanken großer Bank- und Versicherungskonzerne zeige, daß diese die Rente nicht garantieren können, im Endeffekt müsse dies doch der Staat tun. Geld müsse produktiv investiert werden, um eine Rentenzahlung zu erhalten. Der Staat sollte daher "die wirtschaftliche Entwicklung in Schwung halten, so daß echte Unternehmer genügend Anreize haben, unser Geld für rentable Investitionsprojekte zu verwenden". Nur strenge Regeln könnten verhindern, "daß die Finanzmarktspieler unser Geld verzocken, bevor es ein richtiger Investor überhaupt gesehen hat".

 

Sieben Atomkraftwerke sind terrorgefährdet

BONN. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat die Stillegung alter Atomkraftwerke gefordert. Statt dessen sollten jüngere Kraftwerke länger als geplant laufen, erklärte der SPD-Politiker vorige Woche. Anlaß ist ein Gutachten der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar). Danach seien die älteren der 17 noch in Betrieb befindlichen AKW nicht gegen Terrorangriffe in Form gezielter Flugzeugabstürze mit Passagiermaschinen gesichert. "Die drei Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 (Brunsbüttel, Philippsburg 1 und Isar 1) und die Druckwasserreaktoren des Typs 2 (Biblis A und B, Neckarwestheim 1 und Unterweser) weisen so geringe Wandstärken des Reaktorgebäudes auf, daß sie noch nicht einmal gegen den Absturz von Militärmaschinen vom Typ Phantom ausgelegt sind", warnte Eurosolar. Auch Terroranschläge mit panzerbrechenden Waffen könnten nicht mehr "praktisch ausgeschlossen" werden. Mehr im Internet unter: www.eurosolar.de

 

Zahl der Woche

Etwa sieben Milliarden Dollar an Dividendenzahlungen sollen im vierten Quartal von den 33 Banken ausgeschüttet werden, die das Rettungspaket der US-Regierung abrufen. Diese will durch eine 250-Milliarden-Dollar-Hilfe die US-Finanzindustrie mit frischem Kapital stützen. (Quelle: "Washington Post")

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