© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/08 07. November 2008

Recht, Scharia und Integration
Verkehrte Welt
von Jürgen Liminski

Verkehrte Welt! Der NRW-Integrationsminister Armin Laschet verlangt von der Türkei mehr Toleranz gegenüber den Christen, während sein neuer Kollege in Bayern, der Integrationsbeauftragte Georg Barfuß, über die Einführung von Teilen der Scharia nachdenkt. Laschet nähert sich einem selbstbewußten Denken, sein Kollege dagegen erfüllt die Vorstellung, die radikale Muslime vom Zusammenleben mit Nicht-Muslimen haben: Das sind Dhimmis, wörtlich Schutzbefohlene, tatsächlich aber Unterworfene, die das Gesetz der Scharia zu achten haben. Und das ist genau der Kern der Integrationsdebatte: Welche Rechtsordnung gilt, die Scharia? Das Grundgesetz?

Recht strukturiert Gesellschaften und prägt die Kultur. Rechtliche Autonomie im Sinne des Bayern Barfuß aber führt zur Ghettobildung, nicht zur Integration. Denn das Problem der Integration in Deutschland besteht nicht mit Menschen aus dem gleichen Kulturkreis, sondern mit Menschen aus einer anderen Zivilisation und Rechtskultur, konkret: mit Muslimen, die sich nicht integrieren wollen. Die Beschwerden der 17 Migrantenverbände, die jetzt vor dem Integrationsgipfel laut wurden, verhüllen diesen Kern. Man kann Integration nicht nur von den Einheimischen fordern, man muß sie auch wollen - und sich entsprechend einordnen.

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