© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/08 10. Oktober 2008

Frisch gepresst

Kinderphobie. Der Titel "No Kid" - also Nein zum Kind - soll hierzulande, in einem der kinderärmsten Länder der Welt, noch provokativ klingen? Das hofft zumindest die Genfer Politologin und zweifache Mutter Corinne Maier, die in ihrem neuen Buch "vierzig Gründe, keine Kinder zu haben" auflistet. Doch das Buch hält nicht, was es verspricht: Die angeblichen Gründe sind keine, und so fällt die versprochene Provokation eher mager aus. Es sind lediglich Banalitäten wie "Das Kind als Lusttöter" oder "Ein Kind, zu teuer", die hier gegen den Kinderwunsch sprechen sollen. Nebenbei schafft es die Autorin, die eigene Kampfansage im Buchtitel vollkommen zu verwässern, indem sie am Ende keine Bilanz über lästige Bälger liefert, sondern eine wohl eher unbeabsichtigte Kritik der heutigen Elterngeneration, die in ihrer Aufgabe völlig versage (No Kid - Vierzig Gründe, keine Kinder zu bekommen. Rowohlt, Reinbek 2008, broschiert, 142 Seiten, 12 Euro).

 

Korpos im Bürgerkrieg. Mit weit über 200.000 Soldaten waren die Deutschen die bei weitem größte Ethnie unter den Soldaten, die im amerikanischen Bürgerkrieg allein für die Unionstruppen kämpften. Der Burschenschafter Hans-Georg Balder und der Corpsstudent Rüdiger Richter haben den bis in Generalsränge dienenden Korporierten in den Bürgerkriegsarmeen ihr besonderes Augenmerk gewidmet. Dieses orchideenhaft anmutende Spezialthema bietet jedoch mehr interessante Einblicke, als man meinen möchte, denn viele der Farbenträger hatten vor ihrer Auswanderung gegen die Restauration nach 1815 oder während der 48er-Revolution gekämpft. Zudem steht das Engagement der Akademiker aus Heidelberg, Göttingen oder Jena für ihr neues Vaterland stellvertretend für die gewaltige Bedeutung der über fünf Millionen deutschen Einwanderer während des 19. Jahrhunderts  für die USA (Korporierte im amerikanischen Bürgerkrieg. WJK-Verlag, Hilden 2008, gebunden, 218 Seiten, 24,90 Euro).

 

Rußlanddeutsche. Dem 1935 im Altai-Gebirge geborenen Geologen Viktor Zimmer muß man eine unglaubliche Hartnäckigkeit bescheinigen. Unter widrigsten Umständen gelang es dem Deutschrussen, die Schule abzuschließen und studieren zu dürfen. In "Ein langer Weg zurück. Eine Kindheit in Rußland" (Geest-Verlag 2008, broschiert, 150 Seiten, 12,50 Euro) blickt der 2000 ins Land seiner Vorfahren Zurückgekehrte auf das Leben der deutschen Familien in der Sowjet­union und die Vielzahl familiärer Schicksalsschläge und stalinistischer Repressionen zurück. Aus seinen Erinnerungen sprechen dennoch der Zauber der Kindheit und die Geborgenheit eines stets bewahrten Zugehörigkeitsgefühls zum deutschen Volk.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen