© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/08 07. November 2008

Uwe Meusel. Der Jungunternehmer und Chef von Thor Steinar kämpft an allen Fronten
Unter Feuer
Torsten Uhrhammer

Wer seine Hemden trägt, darf den Bundestag, den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und manches Fußballstadion gar nicht erst betreten. Auch kann es sein, daß er oder sie unversehens angespuckt oder getreten wird, denn die Antifa weiß es genau: "Seine T-Shirts sind rechtsextrem!"

Die Produkte, die Uwe Meusel unter der Marke Thor Steinar ( www.thorsteinar.de ) anbietet, stehen unter Verdacht. Und es läßt sich nicht bestreiten: Thor Steinar spielt mit nordischen Mythen, Motiven aus dem Zweiten Weltkrieg und der Kolonialzeit. Das muß man nicht gut finden, aber muß man es verbieten? Den politisch Korrekten geht es darum, das, was ihnen als illegitim erscheint, in die Illegalität zu drängen. Gegen Meusel selbst können sie dabei keinen Nachweis des Rechtsextremismus führen. Doch Produkte seiner Marke seien "beliebt" im NPD-Umfeld und sollen daher - geht es nach der Antifa - nicht verkauft werden dürfen.

Dabei wäre es eigentlich die Bilderbuchgeschichte eines jungen mittelständischen Unternehmers, der an seinem Heimatort im brandenburgischen Königs Wusterhausen an die vierzig Arbeitsplätze geschaffen hat und brav Steuern und Sozialabgaben abführt. Doch Meusel hat an allen Ecken und Enden zu kämpfen, um das Image seiner Firma den Hochglanzkatalogen anzupassen, in denen er seine Kollektionen anbietet. Andererseits sichert der "rechte" Ruf Thor Steinars dem 33jährigen sprudelnde Gewinne, von denen er sich und seiner Familie gerade eine Villa mit 650 Quadratmetern Wohnfläche bauen läßt. 1999 gegründet und 2002 als Marke eingetragen, versucht Thor Steinar seit 2003 durch die Mediatex und später durch die Protex GmbH neue Vertriebskanäle zu eröffnen. Meusel beginnt mit der Diversifikation seine Produktpalette. Er trennt sich von personellen "Altlasten", denen Besuche bei neo-nazistischen Veranstaltungen zur Last gelegt werden. Den Streit um das Markenlogo gewinnt er, das Gericht kann keine verfassungswidrige Symbolik feststellen, dennoch entwickelt er ein neues. Und auch gegenüber dem Königreich Norwegen, dessen Flagge eine Zeitlang seine Produkte zierte, gibt er nach.

Die Provokation als Mittel des Erfolgs treibt Meusel nur so weit, wie es rechtlich zulässig ist. So pflegt er seine subkulturelle Stammkundschaft nur noch mit einer kleinen Auswahl an T-Shirt-Entwürfen, deren Aufdrucke zudem deutlich dezenter und subtiler geworden sind. Denn Meusel ist auf Expansionskurs. Schon 160 Händler verkaufen seine Ware, und er versucht, eigene Läden in Innenstadtlage zu etablieren. Je mehr er aber apolitische Käuferschichten gewinnt, desto dichter wird sein Terminkalender vor deutschen Gerichten. Strafrechtlich nie belangt, hat Meusel zunehmend zivilrechtliche Probleme. Nach Hamburg (JF 42/08) muß nun der Laden in Magdeburg (siehe Meldung Seite 6) schließen, andere Standorte sind bedroht. Doch Meusel ficht das nicht an, Neueröffnungen sind schon geplant.

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