© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/08 17. Oktober 2008

WIRTSCHAFT
Aufwertung Obamas durch den Nobelpreis
Wilhelm Hankel

Mit der Verleihung des Nobelpreises für Ökonomie an den Princeton-Professor Paul Krugman hat das schwedische Komitee die Wahl des US-Präsidenten vorentschieden. Krugman ist bekennender Demokrat, zwar nicht gerade ein Parteigänger Barack Obamas, dessen wirtschaftspolitischen Ansatz er wiederholt als nebulös kritisiert hat, wohl aber der Clintons. Kein Zweifel: Hätte Hillary Clinton das Nominierungsrennen gewonnen, Krugman wäre ihr ökonomischer Chefberater und späterer Finanzminister geworden. Nach einem Sieg Obamas dürfte das Amt Krugmans innerparteilichem Rivalen zufallen, Ex-Präsident Clintons Finanzminister Robert Rubin.

Die Stockholmer Entscheidung signalisiert auch in wissenschaftlicher Hinsicht den Wechsel. Seit Paul Anthony Samuelson (1970) kommt erstmals wieder ein lupenreiner "Keynesianer" zu Ehren. Die Ära des "Neoliberalismus" geht zu Ende. Viele deutsche Zeitungsredaktionen und Jung-Ökonomen werden sich umorientieren müssen. Krugman hat zwar nicht viel zur Erklärung der gegenwärtigen Finanzkrise beigetragen, wohl aber der früheren in Asien und Osteuropa. Obwohl Amerikaner, war er strikt gegen die Anbindungen der dortigen Währungen an den US-Dollar - denn diese Länder verlieren mit der "Dollarisierung" die Chance zu Eigen-Entwicklung und Wirtschaftsreformen.

In seinen zwanzig Büchern und zahlreichen Artikeln - er schreibt seit sechs Jahren eine wöchentliche Kolumne in der New York Times -, hat er unermüdlich den Köhlerglauben an die Stabilität einer vom Markt und seinen Egomanen beherrschten Gesellschaft bekämpft; darüber ist er zum prominentesten Kritiker von Bushs Wirtschaftspolitik geworden. John McCain wird es noch schwerer haben, gegen diese Aufwertung des gegnerischen Lagers die Wahl am 4. November zu gewinnen.

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